Dakar 2015 Blog 5: Toyota macht weiter Druck auf Al-Attiyah

Dakar 2015 Blog 5
Toyota macht weiter Druck auf Al-Attiyah

Veröffentlicht am 12.01.2015

Ein Pickup in engeren Sinne ist der Toyota Hilux eigentlich nicht. Denn zu einem anständigen Pickup gehört eine anständige Ladefläche. Und die sucht man bei den in Südafrika gebauten Prototypen des Teams Hallspeed vergeblich. Von der Seite betrachtet, gaukelt der Hilux die serienmäßige Form vor. Doch wer hinten dem Hilux steht, sieht – nicht viel, außer ein paar Verstrebungen.

Denn dort im Heck, wo im letzten Jahr noch die Ersatzräder stehend mitreisten, herrscht nun Leere. Die Reservereifen werden nun unter die Sitze geschoben. Dies ergibt eine wesentlich günstigere Gewichtsverteilung. Immerhin bringt ein Rad rund 30 Kilo auf die Waage.

Toyota mit mehr Leistung und weniger Gewicht

Die zweite wesentliche Verbesserung erreichte Toyota am Grünen Tisch - dank ausdauerndem Reklamieren über die im Vergleich zum Mini-Diesel geringere Motor-Power. Die gütigen Herren des Weltverbands FIA billigten dem Toyota-Benziner einen größeren Luftmengenbegrenzer zu. Der V8 mit fünf Litern Hubraum leistet jetzt 380 PS, etwa 30 PS mehr als bisher. Zum Vergleich: Der Dreiliter-Diesel des Mini bringt es auf 330 PS, verbucht allerdings aber beim Drehmoment prinzipbedingt nach wie vor ein leichtes Plus. 800 Newtonmeter – das ist ein Wort.

Noch eine weitere Regeländerung spielt Toyota in die Karten: Das Mindestgewicht des Hilux liegt neuerdings um 100 Kilo unter demjenigen der Mini. Wegen des höheren Kraftstoffverbrauchs müssen die Toyota allerdings mehr tanken. Dieses Handicap wird allerdings logischerweise umso geringer, je mehr sich die Wertungsprüfung ihren Ende zuneigt. Bei den Reifen und den Stoßdämpfern herrscht Gleichstand. Mini und Hilux rollen auf Michelins und die Dämpfer kommen vom holländischen Spezialisten Reiger.

"Das Auto fährt viel, viel besser als der letztjährige Hilux“, sagt Giniel de Villiers. "Jetzt können wir endlich auf Augenhöhe mit den Mini kämpfen. Das ergibt für mich zusätzliche Motivation.“ Am Ruhetag liegt der Südafrikaner mit seinem deutschen Beifahrer Dirk von Zitzewitz auf Platz zwei, nur acht Minuten hinter Spitzenreiter Nasser Al-Attiyah im Mini.

Al-Attiyah fährt ohne Druck

Rückendeckung bekommt de Villiers von einem Überraschungsmann: Der Araber Yazeed Al Rajhi, der seine erste Dakar-Rallye bestreitet, hat mit 18 Minuten Rückstand durchaus noch Siegchancen. Ein großer Pluspunkt für Al Rajhi ist der erfahrene deutsche Navigator Timo Gottschalk. "Timo gehört für mich zu den besten fünf Co-Piloten der Welt“, strahlt Al-Rajhi. "Er bremst mich nicht. Das ist gut. Denn wenn ein Co-Pilot versucht, seinen Fahrer zu bremsen, ist man zu langsam.“

Mini-Mann Nasser Al-Attiyah lässt sich von den drängelnden Toyota nicht kirre machen. Der Katari musste allerdings in Bolivien schwer kämpfen. "Wegen der dünnen Luft bekam ich fürchterliches Schädelbrummen. Bei jedem Schlag, bei jedem Loch und bei jeder Bodenwelle dachte ich, dass mir gleich der Kopf abgerissen wird." Dazu gesellte sich böse Übelkeit. Dreimal musste sich Al-Attiyah in Bolivien übergeben.

Abends, am Pazifikstrand von Iquique, sah die Welt für Al-Attiyah dann schon wieder ganz anders aus. "Ich brauche jetzt erst mal ein anständiges Steak", brummte er. "In den letzten zwei Tagen hatte ich nichts außer Tee und Suppe." Druck? "Ach was", sagt der Katari. "Ich weiß doch, dass ich schneller fahren kann als die anderen, ohne allzu große Risiken einzugehen."