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Audi TT Cup im Fahrbericht
Cup der guten Hoffnung

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Im neuen Audi-Markenpokal TT Cup soll der Rennnachwuchs für höhere Aufgaben lernen. Tracktest des schnellen Fahrschulgeräts.

Audi TT Cup, Frontansicht
Foto: Malte Christians

Nur elf Kurven sta TT derer 73, nur 4,113 statt 20,832 Kilometer, nur maximal acht statt bis zu 17 Prozent Steigung – eine Ersatzdroge für die Nordschleife ist auch die spanische Rennstrecke Parcmotor de Castellolí nicht. Doch just in diesem Moment, als sich der neue Audi-TT-Cup-Renner über das Asphaltband in die Tiefe stürzt und die Auslaufzonen so geizen wie in Fuchsröhre, Kesselchen und Co., kribbelt es fast wie in der Grünen Hölle.

Willkommen im Rennwagen für den neuen Nachwuchs-Markenpokal Audi Sport TT Cup, der 2015 im Rahmenprogramm von sechs DTM-Veranstaltungen erstmals an den Start geht.

Aus 165 Bewerbungen wurden im Dezember 2014 während eines zweitägigen Rennfahrer-Castings die besten 18 Piloten aus 13 Nationen herausgefiltert. „Es gab auch Anfragen von Mittfünfzigern, die sagten, sie seien schon im Audi 50 einst Rennen gefahren. Denen haben wir charmant erklärt, dass Nachwuchs kein allzu dehnbarer Begriff ist. Das Durchschnittsalter liegt bei 21 Jahren“, sagt Rolf Michl, Projektleiter des TT Cup. Ergänzt wird das Starterfeld bei den zwölf Saisonrennen durch jeweils sechs Gaststarter.

Nicht ganz ohne Grund fühlt sich der Muskel-TT heute auf der Piste im katalanischen Hinterland so wohl. „Die Autos werden bei unserem Partner Seat Sport im spanischen Martorell aufgebaut, die komplette Entwicklung lief aber bei Audi“, erklärt später Detlef Schmidt, Technischer Projektleiter des Audi Sport TT Cup.

Audi TT Cup mit nur 1.125 Kilogramm

Genauso lecker wie die Kombination von Weißbier und Tapas schmeckt das bayerisch-spanische Rennwagenprojekt schon beim Anbremsen auf die erste Kurve. 200, 150, 100 Meter – erst beim 100-Meter-Schild wird aufs Bremspedal gehackt. Die Stahlbremsanlage beißt engagiert zu und ermöglicht für diese Fahrzeugklasse erstaunlich späte Bremspunkte. Dabei glänzt der TT Cup mit ähnlich harmonischer ABS-Abstimmung wie sein Serienbruder TTS.

Apropos Serie: Der neue Markenpokalrenner basiert zwar auf dem TTS-Straßenmodell, geht jedoch mit Vorderradantrieb an den Start. Allrad war aus Gewichtsgründen und vor dem weitgehenden Verbot im Rundstreckensport kein Thema. „Nachdem wir die Serienrohkarosserie erhalten, entfernen wir erst mal einige Bleche. Wir versetzen beispielsweise auch den Sitz 60 mm zur Fahrzeugmitte. Dadurch gewinnen wir Platz für den Seitenaufprallschutz. Außerdem wird jede tragende Naht nachgeschweißt“, erzählt Techniker Schmidt.

Trotz der eingeschweißten Sicherheitszelle aus rund 35 Metern Chrom-Molybdän-Stahl wiegt die Karosserie des TT Cup rund 20 Kilo weniger als die Serienkarosserie. Das Mindestgewicht des Fahrzeugs liegt bei 1.125 Kilo. Kein Wunder, dass der leer geräumte Novize Kurven nochmals deutlich leichtfüßiger als der 1.438 Kilo schwere Serien-TTS aufmischt.

„Ich war echt überrascht, wie präzise sich der Wagen fahren lässt“, hatte Rennprofi Markus Winkelhock dem Gastfahrer vor dem Tracktest den Mund wässrig gemacht. Der Ex-Formel-1-Pilot und aktuelle Audi-GT-Werksfahrer unterstützt im TT Cup als Coach den Nachwuchs.

Zweiliter-TFSI mit 310 PS im TT Cup

Mit temperierten Slicks stürmt der TT Cup mit beeindruckendem Gripniveau und weitgehend neutralem Fahrverhalten um den Kurs. Das gut ausbalancierte Fahrwerk verfügt über vielfache Einstellungsmöglichkeiten. Das Grund-Set-up legt die Cupleitung jedoch für jede Strecke einheitlich fest, während die Nachwuchspiloten lediglich den Stabilisator an Vorder- und Hinterachse sowie den Reifenluftdruck ändern dürfen.

„Am Lenkrad gibt’s außerdem einen Knopf, mit dem drei Einstellungen für die Traktionskontrolle und die elektrohydraulisch geregelte VAQ-Haldex-Quersperre angewählt werden können. Stellung 1: trockene Strecke, neue Reifen, viel Grip, Stellung 2: eher abgefahrene Reifen, wenig Grip, Stellung 3: Nässe“, hat Detlef Schmidt zuvor erläutert. Mit guter Traktion schraubt sich der TT-Rennwagen jetzt in der aggressivsten Einstellung der Sperre ums Eck. Einen allzu digitalen Gasfuß quittiert er, speziell in engen Kurven bei Volllast, trotzdem mit leichtem Schlupf an der Antriebsachse.

Wer mit rundem Fahrstil antritt, kann seine Konzentration gleich dem gelben Knopf oben rechts auf dem Lenkrad widmen. Dank Push-to-pass-Funktion lässt sich die Motorleistung per Knopfdruck kurzfristig um 30 PS steigern. Doch auch ohne aktivierten Boost-Button schiebt der 310 PS starke Zweiliter-TFSI kraftvoll an.

Audi TT Cup mit maximal 239 km/h

„Motor- und Getriebepaket sind klassische Serienkomponenten. Am Motor wurde genau ein Teil der Kurbelgehäuse-Entlüftung geändert, um den höheren G-Kräften “entgegenzuwirken„? (falls Änderung im Zitat erlaubt) entgegenzusprechen. Die Gänge sind Seriengänge, die aber anders gepaart wurden, sodass wir insgesamt eine kürzere Gesamtübersetzung haben. Bei 6.800 Umdrehungen kommen wir auf eine Endgeschwindigkeit von 239 km/h“, hatte Techniker Schmidt zuvor verraten.

Die Getriebe-Elektronik wurde zwar speziell appliziert, im Grenzbereich kann das Sechsgang-Doppelkupplungsgetriebe seine Serienherkunft aber nicht verheimlichen. Beim Runterschalten wechselt die S tronic die Gänge nicht ganz so zackig wie beispielsweise das sequenzielle Renngetriebe im GT3-Rennwagen Audi R8 LMS.

GT3 ist ein gutes Stichwort: „Dem Audi TT Cup Champion stellen wir eine Förderung im GT3-Programm von Audi. Unser Ziel ist es, Fahrernachwuchs für höhere Aufgaben zu qualifizieren und dann in der Audi-Familie weiterzuentwickeln“, sagt Projektleiter Michl.

Doch auch der Audi-TT-Cup-Renner dürfte in Zukunft einmal mit höheren Aufgaben betraut werden. „Wir haben den Tank grundsätzlich auf 100 Liter ausgelegt, damit der TT auch einmal für andere Verwendungszwecke tauglich wird, zum Beispiel für die Langstrecke“, fügt Technikleiter Schmidt abschließend hinzu. Womit wir dann doch bei der eingangs erwähnten Nordschleife wären.

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Sport Auto 03 / 2022

Erscheinungsdatum 04.02.2022

132 Seiten