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Bernd Schneider
Nürburgring 2008 Reifenpoker im Regen

Bernd Schneider ist der Rekordmann der DTM: Zwischen 1986 und 2008 bestritt er 236 Rennen. 43 Mal gewann er, fünf Mal holte er die Meisterschaft. Sein schönster Sieg war auch sein letzter in der DTM: 2008 gewann er dank Reifen-Poker mit seinem Mercedes auf dem Nürburgring. Im 13. Teil unserer Serie "Mein bestes Renenn" erinnert sich "Mr. DTM" an den Husarenritt.

Nürburgring 2008 Reifenpoker im Regen
Foto: Wolfgang Wilhelm

Erfolge bei Rennen, bei denen man unerwartet nach vorne kommt, sind für mich die schönsten. 2008 war mein letztes Jahr in der DTM, und es war kein schlechtes. Ich hatte in Barcelona die Pole-Position, und meine Performance war generell ganz in Ordnung. Ich war zwar nicht dominant im Team, aber ich konnte noch ganz gut mithalten.

Auch auf dem Nürburgring, beim siebten Rennen des Jahres, lief es im Qualifying nicht schlecht. Ich war guter Dinge, dass ich es unter die Top drei schaffe, aber dann wurde das Training wegen einsetzenden Regens abgebrochen. Ich hatte ein bisschen Pech, weil ich zur falschen Zeit auf die Strecke gegangen bin. Deswegen war ich nur Sechster in der Startaufstellung. Da dachte ich: Das wird wohl eher nichts mit einem Sieg.

Unsere Highlights

Reifenpoker am Start

In der DTM ist es immer schwer zu gewinnen, ganz besonders aber dann, wenn die eigenen Teamkollegen vor dir losfahren. Als wir in der Startaufstellung standen, begann es wieder zu regnen. Nur ein bisschen, eigentlich hat es nur getröpfelt. Audi hat alle Autos auf Regenreifen gestellt. Das hat uns schon etwas überrascht, obwohl ich selbst auch zu Regenreifen tendierte. Dann sagte mein Renningenieur Markus Röhrig: "Ich habe entschieden: Slicks!" Ich dachte: "Oh, oh, wenn das mal gut geht."

Zunächst mussten wir die Startphase überstehen und die ersten sechs Runden, bis das Boxenstopp-Fenster aufging. Unsere Hoffnung war natürlich, dass es trocken bleibt. Für mich ging es im August 2008 nicht mehr um die Meisterschaft, sondern nur noch um einzelne Siege. Deswegen konnten wir uns eine etwas riskantere Reifenwahl leisten.

Ich habe es auch schon selbst erlebt, wie leicht man danebenliegen kann. 1996 verlor ich in Brasilien den Titel in der ITC (International Touring Car Championship). Da haben wir auch auf Slicks gesetzt. Leider hat es nicht aufgehört zu regnen. Pech gehabt.

Audi-Konkurrenz verzockt sich

In der Einführungsrunde sind die Audi-Fahrer, die die ersten drei Startplätze besetzt hatten, extrem langsam gefahren. Tom Kristensen, Mike Rockenfeller und Martin Tomczyk haben natürlich gehofft, dass endlich der Regen kommt. Wir Mercedes-Fahrer haben ungeduldig gedrängelt. Es war unglaublich, ich fuhr bestimmt die langsamste Einführungsrunde meines Lebens.

Als es endlich losging, haben die Audi-Fahrer gekämpft wie die Irren. Echt der Hammer. Das hat mich schon gewundert, denn ich wusste, dass die Audi alle Regenreifen drauf hatten. Ekström, Tomczyk und Kristensen waren allerdings schnell weg vom Fenster: Sie mussten nämlich schon nach der Einführungsrunde beziehungsweise nach der ersten Runde zum Wechsel auf Slicks an die Box.

In der zweiten Runde war ich also schon Dritter hinter meinen Teamkollegen Gary Paffett und Paul di Resta. Anfangs habe ich mich etwas zurückgehalten. Das Fahren auf Slicks war eigentlich gar nicht so schlimm. Komisch, denn gemessen am Regen auf der Scheibe hätte das Auto eigentlich unfahrbar sein müssen. Aber es war ein warmer Tag - etwas überraschend für die Eifel. So habe ich es geschafft, die Reifen auf Temperatur zu halten.

Wirklich schwer war es allerdings in den letzten Runden, als es stärker regnete. Dennoch blieb ich auf Slicks. Mein Teamkollege Paul di Resta kam sechs Runden vor Schluss nochmals an die Box und holte Regenreifen. Ich lag in Führung, und ich wusste: Beim kleinsten Fehler oder wenn der Regen noch stärker wird, bin ich erledigt. Paul hat schnell auf mich aufgeholt. Erwischt hat er mich aber nicht mehr.

Letzter DTM-Sieg für Bernd Schneider

Am Ende sprang ein Vierfachsieg für Mercedes heraus - und ich hatte gewonnen. Mein Renningenieur Markus Röhrig und ich haben uns wahnsinnig gefreut. Wir wussten ja, dass die Strecken, die danach kamen, nicht unbedingt zu meinen Favoriten gehörten. So war es der letzte Sieg in meiner DTM-Karriere.

Mit etwas Abstand kann ich sicher sagen: Ich bereue es nicht, Ende 2008 aufgehört zu haben. Das hat mich selbst ein bisschen überrascht. Denn ursprünglich dachte ich, dass ich leiden würde, wenn ich mal wieder zu einem DTM-Rennen als Besucher gehe. Das Gegenteil ist der Fall: Ich bin erleichtert, weil der Druck weg ist. Ich muss jetzt keine Erklärungen mehr abgeben, warum und weshalb irgendetwas nicht geklappt hat. Ich bin total glücklich.

Ein Comeback in der DTM kommt für mich absolut nicht in Frage. Ich habe viel gewonnen, deswegen wären die Erwartungen bestimmt gigantisch. Um diesen gerecht zu werden, muss man unglaubliche Anstrengungen unternehmen. Ich bin aber auch deswegen wunschlos glücklich, weil ich als Instruktor und Entwicklungsfahrer bei AMG einen megamäßigen Nachfolgejob bekommen habe. Und das ein oder andere Rennen fahre ich immer noch in meiner Eigenschaft als Kundenbetreuer für die Mercedes SLS GT3 Rennautos.

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