Deutschland Rallye 2012: Deutschland bleibt Loeb-Land

Deutschland Rallye 2012
Deutschland bleibt Loeb-Land

Veröffentlicht am 27.08.2012
Rallye Deutschland, Loeb, Siegerpodest 2012
Foto: xpb

Die Konkurrenz durfte nicht nicht einmal am Sieg schnuppern. Schon zu Beginn zeigte der Rekord-Weltmeister im Citroën DS3 WRC mit drei Bestzeiten, wer der Herr im Hause ist. Zum zehnten WM-Jubiläum hatte sich der Elsässer zwischen Moseltal und Hunsrück eine trockene Rallye gewünscht, was wie üblich nicht in Erfüllung ging. Ein schwerer Schauer überraschte das Feld am Samstagmorgen. Sämtliche Topfahrer hatten mit der harten Michelin-Mischung die falschen Reifen aufgezogen und begaben sich auf eine schwierige Rutschpartie, die Loeb am besten meisterte. Dabei hatte der Franzose das Glück des Tüchtigen: Als Erster auf der Piste kam er halbwegs trocken durch, während sich der Rest durch schweres Wetter kämpfte. Eines der Opfer war Ford-Mann Jari-Matti-Latvala, der in eine Wiese rutschte und eine Minute verlor, bis er seinen Fiesta WRC befreien konnte.

Konkurrenz eliminiert sich selbst

Teamkollege Petter Solberg konnte Loeb bis kurz vor Halbzeit halbwegs folgen, doch auf der berüchtigten Prüfung Panzerplatte auf dem Truppenübungsplatz Baumholder demontierte sich der Norweger ein Rad und so war der Tag für ihn gelaufen. Auch der von Nachwuchs-Fahrer Ott Tänak, der Citroën von Youngster Thierry Neuville und der Mini des zuvor drittplatzierten Daniel Sordo überstanden die 46 Kilometer lange Betonpiste im Hunsrück nicht.
 
Latvala erbte Rang zwei, lag aber mit eineinhalb Minuten aussichtslos zurück. Der Finne pokerte am Nachmittag der zweiten Etappe mit weichen Reifen. "Wenn es trocken bleibt, verlieren wir nach unserer Berechnung höchstens zwölf Sekunden, wenn es regnet pro Prüfung bis zu einer halben Minute", rechnete Reifeningenieur George Black vor. Doch Regentänze muss der Schotte noch üben, es blieb trocken.
 
Erst am letzten Morgen setzten Regen und Windböen Fans und Fahrern wieder zu. Die Topleute beschränkten sich auf Ergebnissicherung. Mikko Hirvonen lag zwar vor der letzten Etappe im zweiten Werks-Citroën nur eine halbe Minute hinter Landsmann Latvala, mühte sich aber mangels Asphalterfahrung im DS3 vergebens und wurde Dritter. "Wir Finnen werden auf Asphalt wohl erst gewinnen, wenn Loeb aufhört", bekannte der Finne.
 

Deutsche Nachwuchsmänner ohne Fortune

Der Norweger Mads Östberg konnte das Tempo der Werksfahrer nicht mitgehen, holte sich aber als Vierter wieder einmal den Rang des besten Privatiers. Konkurrent Evgeny Novikov war mit deformierter Hinterachse schon am ersten Tag gestrandet. Fünfter wurde WM-Rückkehrer Chris Atkinson im Werks-Mini. Der Australier ersetzt für den Rest der Saison den Portugiesen Armindo Araujo, der gerichtlich gegen seine Entlassung vorgehen will. Es ging gar das Gerücht um, dass es aus Portugal Morddrohungen und in Trier eine permanente Polizeieskorte für Atkinson gegeben habe, doch das stritt "Atko" grinsend ab.
 
Wenig zu lachen hatten die beiden deutschen Nachwuchsmänner Hermann Gaßner Junior und Sepp Wiegand. Gaßner kassierte durch einen Stau unverschuldet 50 Strafsekunden, demolierte am Skoda Fabia bei der Aufholjagd eine Aufhängung in Baumholder und erlitt zusätzlich einen Reifenschaden. Wiegand hielt sich beim ersten Auftritt im VW-Werksteam neben den Stars Sébasien Ogier und Andreas Mikkelsen tapfer, musste aber mit gebrochenem Querlenker am Sonntagmorgen aufgeben. "Ich bin wirklich nirgendwo drübergefahren", schwor der Sachse und wollte umgehend an den Tatort zurück, um nach versteckten Hindernissen im Gras Ausschau zu halten. Bis zum Ausfall lag Wiegand auf Rang vier der Super 2000-Kategorie, wo vorn die Teamkollegen in beeindruckendem Tempo die stärkeren World Rally Cars ärgerten. Mikkelsen holte für den Volkswagen-Skoda zum vierten Mal einen siebten Gesamtrang. Vorjahresgesamtsieger Sébastien Ogier war noch schneller und holte mit Rang sechs das beste S2000-Ergebnis bei einem WM-Lauf. Die gute Laune konnte dem Franzosen allenfalls ein paar minderjährige Autogrammjäger verleiden, die ihn beharrlich fragten: "Sind Sie Sébastien Loeb?"
 
Ausgerechnet der deutsche WM-Lauf, der seit dem Erlangen des WM-Prädikats 2002 in vielerlei Hinsicht Maßstäbe in Sachen Sicherheit gesetzt hat, wurde bereits beim Shakedown am Donnerstag von einem schweren Unfall überschattet, als ein abgerissenes Rad am Subaru des Peruaners Nicolas Fuchs eine Zuschauergruppe traf und einen Mann lebensgefährlich am Kopf verletzte. Am Samstagmorgen vermeldete der Veranstalter, dass der verletzte Ehemann einer Landtagsabgeordneten der Grünen bei Bewusstsein und auf dem Weg der Besserung sei.