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Corvette Pace Car Collection
Die bunte Sammlung kostet siebenstellig

Das US-amerikanische Auktionshaus Mecum versteigerte 18 echte und nachgebildete Indy-500-Pace-Cars aus einer privaten Sammlung. Die penibel gepflegten Corvettes sind nicht nur ein Rückblick auf 44 Jahre Renngeschichte, sondern zeichnen auch die Evolution des ikonischen US-Sportwagens nach.

Dr. Richard Foster Corvette Pace Car Collection
Foto: Mecum Auctions

Alles begann am 31. Mai 1954. Der zwölfjährige Richard Foster besuchte an diesem Tag zum ersten Mal das 500-Meilen-Rennen von Indianapolis und wurde sofort in den Bann des Highspeed-Spektakels gezogen. Zusammen mit 175.000 anderen Zuschauern verfolgte er enthusiastisch das Geschehen auf dem 2,5-Meilen-Oval und jubelte dem späteren Sieger Bill Vukovich zu – für viele bis heute der größte Fahrer der Indy-Geschichte. Es war der Anfang einer Faszination, die den mittlerweile 80-Jährigen bis heute nicht losgelassen hat und die Grundlage für eine außergewöhnliche Sammlung legte.

Unsere Highlights

Während andere Rennfans Modelle, Poster oder auch Autogramme sammeln, entschied sich der Arzt aus der Nähe von Indianapolis nämlich dazu, Pace-Cars zu sammeln. Also das US-amerikanische Gegenstück zu den europäischen Safety-Cars, das zunächst nur das Feld ins Rennen führte – also die "Pace" vorgab –, später aber auch die Neutralisierung nach Unfällen übernahm. Viele Rennsport-Historiker machen deshalb die Vereinigten Staaten als Herkunftsland des weltbekannten Rennleitungsfahrzeugs aus und erklären Indianapolis zu seinem Geburtsort.

Jubiläum für Chevy: 20 Jahre Indy

Dort kamen Pace-Cars schon seit dem ersten 500-Meilen-Rennen im Jahr 1911 zum Einsatz und wurden schnell Teil der Tradition. Die Hersteller wurden im Laufe der 111 Jahre jedoch mehrmals gewechselt. Unter anderem durften schon legendäre Modelle wie der Pontiac Trans Am, der Ford Mustang und der Dodge Challenger die Aufwärmrunden anführen. Die Marken feierten dies mit entsprechenden Sondermodellen, die sich mit dem Segen des Indianapolis Motor Speedway sogar offiziell als Pace-Car bezeichnen dürfen.

Indy 500 Corvette Pace-Cars - Indianapolis Motor Speedway
IndyCar
Seit dem Jahr 1911 kommen Pace-Cars beim 500-Meilen-Rennen von Indianapolis zum Einsatz.

Seit 2002 ist ununterbrochen Chevrolet am Zug. Zum Einsatz kommen meist brandneue Corvette-Modelle. Und hier kommt auch unser Doktor mit dem hartnäckigen Renn-Virus wieder ins Spiel. Richard Foster ist nämlich auch ein großer Fan des GM-Sportwagens. Dementsprechend machte er es sich zur Aufgabe, seine "normale" Autosammlung um Pace-Cars und ihre Replika-Versionen aus verschiedenen Jahrzehnten zu erweitern. Die älteste "Vette" stammt aus dem Jahr 1978 und lief gerade einmal 50 Meilen. Die neueste wird aktuell noch gebaut und dem Auktionsgewinner zugeschickt.

Sonderedition für je einen Händler

Obwohl der älteste Vertreter der Sammlung, eine C3, immerhin 6.502-mal gebaut wurde, bringen er und seine 6.501 Gegenstücke eine einmalige Geschichte mit sich: Sie sind Teil der allerersten Corvette-Pace-Car-Kollektion, von der jeder Chevy-Händler je einen Ableger bekam. Bis zum Jahr 1978 vertraten Modelle wie der Fleetmaster, der Bel Air und natürlich der Camaro stattdessen an der Spitze Chevrolet. Als langjähriges Museumsstück ist der Sportwagen gut erhalten, was verschiedene Zertifikate belegen. In der Front des über 187 PS starken Sammlerstücks arbeitet ein L48-350-V8. Verschiedene Sticker und Schriftzüge weisen auf den besonderen Hintergrund hin.

Dr. Richard Foster Corvette Pace Car Collection - Corvette C3 (1978)
Mecum Auctions
Die legendäre Chevrolet Corvette gab erst im Jahr 1978 ihr Indy-Debüt.

Auch die zweitälteste Corvette ist eine Edition nach Vorbild der echten Pace-Cars. Die gelbe C4 stammt aus dem Jahr 1986 und bringt eine umfangreiche Ausstattung sowie einen L98-350-V8 mit sich. Außerdem läutete das 238-PS-Sondermodell die Rückkehr von Corvette-Cabrios ein. Laut Mecum gibt es nur 732 Stück von dieser Linie. Die angebotene Pace Car Edition ist nicht restauriert und hat 17.342 Meilen auf dem klassischen 1980er-Jahre-Tacho.

Oben ohne für Blick auf Legenden

Eine späte C4 kam dann 1995 zum Einsatz und fand anschließend als Edition ihren Weg zur Dr. Foster. Das von einem LT1-V8 befeuerte Cabrio mit über 300 PS fuhr in seinem Leben gerade einmal 121 Meilen und wurde zwar gepflegt, aber nicht restauriert. Zusätzlich zu den klassischen Aufklebern trägt die markante C4 einen recht zeitgeistigen Farbmix aus "Dark Purple Metallic" oben und "Arctic White" unten. Insgesamt 527 Ableger davon wurden von GM auf den Markt gebracht.

Dr. Richard Foster Corvette Pace Car Collection - Corvette C5 (1998)
Mecum Auctions
American Muscle: Ein 5,7-Liter-LS1-V8 treibt die Edition des Jahres 1998 an.

Vergleichbar charakteristisch ist die zweite 1990er-Jahre-Corvette, die mangels Dach ebenfalls die Sicht auf ihren bekannten Fahrer freigab: Der legendäre Rennfahrer Parnelli Jones übernahm 1998 die Aufwärmrunden vor dem 500-Meilen-Klassiker. Die blau-gelbe C5-Editionsausgabe in der Sammlung sah nur 17 Meilen und wird von einem 5,7-Liter-LS1-V8 (rund 350 PS) angetrieben. Laut Mecum ist sie auch innerhalb der Edition eine Besonderheit: 547 von 1.163 Ausgaben wurden mit manuellem Sechs-Gang-Getriebe an Mann und Frau gebracht.

Jubiläum und echte Pace-Cars

Passend zum 50. Jubiläum der Corvette im Jahr 2003 verband Chevrolet die klassische Indy-Sonderlinie aus dem Jahr 2002 mit einem "Anniversary Coupé". Die in "Red Xirallic Crystal" gehaltene C5 mit 2002er-Renn-Decals verfügt über einen LS1-V8 und trägt die Seriennummer 2003 – der Vorbesitzer hatte sie bei einer Auktion ersteigert. Sowohl er und Dr. Foster verzichteten deshalb aufs Fahren und lagerten sie sorgfältig ein. Fast 9.000 Meilen spulte hingegen die technisch gleiche, weiße C5-Edition aus dem Jahr 2004 ab. Sie wurde bei der berühmten Parade im Vorfeld des Indy 500 genutzt und hat damit eine direkte Verbindung zum "Greatest Spectacle in Racing".

Dr. Richard Foster Corvette Pace Car Collection - Corvette Z06 (2006)
Mecum Auctions
Zwei Pace-Cars aus der Sammlung gehörten tatsächlich zum Fuhrpark der Rennleitung. Das hier ist der zweite Vertreter aus dem Jahr 2006.

Die einzigen zwei "echten" Pace-Cars der Sammlung stammen aus den Jahren 2005 und 2006. Den Anfang macht die erste C6 der Sammlung, die zu einer acht Autos starken Flotte der Rennleitung gehörte. Mit dem neuen Sechs-Liter-LS2-V8 (über 400 PS) war sie stärker als ihre Vorgänger und angesichts einer fehlenden Edition um etliches exklusiver. Trotzdem durfte das "Victory-rote" C6-Cabrio 5.450 Meilen cruisen, bevor es anschließend ins Museum wanderte. Als eine von nur sechs Pace-Car-Vettes war die Z06 des Folgejahres nicht nur noch exklusiver, sondern dank 7-Liter-LS7-V8 (512 PS) auch deutlich potenter. Foster erwarb sie von einem der Organisatoren des Rennens.

30 Jahre Corvette-Pace-Cars

Die nachfolgenden C6, C7 und C8 der Sammlung entsprechen hingegen wieder der altbekannten Editions- und Replica-Logik und waren jeweils die modernen Performance-Varianten. Zum 30. Jubiläum des Corvette-Pace-Car-Debüts im Jahr 2008 schickte GM beispielsweise eine Z06 ins Oval. Erwähnenswert sind außerdem das "60th Anniversary Replica"-Modell aus dem Jahr 2013, der erste C7- und der erste C8-Ableger – letztere mit deutlich exaltierterer Aerodynamik.

Als Grund für die Versteigerung gibt der Pensionär Foster im Übrigen an, seine Faszination an die nachfolgende Generation weitergeben zu wollen. Die scheint von der Pace-Car-Kollektion jedoch nicht gar so fasziniert zu sein wie er selbst: Mit einem Verkaufspreis von 1,375 Millionen Dollar (fast 1,3 Millionen Euro) wurde die Sammlung bei der Auktion in Indianapolis für einen geringeren Preis verkauft als vom Veranstalter gedacht: Mecum hatte zuvor einen Wert zwischen 1,5 bis 1,7 Millionen Dollar für die in der Gesamtheit versteigerte Corvette-Armada erwartet. Übrigens: Die 106. Ausgabe des Indy 500 findet in wenigen Tagen statt.

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