Ferrari 296 GT3 Evo: Großes Upgrade für den Porsche-Jäger

Ferrari 296 GT3 Evo mit vielen Upgrades
Das ist alles neu am Porsche-Jäger

Zuletzt aktualisiert am 27.06.2025

Die Evo-Versionen in der GT3-Klasse sind oft nur kosmetischer Natur, aber sie spülen als Upgrade-Kit natürlich auch viel Geld in die Kassen der Hersteller. Beim Ferrari 296 GT3 liegt der Fall etwas anders. "Wir haben nach dem Debüt 2023 schon nach wenigen Monaten im Rennbetrieb einige Dinge gefunden, die wir noch besser machen können", erklärt Ferrari-Langstrecken-Sportchef Antonello Coletta.

Damit war klar, dass Ferrari am Ende des dreijährigen Homologationszyklus auf jeden Fall eine Evo-Version des 296 auf Kiel legen würde. "Im Fokus standen dabei vor allem die Aero-Effizienz, die Gesamt-Performance, die Zuverlässigkeit sowie die Einsatz- und Reparaturfreundlichkeit – natürlich alles im Rahmen der vorgegebenen Performance-Fenster der FIA", so Coletta.

Vor allem das neue Aero-Layout sticht sofort ins Auge. Hier blieb kein Stein auf dem anderen: Der Frontsplitter blieb zwar samt mittigem Cut-out relativ identisch, auch wenn das Flügelprofil leicht modifiziert wurde, doch links und rechts kommen jetzt deutlich größere Flics in doppelstöckiger Anordnung zum Einsatz, dazu ein Flap am Frontsplitterende, der die seitliche Luftströmung besser kanalisieren soll.

Ferrari 296 GT3 Evo - Präsentation 2025
Ferrari

296-Evo-Version mit großem Aero-Paket

Außerdem wurde der vordere Teil des Unterbodens auf die neuen Gegebenheiten an der Frontpartie angepasst, wo auch Vortex-Generatoren zur gezielten Lenkung der Luftströmung eingesetzt werden. Auch beim mittig im Vorderbau angeordneten Wasserkühler gab es Änderungen. Hier wurde die Luftströmung so optimiert, dass es weniger Verschmutzung im Kühler gibt. Dazu wurden Schlauchverbindungen verstärkt.

Deutlich optimiert wurden auch die Luftzuführungen für die vordere Bremsenkühlung über größere Naca-Luftschlitze und eine modifizierte Schlauchführung. Dazu wurde die Entlüftung der vorderen Radhäuser über neue Louver und neue Auslässe optimiert. Sogar die Außenspiegel wurden noch einmal aerodynamisch angepasst, um die Überströmung und Umströmung des Fahrzeugs zu verbessern.

Am Heck sind ebenfalls einige Änderungen beim Aero-Konzept mit freiem Auge zu sehen: Das Volumen des Heckdiffusors ist gewachsen, die sogenannten Strakes, die die ausweichende Luft im Expansionskanal kanalisieren, sind jetzt nach außen gerichtet. Der Heckflügel selbst blieb unverändert, allerdings wurde die Aufhängung in Richtung mehr Stabilität getrimmt. Die Heckflügelverstellung bekam einen Schnellverstell-Mechanismus, was fixere Anpassungen beim Aero-Setup erlaubt.

Ferrari 296 GT3 Evo - Präsentation 2025
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Ferrari hat Blick auf Amateure

Ferrari habe mit den Anpassungen gleich mehrere Ziele verfolgt, erklärt die Leiterin der GT-Rennwagenentwicklung bei Ferrari, Benedicte Prioul: "Erstens wollten wir Abtrieb und Performance erhöhen, und dabei die Balance zwischen Vorder- und Hinterachse optimieren. Zweitens wollten wir die Effizienz steigern, um trotz mehr Abtrieb auch hohe Topspeeds zu erreichen."

Als dritten Punkt nennt die Ingenieurin Verbesserungen bei der Aero-Stabilität im Verkehr: "Beim Vorgänger haben wir durch den sogenannten Aero-Washout deutlich Abtrieb verloren, dann beginnt das Auto zu rutschen, was den Reifenverschleiß erhöht. Diese Aero-Sensitivität hat vor allem unsere Amateurfahrer etwas behindert. In der Summe haben wir jetzt auf der Aero-Seite deutlich mehr Spielraum, um das Auto für unterschiedliche Streckentypen feinzutunen."

Ein zweiter wichtiger Fokus der Evo-Version liegt auf der Verbesserung der Service- und Wartungsfreundlichkeit. "Wir haben jetzt für alle Anbauteile die Schnellverschlüsse optimiert, das betrifft zum Beispiel auch den Heckdiffusor, den die Mechaniker mit der neuen Befestigung nun deutlich schneller wechseln können, zum Beispiel nach einer Feindberührung", so Prioul.

Ferrari 296 GT3 Evo - Präsentation 2025
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Ingenieure merzen Kinderkrankheiten aus

Die Italienerin verrät, dass man auch an den mechanischen Setup-Einstellungen nachgelegt hat. "Aufgrund des geänderten Aero-Layouts mussten wir auch die Aufhängungen und ihre Kinematik weiterentwickeln. Im GT3-Sport kommen unterschiedliche Reifen von mehreren Anbietern zum Einsatz. Hier wollten wir uns breiter aufstellen, damit die Kundenteams das Fahrzeug schneller in das perfekte Setup-Fenster bekommen."

Auch bei der Zuverlässigkeit gab es ein paar kleinere Themen, die im Zuge des Evo-Pakets ausgeräumt wurden. Das betrifft zum Beispiel die Kühlung der Ansaugluft, die Kühlung des Getriebes und die Motorraumentlüftung, wo es bei heißen Bedingungen offenbar zu kritischen Temperaturen gekommen ist. Auch die Kühlung der Servolenkung wurde nachgebessert.

Dazu gibt es nun für einige Rennstrecken wie Daytona oder Le Mans neue Gang- und Achsübersetzungen, um hohe Drehzahlen und hohe Topspeeds besser in Einklang zu bringen. Der V6-Biturbomotor mit knapp drei Litern Hubraum und 120 Grad Bankwinkel blieb technisch übrigens völlig unverändert. Schließlich wurde auch noch der Fahrkomfort verbessert: es gibt jetzt eine optimierte Luftzirkulation im Cockpit, dazu wurde die Bedienung über die Schalter vereinfacht.

Ferrari 296 GT3 Evo - Präsentation 2025
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Upgrade-Kit gibt's auch einzeln

Beim Einholen von Kundenfeedback hat natürlich geholfen, dass Ferrari binnen drei Jahren gut 200 Rennfahrzeuge ausliefern und dabei viele Meistertitel und Siege feiern konnte, beispielsweise bei den 24h-Klassikern am Nürburgring und in Daytona. "Der 296 GT3 ist das erfolgreichste Kundensportauto in der Geschichte von Ferrari, wir haben in drei Jahren etwa 140 Siege eingefahren, und darauf sind wir sehr stolz", so Sportchef Coletta. "Das Ziel der Evo-Version bestand darin, ein sehr gutes Produkt noch besser zu machen. Und ich denke, das haben wir auch geschafft."

Das aktuelle GT3-Modell stand mit etwa 650.000 Euro plus Steuern in der Preisliste, die Evo-Version soll angeblich bei deutlich über 700.000 Euro im Markt platziert werden. Obwohl das Evo-Kit extrem umfangreich ausfällt, können bestehende Kundenautos nachgerüstet werden. Der Preis für das Upgrade wurde von Ferrari allerdings noch nicht kommuniziert. Das Debüt der Evo-Version findet 2026 statt, vermutlich beim IMSA-Saisonstart Ende Januar in Daytona.