Gib dem Motorsport Regen und es wird spannend sowie ereignisreich: Christian Vietoris heißt der Überraschungssieger beim DTM-Rennen in Oschersleben. Der Mercedes-Pilot schnappte sich unter regnerischen Bedingungen dank einer cleveren Taktik seiner Crew und dem notwendigen Glück seinen ersten Erfolg in dieser Saison. Mit seinem ersten Platz holte sich der 25-Jährige nicht nur seinen ersten DTM-Triumph sowie 25 Meisterschaftspunkte, sondern streichelte auch die nach dem Auftakt in Hockenheim arg gebeutelte Mercedes-Seele.
Krimi beim DTM-Rennen in Oschersleben
Der zweite DTM-Lauf des Jahres entwickelte sich von Beginn an zu einem echten Krimi. Bereits in der Einführungsrunde begann es bei 14 Grad Außentemperatur leicht zu tröpfeln. Vietoris und sein Markenkollege Daniel Juncadella versuchten die Gunst der Stunde zu nutzen und wechselten noch vor dem stehenden Start auf Regenreifen. Der Poker ging jedoch nicht auf. Zwar regnete es von Runde zu Runde stärker doch bis die Strecke komplett nass war, war die Konkurrenz auf den vorderen Rängen bereits enteilt.
Marco Wittmann behauptete in seinem BMW M4 DTM nach dem Start die Führung, die er durch die Strafversetzung von Miguel Molina geerbt hatte. Dahinter reihten sich Timo Scheider und Adrien Tambay – jeweils im Audi RS5 DTM – nach der ersten Umfahrt ein. In Runde acht wechselte das Führungstrio auf Regenreifen, zwei Umläufe später kam es wegen eines Unfalls von Robert Wickens zur ersten von insgesamt drei Safety-Car-Phasen, was das Feld wieder zusammenführte. Der Besuch bei den Mechanikern hatte für die Spitze und weitere Fahrer aber nicht als obligatorischer Pflichtboxenstopp gezählt, da das Fenster hierfür erst von Runde 17 bis 34 öffnete.
Mercedes-Mann Gary Paffett blieb während des Safety Cars mit Trockenreifen auf der Piste und übernahm die Führung. Doch lange konnte sich der Engländer nicht an der Spitze behaupten. Zunächst versuchte sich Wittmann in Kurve eins an einem Überholmanöver, rutschte aber neben die Bahn und verlor einige Plätze. Wittmann erlitt später Getriebeprobleme und landete nur auf Platz 19.
Glücksgriff von Vietoris, Rockenfeller und Mortara
Besser als der BMW-Fahrer machte es Tambay, der sich nach vorne schob. Paffett fiel Rang für Rang zurück. Nach einem Unfall von Timo Glock, der Mike Rockenfeller rammte und daraufhin im Kiesbett strandete, musste das Safety Car erneut ausrücken. Nach dem Re-Start drehte Jamie Green, der unauffällig auf Platz drei gespült worden war, mächtig auf. Zuerst boxte er sich inklusive fliegender Teile an Timo Scheider vorbei, danach schnappte er sich noch Tambay. Green war nicht aufzuhalten und flog dem Feld um 1,5 bis zwei Sekunden pro Runde davon.
Unmittelbar nach dem Safety Car bogen Vietoris, Rockenfeller und Mortara zu ihrem Pflichtboxenstopp ab und taten damit den goldenen Griff. Denn nach einem Crash von Pascal Wehrlein musste das Rennen in Umlauf 27 erneut neutralisiert werden. Greens herausgearbeiteter Vorsprung war zunichte.
Nun hatte Mortara als 12. die besten Karten auf den Rennsieg, da alle Piloten vor ihm – inklusive Green, der ohne die Unterbrechungen der sichere Sieger gewesen wäre – noch ihren Pflichtstopp absolvieren mussten. Doch der Audi-Pilot musste Rockenfeller und Vietoris passieren lassen. Mit einem beherzten Manöver schnappte sich Vietoris schließlich noch den Champion von 2013 und fuhr nach etwas mehr als 75 Minuten als Erster über den Zielstrich - mit sechs Zehnteln Vorsprung. Die komplette Renndistanz von 51 Runden konnte aufgrund der drei Safety-Car-Phasen nicht absolviert werden.
Hinter Vietoris, Rockenfeller und Mortara landete Paul di Resta im Mercedes auf dem vierten Rang. Dahinter folgten Vorjahressieger Augusto Farfus (BMW), Miguel Molina und Scheider. Gary Paffett belegte den achten Platz, gefolgt von Martin Tomczyk. Den letzten Zähler ergatterte Tambay. Unglücksrabe Green wurde insgesamt 18., nachdem er bei seinem Pflichtboxenstopp neun Minuten vor dem Ende alles riskiert hatte und auf Slicks wechselte. Die Wahl entpuppte sich jedoch als Verzweiflungsakt.
Durch seinen zweiten Rang übernahm Rockenfeller (30) die Führung in der Gesamtwertung vor Vietoris (25) und Wittmann (25).