Manchmal fließen die Tränen einfach. Im Falle von Martin Kaffka aber nicht, weil er traurig war, sondern weil er vor Freude so bewegt war. Für die Fahrt vom Nürburgring nach Adenau zum Fan-Event beim Adenauer Racing Day im Rahmen des 24h-Rennens Nürburgring hatte er von seinen Teamkollegen Oliver Kriese und Gregor Starck eine Packung Taschentücher mit in den Dacia Logan gelegt bekommen.
Nicht etwa, weil der zu den Underdogs gehört und das schwierig zu verknuspern ist. Sondern, weil ihn diese Fahrt so berührt hatte. Er war es auch, der nach dem schlimmen Unfall des Dacia im Jahr 2023 unbedingt helfen wollte, und den Fan-Liebling neu folierte. "Ich hatte mitgelitten, als ich das gesehen habe und wollte helfen", sagt Kaffka.
Aus dem Sponsor wurde über die Zeit ein Rennfahrer. Kaffka bestritt vorher nur Sim-Racing und hatte den Traum vom Rennsport eigentlich an den Nagel gehängt. Bis er durch den Dacia und das Team rund um "Ollis Garage" selbst zum Piloten des Kult-Renners wurde. "Als ich zum Adenauer Racing Day gefahren bin, hat mich das so bewegt, dass ich ein paar Tränchen verdrückt habe. Für mich geht ein Traum in Erfüllung", sagt Kaffka. Er bestreitet sein erstes 24h-Rennen auf dem Nürburgring in diesem Jahr.
Dacia vs. Goliath
Während die einen den Dacia Logan neben den imposanten GT3-Rennern auf der Nordschleife belächeln, hat sich eine ganze Fan-Gemeinde zum Erhalt des Exoten gebildet. Die Käppis "Dacia vs. Goliath" sind äußerst begehrt. Neuerdings prangen sogar die Namen der Fans auf dem Dach. Teamchefin Sabine Kriese hat sie sozusagen zu Mini-Sponsoren gemacht. Keine Frage: In der Box, die man sich zum Beispiel gemeinsam mit dem Profi-Team Rowe Racing und dem BMW M4 GT3 teilt, ist der Dacia der Exot.
Der Dacia Logan hat neuerdings ein sequenzielles Getriebe mit Wippen-Schaltung.
Das mag alles außergewöhnlich klingen, dabei sollte man den Rennwagen auf Basis des Dacia Logan aber nicht unterschätzen. Er ist der Wolf im Schafspelz. Bereits seit 2024 arbeitet das 280 PS starke Turbo-Herz des Renault Mégane RS unter der Haube. Seit dieser Saison steckt außerdem eine neue Vorder- und Hinterachse unter dem blau-orangefarbenen Kleid. Dazu kam ein sequenzielles Getriebe mit Wippen-Schaltung, das eigens von Spezialist Hollinger für den Dacia angefertigt wurde.
Mit neuen Updates schneller
Angefangen hatte man mit der Ursprungs-Version mal mit 11.41 Minuten in der 24h-Variante (Kombination aus GP-Kurs und Nordschleife). Nun sind theoretisch Zeiten um 10.30 Minuten drin – auch wenn man die noch nicht geschafft hat. Schon in der Vergangenheit bemerkte die Konkurrenz, dass der Dacia, der in der Klasse SP3T startet, gar nicht mal so langsam ist. "Ein anderer Fahrer meinte mal: ‚Willst du mich veräppeln? Du hast mich auf der Geraden mit dem Dacia abgezogen?‘", erinnert sich Teamchef Kriese.
Kein Wunder, dass er seinen Spitznamen immer noch hat und der Aufkleber nach wie vor am Heck klebt: GT 0.3. Das Ziel beim 24h-Rennen Nürburgring? Ankommen. Und möglichst keine Berührungen mit GT3-Rennern und Co.