Wer einmal bei einem Bergrennen vor Ort ist, der erkennt schnell, dass der Großteil der Teilnehmer einen kleinen Nagel im Kopf hat. Etwas verrückt muss man wohl auch sein, um mit leistungsstarken Eigenbauten über enge und kurvige Gebirgsstraßen zu ballern. Als Basis für die Hatz zum Gipfel suchen sich die meisten Teams kleine und leichte Modelle aus. Die rumänische Rennschmiede Engage Engineering ging mit dem BMW i4 M50 einen etwas anderen Weg.
Die Münchner Elektro-Limousine drängt sich nicht gerade als ideale Ausgangsbasis für einen agilen Bergsportler auf. Um den mehr als zwei Tonnen schweren Viertürer in ein dynamisches Rennfahrzeug zu verwandeln, braucht es erstens Fantasie und zweitens viel technisches Know-how. Erschwerend kommt hinzu, dass es mit Elektrofahrzeugen noch wenig Erfahrung in der Szene gibt.
So lassen sich kaum Komponenten von der Stange finden, um dem riesigen Schiff etwas Performance einzuhauchen. Die Experten mussten also viele Teile mühsam in Eigenbau produzieren. Hier fallen von außen natürlich vor allem die ausladenden Aero-Komponenten wie Frontsplitter, Heckflügel und Diffusor ins Auge, die verhindern sollen, dass der 544 PS starke Elektro-Dampfhammer auf den verwinkelten Bergstraßen entgleist.
Technik-Upgrade an der Vorderachse
Eigentlich sollte man meinen, dass die Bodenhaftung bei einem Gesamtgewicht von 2.050 Kilogramm nicht das große Problem darstellt. Doch gerät die Fuhre erst einmal in Schwung, ist sie nur schwer wieder vom eingeschlagenen Kurs abzubringen. Um der hohen Belastung auf der Vorderachse Rechnung zu tragen, verpassten die rumänischen Spezialisten ihrem Gipfelstürmer erst einmal neue Fahrwerksteile.
Beim ersten Praxistest unter Rennbedingungen konnte Testpilot Horia Platona zufrieden feststellen, dass größere Dämpfer und verstärkte Lager zu deutlich mehr Präzision und Gefühl beim Einlenken führten, was auch dem Vertrauen des Fahrers in sein Sportgerät zuträglich war. Außerdem konnte der Bremsweg spürbar verkürzt werden. Zu den nächsten Veranstaltungen wollen die Spezialisten nun auch an der Hinterachse Hand anlegen.

In den Heckdeckel wurde eine Öffnung geschnitten. Über sie wird kühle Luft zum Elektromotor an der Hinterachse geführt.
Elsa mit doppelter Kühlung
Ein noch größeres Problem ist die Kühlung der verschiedenen Antriebskomponenten. Die Serientechnik des Allradlers ist nicht auf die speziellen Belastungen im Rennbetrieb ausgelegt. Der Energieverbrauch erhöht sich beim Vollgas-Einsatz um das Siebenfache, was natürlich mit entsprechender Hitzeentwicklung einhergeht.
Deshalb bekam der BMW i4, der von seinem Team liebevoll "Elsa" genannt wird, gleich zwei separate Kühlsysteme verpasst. Die verstärkte Anlage im vorderen Bereich hält den Elektromotor an der Vorderachse, den Inverter und die Batterie im richtigen Temperaturfenster. Dazu wurde noch eine komplett neue Kühlung für den Elektromotor an der Hinterachse eingebaut. In der Nummernschildmulde des Kofferraumdeckels sind von außen drei große Lüfter zu erkennen.

Bei den ersten Einsätzen hatte das Team noch mit Kinderkrankheiten zu kämpfen.
Elektro-Limousine mit M-Motion
Ein weiterer Fokus der Ingenieure liegt auf dem Sound, von dem bei Elektroautos serienmäßig bekanntlich nicht viel vorhanden ist. Die richtige Geräuschkulisse ist wichtig, um dem Fahrer eine akustische Rückmeldung zu geben. Und natürlich soll es das Spektakel für die Zuschauer verbessern und für Emotionen sorgen. Der aktuelle Plan sieht vor, die Lautstärke im Laufe des Sommers auf 110 dB zu erhöhen. Hier besteht die Herausforderung darin, das Extra-Gewicht der Komponenten in Grenzen zu halten.
Das Team hatte bei den ersten beiden Einsätzen noch mit einigen Kinderkrankheiten zu kämpfen. Vor allem die Bremsen ließen es an Standfestigkeit vermissen. Statt der vorgesehen fünf Trainingsruns konnte der BMW i4 M50 bei der Harghita Hillclimb Challenge nur zwei Durchgänge absolvieren. Am Ende reichte es immerhin noch zu einem zweiten Platz in der Klasse für Spezial-Fahrzeuge. Allerdings waren hier auch nur fünf Teilnehmer gemeldet.