Der Nürburgring feiert Geburtstag. Die Grüne Hölle wird 90 Jahre alt. Abertausende von Fahrern haben auf der schwierigsten Rennstrecke der Welt zum Teil haarsträubende Dinge erlebt. Zum Jubiläum gratulieren wir dem Nürburgring mit Anekdoten von Rennfahrern, die viele Kapitel auf der Nord- und Südschleife der Eifelpiste mit geschrieben haben.
In Folge 3 erinnert sich Niki Lauda an seine erste und seine letzte Begegnung mit dem Monster Nordschleife.
„Das Grab ist für dich geschaufelt“
„Ich war mit dem Lambert Hofer, einem Wiener Rennfahrer am Ring. Wir sind zusammen einen Mini Cooper S gefahren. Weil ich der Gescheite war, dachte ich mir, es wäre gut, die Strecke kennenzulernen. Ich gehen zum Dieter Quester, dem großen Tourenwagen-Hero und frage ihn, ob er mich eine Runde mitnimmt. “Hau di eini„, hat der Quester gesagt. Ich hinten drin, weil er noch einen Beifahrer hatte. Der Quester ist wie ein Wahnsinniger über den Ring geheizt. Mir stand nur der Mund offen. Am Ende waren es drei Runden, und ich hatte mir alles gemerkt.
Ich habe mit dem Hofer in einem kleinen Zimmer mit Blick auf die Nürburg gewohnt. Am nächsten Morgen schauen wir aus dem Fenster. Das haben ein paar Irre vor dem Hotel ein Grab geschaufelt und einen Sarg danebengestellt. Der Hofer sagt zu mir: “Schau, was die da machen„. Ich habe ihm geantwortet: “Der Sarg ist für dich, ich kenne den Nürburgring ja schon„. Ein blöder Witz, war aber so. Dann sind wir selber mit dem Mini um den Nürburgring gefahren. Ich war natürlich eine Minute schneller als der Hofer. Später kamen Einsätze im Dreiliter BMW Alpina, im Formel Vau und im Formel 3 dazu. Ein Jahr später stand ich beim Formel Vau-Rennen zum ersten Mal auf dem Podium. Der Helmut Marko und ich mussten minutenlang mit der Zeremonie warten, weil der drittplatzierte Peter Peter so viel Rückstand hatte.
Feuerunfall am Nürburgring
In der Formel 1 bekam ich 1973 gleich einmal den richtigen Eindruck vom Ring. Ich brezel im Rennen das Kesselchen hinauf, als mir links hinten der Reifen platzt. Das Auto biegt mir ab, schlägt in die Böschung ein und rast auf ein Betonhäusl für Streckenposten zu. Kurz davor bleibt das Auto stehen. Reines Glück. Mein BRM hatte keine Räder mehr, und ich hatte mir die Hand gebrochen. An den Unfalltag 1976 kann ich mich nur bruchstückweise erinnern. Ich weiß noch, wie mir ein Reporter am Morgen erzählt, dass in Wien die Reichbrücke eingestürzt ist und dass mich ein Fan bittet, zu meinem Autogramm das Datum dazuzuschreiben. Als ich frage warum, meinte er: Es könnte ja das letzte sein. Ich dachte mir: Was ist das für ein Depp.
Das letzte, was ich noch weiß ist, wie ich nach dem Reifenwechsel die Boxengasse verlasse. Dann gibt es nur ein langes schwarzes Loch. Man hat mir später erzählt, dass ich unserem Rennleiter Audetto nach dem Unfall gesagt habe, wo meine Autoschlüssel sind, und dass er die Marlene anrufen soll. Das weiß ich aber schon nimmer. Meine Erinnerung setzt erst wieder im Hubschrauber nach Ludwigshafen ein. Ein weiß gekleideter Arzt sitzt links neben mir und hält den Tropf in der Hand. Ich wollte von ihm nur wissen, wie lange wir fliegen. Er sagte 45 Minuten,und dann ist wieder alles weg.“