Es gibt kaum ein Auto in der Nürburgring Langstrecken-Szene, das so polarisiert wie der Dacia Logan des Teams "Ollis Garage". Die einen vergöttern ihn, die anderen sind der Meinung, er habe beim 24h Rennen Nürburgring nichts verloren. Der heftige Unfall des Dacias am Sonntagmorgen heizte die Diskussionen noch einmal an. Kein Wunder, schwingen doch viele Emotionen bei diesem Thema mit. So wie beim Team selbst auch.
Schon vor dem Start spielten sich dramatische Szenen ab. Zu Beginn der Einführungsrunde fing der blau-orangene Renner, in dem ein 230 PS starker Turbomotor aus dem Renault Mégane arbeitet, plötzlich an zu stottern. Auf den TV-Bildern war zu sehen, wie die Sportwarte mit vereinter Kraft am Heck anpackten und das Auto anschoben. Mit Erfolg: Der Dacia konnte sich nach einem Umlauf um den Grand-Prix-Kurs in die Box retten.
Dort stellte man fest: Der Nockenwellensensor hatte aufgrund der Hitze den Geist aufgegeben. Das Kuriose: Am Ende halfen zwei Azubis eines Sponsors aus, die den Nockenwellensensor ihres Renault Captur ausbauten, mit dem sie angereist waren. Und siehe da: Der Dacia Logan rollte wieder. Lediglich in der Nacht musste man 45 Minuten aussetzen, weil eine defekte Antriebswelle repariert werden musste.

Bei den Fans zählt der Dacia zu den Lieblingen.
Unfall am Sonntagmorgen
Das große Drama kam erst am Sonntagmorgen. Auf den TV-Bildern war zunächst nur eine Staubwolke zu sehen. Bei näherem Betrachten war klar: Es hat den Dacia erwischt. "Ich wusste direkt, dass es schlimm ist", sagte Teamchefin Sabine Kriese. "Ich habe es an Martins Stimme am Funk gehört."
Martin Kaffka, der zu diesem Zeitpunkt im Auto saß, hatte eine besonders emotionale Verbindung zu dem Projekt. Denn er war es, der den Rennzwerg nach dem Unfall im Jahr 2023 gratis folierte und danach gemeinsam mit dem Team Schritt für Schritt seine Permit machte. Es war sein erstes 24h-Rennen Nürburgring, mit dem für ihn ein Traum in Erfüllung ging, der ihn auf dem Weg zum Adenauer Racing Day sogar zu Tränen rührte.
Mit dem Helikopter ins Krankenhaus
Kaffka sagte zunächst nur: "Unfall, Unfall, das Auto ist Schrott." Danach wurde die Verbindung unterbrochen. Es war der Moment, in dem Sabine Kriese Angst bekam, der Fahrer könnte sich schwer verletzt haben. Doch dann Entwarnung: Er konnte selbst aussteigen.
Trotzdem wurde er zur Sicherheit mit dem Helikopter zu medizinischen Checks ins Uniklinikum in Bonn geflogen. Denn Kaffka hatte bereits einen Bandscheibenvorfall, klagte über Rückenschmerzen. Ein Transport mit dem Krankenwagen hätte eine Stunde gedauert. Am Sonntagabend hat er sich schließlich selbst entlassen, als klar schien, es ist nichts Schlimmeres passiert.
Doch wie kam es um kurz vor 9 Uhr überhaupt zu dem Unfall im Streckenabschnitt Flugplatz mit dem Walkenhorst Aston Martin Vantage GT4 von Aris Balanian? Die TV-Bilder geben wenig Aufschluss. Offenbar hatte Kaffka kurz zuvor ein schnelleres Auto überholen lassen. Kurz darauf kollidierten der von hinten heranfliegende Aston Martin und der Dacia. Der Aston krachte in die Planke und beim Zurückfliegen traf er den Dacia. Eine Strafe gab es nicht, insofern dürfte es sich um einen Rennunfall gehandelt haben.

Ersatzteile für den Dacia Logan sind knapp. Das weiß Teamchef Oliver Kriese aus Erfahrung.
Ersatzteile sind knapp
Die Frage lautet nun: Wie geht es mit dem Dacia weiter? Die Karosse ist nicht mehr zu retten. Zwar hat das Team noch Material, um ein neues Auto aufzubauen, aber Teamchefin Kriese ist zögerlich: "Ich habe diese Unfälle nun schon zwei Mal erlebt. Ich weiß nicht, ob ich das noch mal durchstehen will."
Doch während sie das sagt, nehmen ihr Mann Oliver Kriese und seine Helfer das Auto schon auseinander und schauen, was übrig geblieben ist. Plant man also doch ein Comeback bei NLS 5? "Das steht noch nicht fest. Wir müssen uns erstmal einen Überblick verschaffen. Zumal wir dann bei einem weiteren Problem keine Ersatzteile mehr hätten."