Er sollte das Comeback krönen. Nachdem sich Alfa in den Fünfzigern zunächst vom Spitzen-Rennsport verabschiedet und mehr auf Tourenwagen konzentriert hatte, wuchs Mitte der 1960er-Jahre der Wunsch, über die Sportwagen-Szene wieder durchzustarten. Dafür engagierten die Turiner den Ingenieur Carlo Chiti und seine ebenso ikonische Firma Autodelta. Der stämmige Mann aus der Toskana hatte die ersten Sporen bei Alfa verdient, und war dann zur Scuderia Ferrari gewechselt. Auf ihn geht allen voran der legendäre Ferrari 156 – Spitzname Sharknose – zurück.
1966 schluckte Alfa Autodelta, aber ließ Chiti und seinen Mannen freie Hand. So konnte sich der Staatskonzern auch von Kritik an der spendablen neuen Motorsport-Strategie lösen. Chiti und Co. brachten anschließend die Pläne zu einem konsequenten Sportprototyp namens "Tipo 33" ins Ziel. Auf ihm basierte schlussendlich eine ganze Serie an erfolgreichen Rennwagen, die zahlreiche Siege und Weltmeistertitel sammelten.
Bei unserem Auktionshelden mit der Chassisnummer 015 handelt es sich um einen Vertreter der frühen Generation: der Tipo 33/2. Die Zwei steht hierbei laut Alfa-Archiv für den Hubraum des fein geformten V8-Rennwagens (mindestens 270 PS). Schnell wurde jedoch klar, dass ein Hochrüsten auf 2,5 bzw. drei Liter das Ziel sein muss. Es sollte noch etwas Zeit vergehen, bis die Ausbaustufe einsatzbereit war.

1967 befand sich der T33/2 noch im Testbetrieb, bei den 24 Stunden von Daytona 1968 nahm die Renn-Offensive an Fahrt auf.
Mario Andretti, fiese Fahrbahn und belgisches Bier
Ihr Debüt gab #015 bei den 24 Stunden von Daytona 1968. Insgesamt traten drei T33/2 an. Obwohl der sechste Gesamtplatz von Lucien Bianchi und Mario Andretti angesichts der großen Namen wie eine Enttäuschung klingen mag, zeigte man sich in der Heimat zufrieden. Die Porsche-907-Langheck-Konkurrenz war durch ihre 2,2-Liter-Antriebe schlichtweg zu gut. Schlussendlich erhielten die für die Oval-Schlacht verfeinerten Renner sogar den Namenszusatz "Daytona" – eine Art Adelstitel im Rennsport.
Passend zum Heimspiel der Targa Florio Anfang Mai war das 2,5-Liter-Update einsatzbereit. Lokalmatador Nino Vaccarella stürmte im Auktionsauto direkt auf die zweite Position vor, sein Teamkollege Udo Schütz wurde dann aber von einer losen Fahrbahn überrascht und in eine Mauer gedreht. Zwei Wochen später holten Schütz und Lucien Bianchi den soliden vierten Klassenplatz bei den 1.000 Kilometern auf dem Nürburgring.
Bis zum Ende der Sechziger setzte ein belgisches Privatteam den Alfa ein. Sein neuer Eigentümer Rudi van der Straten stammte aus einer berühmten Brauerei-Dynastie, die obendrein auch noch dem Adel angehörte. Dank der entsprechenden Ressourcen lieferten seine Piloten mehrmals Klassen-Ergebnisse ab, die ein kaltes Stella Artois rechtfertigten. Ganz große Erfolge waren Nummer 015 jedoch nicht mehr vergönnt.

Das 2,5-Liter-Update schloss die Lücke zu den Rivalen. Chassis #015 wurde als Pionier der Hubraumerweiterung genutzt.
Zwischen den Fronten des Bürgerkriegs
Die nächste Etappe war das heutige Angola. Der Portugiese António Peixinho gewann im frisch erworbenen Alfa etliche Rennen in der damaligen Kolonie, welche eine rege, aber wenig überraschend imperialistisch-exklusive Szene beherbergte. Ein späterer Besitzer musste den Wagen dann in den Wirren der portugiesischen Revolution und des damit verknüpften Bürgerkriegs in Afrika zurücklassen. Das Schicksal des Alfa teilten zudem ein Ford GT40 und Chevron B19.
Bis in die Mitte der Achtziger galten die Ikonen als verloren. Doch dann hörte per Zufall ein in Angola tätiger französischer Geschäftsmann von ihnen. Nachdem Jean Chambault ihre Existenz bestätigt hatte, machte er den geflohenen Eigentümer ausfindig und ihm ein Angebot, das er nicht ablehnen konnte. Während dieser also fix zusagte, stellte sich die angolanische Regierung beim T33/2 erst quer. Schlussendlich wurde er wie in einem Hollywood-Film von einer Hercules-Frachtmaschine außer Landes gebracht.
Monsieur Chambault verkaufte ihn trotz der Anstrengungen kurz danach. Anschließend wechselte der entwurzelte Alfa mehrmals die Garagen. 1994 verbrachte er einige Zeit in seiner italienischen Heimat, wo Ex-Autodelta-Mechaniker Marcello Gambi ihm dringend nötige Pflege zukommen ließ. Das Auktionshaus RM Sotheby's berichtet folgend über Einsatz bei Le Mans Classic 2000 und 2004. Viel verwunderlicher ist aber der Einwurf danach: Der Tipo 33 hätte eine Straßenzulassung in Deutschland gehabt, Beleg dafür sei ein Fahrzeugbrief.

Dank etlicher Einsätze bei Histo-Rennevents ist der rote Auktionswagen bestens für eine aktive Zukunft vorbereitet.
Bis zu zwei Millionen Dollar Schätzwert
In den letzten 20 Jahren sah Chassis 015 nicht nur etliche historische Veranstaltungen, sondern auch mehrmals Experten, die das Auto auf Stand hielten. Aktuell trägt es den raren 2,5-Liter-V8 in und die 1968er-Optik auf sich. Laut RM Sotheby's existieren nur noch zehn Exemplare des T33/2 – ein Grund für den Schätzwert von 1,7 bis zwei Millionen US-Dollar. Nicht ganz originalgetreu ist hingegen die Fahrertür, welche für einen vereinfachten Einstieg modifiziert wurde.
Neben vielen Ersatzteilen, der umfangreichen Dokumentation und besagtem Fahrzeugbrief gehört auch die letzte Motorabdeckung aus der Angola-Ära zum Umfang. Der T33/2 kommt bei der US-amerikanischen Monterey-Auktion (15./16. August) unter den Hammer. Als Teil der Quadrifoglio Collection wird er hierbei von anderen ikonischen roten Schönheiten begleitet, welche vielleicht eher zum Geldbeutel etlicher Interessenten passen.