Es könnte eines der größten Comebacks seit Lazarus werden. Noch vor zwei Tagen hat kaum jemand ernsthaft geglaubt, dass Stéphane Peterhansel den dritten Dakar-Sieg in Folge holen könnte. Mehr als halbe Stunde Rückstand hatte der Franzose auf seinen Mini-Teammate Nani Roma in Salta. Eine solche Differenz ist heutzutage bei der Dakar kaum noch aufzuholen, sofern nicht gerade die Sonne vom Himmel fällt oder die Technik des Mini All4 streikt. Beides ist aber extrem unwahrscheinlich. Die Rallye-Mini sind trotz grober Behandlung durch die Piloten so zuverlässig, dass selbst die Kollegen aus der Serie noch was lernen könnten.
Bruderkampf im Mini-Team
"Wenn du eine halbe Stunde hinten liegst, dann war's das", sagte der Peterhansel vor der Rallye. "Seit die Dakar in Südamerika ausgetragen wird, ist sie ein Sprint. Früher, in Afrika, da war eine halbe Stunde so gut wie nichts."
Noch sind vier Etappen zu fahren, darunter zwei schwere Atacama-Prüfungen mit jeweils mehr als 600 Kilometern. Nur noch 12 Minuten und zehn Sekunden haben Roma/Perin Vorsprung auf Peterhansel. Das ist nicht viel, wenn noch mehr als 1.500 Kilometer anstehen.
Am Fuße der gigantischen Düne von Iquique, am Ziel der neunten Wertungsprüfung, machte sich der sonst so nette Monsieur Peterhansel einen Spaß daraus, den Kollegen Roma psychologisch abzugrätschen. "Nani ist in einer Situation, wo er eine Menge zu verlieren hat", sagte Peterhansel, nachdem er dem Spanier elf Minuten abgeknöpft hatte und zeigte ein maliziöses Lächeln. "Für den Rest der Rallye bin ich sehr zuversichtlich."
Teambesitzer Sven Quandt will sich beim Mini-Bruder-Duell mit der Rolle des fingernägelkauenden und mitfiebernden Zuschauers begnügen. Stallregie ist bei X-Raid kein Thema. Quandt hat stets betont: "Ich mische mich in den Konkurrenzkampf der Fahrer nicht ein. Jeder kann so schnell fahren wie er will."
Roma und Peterhansel sind faire Partner
Mit allzu harten Bandagen wird der Bruderkampf der Mini-Fahrer jedoch sicherlich nicht ausgetragen. Als ehemalige Motorradfahrer kennen und respektieren sich Peterhansel und Roma schon seit Jahrzehnten. Sie verstehen sich so gut, dass sie sich sogar im Biwak ein Campmobil teilen. Nicht einen dieser rollenden, 20 Meter langen Sultanspaläste, wie ihn sich der chilenische Mini-Privatier Boris Garafulic jeden Tag ins Biwak bringen lässt, sondern einen ganz bescheidenen Mittelklasse-Hymer. Einer schläft hinten, der andere muss in den Alkoven hochklettern.