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Dakar Blog: Tag 12
Nordkoreanische Verhältnisse bei der Dakar

Auch auto motor und sport ist bei der Rallye Dakar 2011 live dabei. Reporter Claus Mühlberger versorgt Sie in seinem Blog täglich mit den heißesten Geschichten aus dem Biwak. Tag 12: Zwei schwere Unfälle am schwarzen Donnerstag.

Dakar 2011 - Mitsubishi
Foto: Bodo Kräling

Zehn Rallyetage ging alles gut bei der Dakar 2011. Natürlich gab´s ein paar Unfälle, doch es blieb bei kleinen Blessuren. Aber am Donnerstag, den 13. Januar, dem elften Rallyetag, schlug das Schicksal zu. Bei einem Zusammenstoß mit einem Rallye-Auto starb ein Landarbeiter in seinem Kleinlastwagen. Auch das Volkswagen-Team hatte einen Unfall: Auf der Fahrt zwischen dem Hotel und dem Biwak stieß ihr 20-Sitzer-Bus mit einem Kleinwagen zusammen. Dessen Fahrer kam Gott sei dank mit dem Leben davon.

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Gedrückte Stimmung im Biwak

Morgens um sieben, kurz nach Sonnenaufgang, kamen die VW-Fahrer samt den Co-Piloten an jenem verhängnisvollen Donnerstag zum Dienst im Biwak von Chilecito/Argentinien.. Doch die Stimmung war anders als sonst. Keiner war zu Witzchen aufgelegt, alle blickten ernst drein. Carlos Sainz ließ sich den Fuß versorgen, Nasser Al-Attiyah massierte sich den Rücken. Gegenüber den Journalisten, die neben der VW-Wagenburg campiert hatten und die gerade ihre Zelte und Schlafsäcke auf ihre Begleit-Amaroks packen, wollte zunächst keiner mit der Sprache herausrücken.

Ein paar Minuten später sickerte jedoch durch: Der von einem einheimischen Fahrer gesteuerte Bus war heftig mit einem Kleinwagen kollidiert, dessen Fahrer die Vorfahrt missachtet hatte. Zunächst sah es übel aus der Unfallstelle: "Der Fahrer hat geblutet, der Arm hing aus dem Fenster und er hat sich nicht bewegt", berichtete Al Attiyahs Copilot Timo Gottschalk am Abend. Da hatte es schon Entwarnung aus dem Krankenhaus gegeben: Der Unglücksfahrer kam mit einem Kieferbruch und Gesichtsverletzungen noch relativ glimpflich davon.

Tödliche Kollision auf der Landstraße

Nur ein paar Kilometer von jener Stelle, wo der VW-Bus gerammt wurde, ereignete sich an jenem unseligen Donnerstag noch ein Unfall. Leider mit tragischen Folgen. Um 06:10 Uhr, da war es noch dunkel, stieß ein Rallyeteilnehmer, der Argentinier Edoardo Amor, auf einer gut ausgebauten Landstraße mit einem etwa 40 Jahre alten Pickup zusammen. Dessen Fahrer, der 42-jährige Landarbeiter Marcelo Reales, wurde schwer verletzt. Reales wurde von einem Hubschrauber des Rallyeveranstalters ASO schnell in das nahe gelegene Krankenhaus von Tinogasta geflogen, starb aber wenig später. Die Crew des Toyota Hilux blieb unverletzt.

Über den Unfallhergang war zunächst nichts Genaues zu erfahren. Der Staatsanwalt nahm Ermittlungen auf. Fakt ist: Der Zusammenstoß ereignete auf der Fahrt ins Biwak in Chilecito. Amor und Beifahrer Alejandro Fenoglio waren am Vortag um 14:00 Uhr in die schwierige Sonderprüfung in den weißen Dünen rund um Fiambala gestartet. Zuvor hatten sie bereits die rund 500 Kilometer lange Verbindungsetappe über den 4.800 Meter hohen Paso San Francisco bewältigt.

Spielte Übermüdung eine Rolle?

Es steht zu vermuten, dass Amor/Fenoglio zum Zeitpunkt den Unfalls bereits mehr als 24 Stunden unterwegs waren, teilweise in extrem schwierigem Gelände. Spielte Übermüdung eine Rolle? Diese Frage ist momentan nicht zu beantworten. Fakt ist lediglich: Am Rallyeauto waren nur relativ geringe Schäden zu sehen. Das linke Vorderrad war heraus gerissen, die Front beschädigt. Der offenbar mindestens 40 Jahre alte Pickup des unglücklichen Unfallgegners zerbrach in mehrere Teile. Die Fotos von lokalen Fotografen zeigen auch, dass der Pickup sehr wahrscheinlich nicht mit Sicherheitsgurten ausgerüstet war.

Mit dem tragischen Unfall, der in den argentinischen Medien übrigens nur am Rande erwähnt wurde, ging der Veranstalter korrekt um: Innerhalb kurzer Zeit veröffentlichte Amaury Sport Organisation (ASO) ein Communiqué mit den wichtigsten Facts.

Vorwürfe an die VW-PR-Abteilung

In puncto VW-Unfall agierte ASO jedoch sehr merkwürdig. Nach dem die VW-PR-Abteilung (völlig korrekt!!) eine Pressemitteilung über den Unfall herausgeschickt hatte, sahen sich die Volkswagen-Männer plötzlich mit Vorwürfen seitens des französischen Dakar-Veranstalters konfrontiert. Zwei leitende ASO-Herren machten den VW-Männern Vorhaltungen nach dem Motto: "Hat das wirklich sein müssen, dass Ihr die Sache so hoch aufhängt?"

Dieses Verhalten ist borniert, feige und dumm. Offenbar herrscht in der Amaury Sport Organisation eine Denkweise, wie man sie eher Staaten à la Nordkorea zutrauen würde. Besonders pikant: Die Mutter-Firma von ASO ist ein Presseverlag. Die Amaury Sport Organisation, die Mitte der neunziger Jahre die kommerzielle Rechte an der Rallye von Gilbert Sabine, dem Vater des tödlich verunglückten, charismatischen Dakar-Gründers Thierry Sabine gekauft hatte, sollte es eigentlich besser wissen. Die Dreistigkeit, Volkswagen in dieser Sache Vorhaltungen zu machen, das eine Schande. Für ein Presseunternehmen erst recht.

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