DTM soll überleben: GT3-Autos statt Class One

DTM soll überleben
GT3-Autos statt Class One

Veröffentlicht am 19.09.2020
Gerhard Berger - GP Österreich 2020 - Formel 1
Foto: xpb

Über vier Monate kämpfte Gerhard Berger für den Erhalt der DTM. Offenbar mit Erfolg. Die Rennserie soll auch 2021 weiterbestehen, allerdings mit GT3-Autos statt der aktuellen Rennwagen fahren, die praktisch nichts gemein haben mit ihren Serienverwandten. Das gab der Österreicher nach dem elften Saisonrennen am Nürburgring bekannt.

"Während der letzten Monate haben wir in komplexen Verhandlungen verschiedene strategische Optionen für die Zukunft der DTM diskutiert. In den vergangenen Tagen habe ich sehr konstruktive Gespräche mit Audi und BMW geführt", erklärte Berger. "Beide Hersteller ermöglichen, dass ich die volle Verantwortung für die Zukunft einer Rennserie übernehme, in der vorerst in erster Linie GT-Autos zum Einsatz kommen."

Berger führt allein Geschäfte

Die DTM soll unter dem Dach der ITR fortgeführt werden. Allerdings ohne Beteiligung der Hersteller. Audi und BMW scheiden am Saisonende aus der ITR aus. Berger führt dann allein die Geschäfte und trägt die wirtschaftliche Verantwortung. Der ehemalige Formel 1-Fahrer und Rennleiter von BMW und Toro Rosso hält beide Hersteller trotzdem an Bord. Berger zufolge haben sowohl BMW als auch Audi zugesagt, beim Aufbau der professionellen Sprint-Rennserie auf GT3-Basis mitzuhelfen.

"Künftig werden nicht mehr die Werke, sondern eigenständige professionelle Privatteams auf der Plattform um Siege fahren. Wichtig war mir, dass sich beide Hersteller zu diesem Konzept bekennen, damit hier auch die GT-Modelle dieser Marken fahren werden. Die Zusage habe ich." Ein bisschen verwunderlich ist es in diesem Zusammenhang, dass weder Audi noch BMW am Samstagabend selbst den Weg in die Öffentlichkeit suchten. Beide Hersteller schwiegen.

Nach der Ankündigung Audis im April, der DTM in der heutigen Form den Rücken zu kehren, war der Umbau auf ein GT-Format der einzige Rettungsanker. Auch wenn es dem Chef selbst missfällt. Berger machte nie einen Hehl daraus, dass ihm vor allem die Balance of Performance bei den GT-Autos nicht gefalle. Darüber werden verschiedene Fahrzeugkonzepte so gegeneinander ausgeglichen – zum Beispiel über Beschränkungen an Motor oder durch Zuladung von Gewicht – damit sie in fairen Wettbewerb treten können.

DTM - Norisring 2019 - Rennen
Wilhelm

Privatteams statt Hersteller-Serie

Stattdessen glaubte Berger lange daran, die DTM mit der japanischen SuperGT zusammenzubringen. Der Österreicher hoffte, dass das gemeinsame Class-One-Reglement eines Tages dazu führen werde, dass die japanischen Hersteller Nissan, Toyota und Honda nach Europa kämen. Das Pflänzchen wuchs dafür zu langsam. Spätestens nach Audis angekündigtem Rückzug war klar, dass die DTM entweder schließen wird oder sich umorientieren muss. Letzteres soll passieren.

2021 soll es zu einem radikalen Schnitt kommen. Die DTM erfindet sich neu. Das neue Konzept, das professionelle Privatteams in die Tourenwagenserie bringen soll, damit die nicht mehr allein von Herstellern abhängig ist, soll auf den Namen GT-Pro getauft werden. Noch gibt es wenig Konkretes. Bergers Aussage, der von einer Rennserie spricht, "in der vorerst in erster Linie GT-Autos" teilnehmen, lässt aufhorchen. Was bedeutet vorerst? Will man im ersten Jahr etwa unterschiedliche Fahrzeuge in einem Feld mischen?

Audi hat mit dem R8 zwar ein GT3-Auto, doch bei BMW ist der Fall ein anderer. Die Münchner stehen vor einem Modellwechsel, von M6 auf M4 GT3. Das dürfte zeitlich nicht reichen, um 2021 in der DTM am Start zu stehen. Audi-GT3 allein reichen nicht. Da muss mehr kommen. Interessenten an seiner professionellen Sprint-Rennserie auf GT-Basis nennt Berger noch keine. Dafür braucht es zuerst ein stichhaltiges Konzept, das in den nächsten Wochen ausgearbeitet werden soll. Eine Konkurrenzsituation zur ADAC GT Masters sieht der DTM-Chef nicht.

Berger bedankt sich bei Audi und BMW für ihre Mithilfe, die DTM als Plattform zu erhalten und Arbeitsplätze zu sichern. "Mein ausdrücklicher Dank geht an die Hersteller: Sie haben mit ihrer Entscheidung nicht nur maßgeblich zum Erhalt der Arbeitsplätze der ITR und der DTM-Partner beigetragen, sondern ermöglichen damit auch den Fans und Unterstützern weiterhin Motorsport auf Topniveau. Nun freue ich mich darauf, mit unseren starken Partnern wie Sat.1 eine nachhaltige Zukunftsstrategie zu erarbeiten, die die Fans begeistern wird."