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Analyse DTM Norisring 2012
Green mit perfektem Tausendstel-Timing

Nach dem aufregendsten DTM-Rennen der letzten Jahre sind noch ein paar Fragen zu beantworten. Zum Beispiel: Wer war wirklich schuld an der Startkarambolage? Wie sauer war Gary Paffett nach dem Rammstoß? Und wie schaffte es Jamie Green, doch noch zu gewinnen?

Jamie Green Mercedes Norisring 2012 DTM
Foto: DTM

Wäre es nach Mercedes-Sportchef Norbert Haug gegangen, wäre das Rennen nicht stehend gestartet worden, sondern durch das Safety-Car. So, wie es in der Formel 1 und auch in der DTM bei regnerischen Bedingungen in den letzten Jahren mehrmals praktiziert worden war. "Doch ich habe dies nicht zu entscheiden", meinte der Württemberger grimmig.

Und so kam es, wie es Haugs Sicht beinahe zwangsläufig kommen musste. Nach 400 Metern sah es in der Grundigkehre aus wie auf einem Autofriedhof. Ein halbes Dutzend Fahrzeuge stand kreuz und quer auf der Piste. Während einige, wie Gary Paffett, das Glück hatten, mit praktisch unbeschädigtem Auto weiterhetzten zu können, war für andere, wie Audi-Mann Mattias Ekström, vorzeitig Feierabend.

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Kollegen geben Farfus Schuld am Startcrash

Für Haug war die Schuldfrage klar: "Gary wurde umgedreht, weil einer der BMW viel zu optimistisch war." Auch Ekström empörte sich über M3-Fahrer Augusto Farfus: "Der wollte neben der Strecke überholen. Es gibt halt Amateure im Profisport die denken, man könne das Rennen in der ersten Kurve gewinnen." Der Brasilianer verteidigte sich: "Ich war nicht schuld. Ich wurde selbst von hinten getroffen."

Tatsächlich zeigten die TV-Bilder, dass es Ralf Schumacher war, der den Brasilianer in der Bremszone touchierte. "Bei mir war ein bisschen Kontakt, ich hatte ein bisschen Kontakt", meinte der Ex-Formel 1-Fahrer später. "So was passiert schon mal bei einem Rennen im Regen."

Auch die Sportkommissare des DMSB schauten sich die strittigen Szenen mehrmals an. Ihr Urteil fiel salomonisch aus: Ein normaler Rennunfall. Die Schiedsrichter entdeckten keinerlei Vergehen. Daher wurde auch keiner der Fahrer wurde bestraft. Es war eine Ironie des Schicksals, dass es letztendlich ausgerechnet der spätere Sieger Jamie Green war, der seinem Kumpel Gary Paffett so in die Parade fuhr, dass der sich drehte.

BMW-Duo profitiert von Startchaos

Die BMW-Fahrer Martin Tomczyk und Bruno Spengler kamen mit Glück und Geschick unbeschadet durch. Der Kanadier amüsierte sich später über das Kuddelmuddel am Start: "Diesmal war ich zur rechten Zeit am rechten Ort. Anders als in Österreich vor vier Wochen. Da war es genau anders herum."

Gary Paffett wurde sofort von Mercedes-Technikchef Gerhard Ungar per Funkspruch getröstet: "Kein Problem. Das Rennen ist doch noch lang." Doch die Botschaft kam nicht wirklich an bei dem Briten. "Ich war unglaublich sauer", gab der sonst immer so besonnen auftretende Paffett nach dem Rennen zu. "Gut dass es erst mal eine Safety-Car-Phase gab. Da konnte ich mich ein bisschen sammeln."

Danach startete Paffett mit frischem Mut eine bemerkenswerte Aufholjagd, die erst auf Rang vier endete. "Gary hat seinen Vorsprung in der Tabelle auf den besten Nicht-Mercedes sogar um einen Punkt ausgebaut", warf Zahlenjongleur Haug ein. "Von 36 auf nunmehr 37 Punkte. Großartig."

Schumacher von Elektronik genarrt

Der große Profiteur des Chaos-Starts war Ralf Schumacher. Doch die Freude über die Führungsrunden hielt nicht lange an. Denn plötzlich zickte die Elektronik seiner C-Klasse. Ohne Vorwarnung stellte der V8 die Arbeit ein, ließ sich aber nach ein paar Augenblicken wieder starten. Der Deutsche fiel zunächst auf Platz vier zurück. Nach 45 Runden war dann endgültig Feierabend. Schumi 2 gab entnervt auf.

Nach 50 Runden sah es so aus, als würde BMW einem sicheren Doppelsieg entgegen fahren. Tomczyk hatte zu diesem Zeitpunkt bereits 10,5 Sekunden Vorsprung auf Green. Die Strecke trocknete immer mehr ab - und plötzlich schlug Greens große Stunde: Nach dem zweiten Durchgang der Pflicht-Boxenstopps, die bei allen Top-Fahrern vorzüglich klappten, fuhr der Brite wie entfesselt: Nach 71 Runden hatte er nur noch 7,0 Sekunden Rückstand.

In der Kalkulation der Teams gab es eine Unbekannte: Keiner wusste genau, wann das Rennen zu Ende geht. Klar war nur, dass die ursprünglich geplante Distanz von 82 Runden nicht gefahren wird. Stattdessen kam das Zeitlimit von 75 Minuten zum Tragen. Nach 78 Runden zeigte der der Rennleiter die karierte Flagge.

Tomczyk verteidigt nicht hart genug

Unmittelbar zuvor war es Green gelungen, seinen Gegner Tomczyk zu übertölpeln. Die Blaupause für dieses spektakuläre Manöver hatte Laurent Aiello im Jahr 2002 an gleicher Stelle geliefert, als er in ähnlicher Manier Bernd Schneider überholte. Der Mercedes-Pilot wurde damals angeblich von gelben Flaggen in der Zielkurve abgelenkt. Der DTM-Legende nach war es aber nur Audi-Teamchef Hansjürgen Abt, der im gelben Hasseröder-Shirt hinter der Leitplanke stand.

"Am Ende wusste ich nicht recht wie lang das Rennen noch geht", meinte Tomczyk. "Ich dachte, dass wir noch eine Runde haben. Wenn ich es gewusst hätte, dass wir in der letzten Runde sind hätte ich mich wahrscheinlich etwas härter verteidigt."

Greens Siegerzeit betrug 1:15.00,005 Stunden. Wäre also Green nur um sechs Tausendstelsekunden schneller gewesen, hätte man noch eine Runde dranhängen müssen. Ein Konter von Tomczyk wäre allerdings extrem unwahrscheinlich gewesen: Denn der BMW-Fahrer war in den letzten Runden fast eine Sekunde langsamer gewesen als der heranstürmende Green.

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