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24h-Rennen Nürburgring 2016 (Rennbericht)
Mercedes-Triumph mit Herzschlagfinale

Inhalt von
24h-Rennen 2016

Es waren die 24 Stunden von Mercedes: Die Marke mit dem Stern sicherte sich beim Eifelklassiker in beeindruckender Manier einen Vierfach-Erfolg. Der Marathon entschied sich erst in der letzten Runde in einem knallharten Zweikampf zwischen Maro Engel und Christian Hohenadel, den Engel für sich entschied. Doch die Rennleitung untersucht das Duell zunächst, sah aber von einer Strafe ab.

24h-Rennen Nürburgring 2016 - Nordschleife - Sonntag 29.5.2016
Foto: Stefan Baldauf / Guido ten Brink

Was für ein Erfolg für Mercedes-AMG und was für ein Finale beim 24h-Rennen Nürburgring 2016. Zum ersten in der GT3-Geschichte fuhr der Premiumhersteller für den Eifelklassiker die volle Werksunterstützung für sechs Rennwagen auf. Und das zahlte sich direkt aus. Im Langstreckenrennen bei Tag und Nacht überquerten gleich vier AMG GT3 als Erste den Zielstrich. Für Mercedes war es der zweite Sieg in der Geschichte des 24h-Rennens auf der Nordschleife.

Unsere Highlights

Die Schlussminuten boten Rennsport der Extraklasse. Das Langstreckenrennen wandelte sich in einen gnadenlosen Sprint. Weil das Team von HTP Motorsport (Startnummer 29) acht Minuten vor Schluss nochmals Benzin nachfüllen musste, ergab sich für Black Falcon die goldene Chance, den Marathon doch noch für sich zu entscheiden. Und Maro Engel nutzte sie. In einem beinharten Zweikampf quetschte sich der Münchner in der Schlussrunde nach Ablauf der Uhr an Christian Hohenadel vorbei. Die beiden Mercedes berührten sich dabei in der Ravenol-Kurve. Ein Vorfall, den die Rennleitung direkt untersuchte. Doch schon kurz danach folgte die Entwarnung. „Wir haben die Szene mehrfach in Slowmotion angeschaut. Es gab eine kleine Kollision, aber die Tür stand auch weit auf. Aus unserer Sicht war das Duell okay“, formulierte Rennleiter Walter Hornung. Das Team HTP legte noch Protest ein – ohne Erfolg.

Danach brachte Engel den Mercedes mit der Startnummer 4 unter dem Jubel seiner Teamkollegen Bernd Schneider, Adam Christodoulou und Manuel Metzger auf dem Spitzenrang ins Ziel. Nach mehr als 24 Stunden oder 134 Runden. Der Abstand zum Zweitplatzierten Mercedes (Christian Vietoris/Marco Seefried/Renger van der Zende/Christian Hohenadel) betrug lediglich 5,697 Sekunden.

Dicke Luft nach dem Rennen

Nach dem Rennen herrschte dicke Luft. Seefried, van der Zende und Hohenadel schwänzten aus Verärgerung und Enttäuschung die Pressekonferenz. Engel rechtfertigte sein aggressives Manöver. „Der letzte Stint war eine Stunde lang wie Top 30-Qualifying – nur volle Attacke, nur Vollgas. Ich hatte wahnsinnig viel Verkehr, und bin im Cockpit fast wahnsinnig geworden. Aber am Ende kam die Chance. Ich bin besser aus der Dunlop-Kehre als Christian gekommen. Und war auch im Schumacher-S schneller. Ich gehe davon aus, dass Chris das gesehen hat. Er hat innen offenen gelassen. Mir war klar: Wenn ich vorbei gehe, muss es ein sauberes Manöver sein. Und das hat aus meiner Sicht geklappt. Ich habe die Kurve bekommen. Christian hat mich dann glaube ich am hinteren Kotflügel getroffen. Ich kann seinen Ärger verstehen. Aber es muss klar gewesen sein, dass ich es versuche, wenn sich eine Chance ergibt. Vom Team gab es keine Anweisungen.“

Die packende Schlussphase nahm selbst einen Routinier wie Bernd Schneider mit: „Ich habe ein bisschen gezittert. Es wäre das Schlimmste gewesen, wenn die zwei nicht ins Ziel gekommen wären. Aber ich hatte auf der anderen Seite auch Vertrauen in sie. Für mich wird es wahrscheinlich der letzte Sieg sein. Nicht weil ich aufhöre, sondern weil es in meinem Alter nicht mehr so wahrscheinlich ist.“ Vietoris vertrat als einziger Pilot das geschlagene HTP Team. „Wir sind natürlich sehr enttäuscht. Die letzte Stunde war sehr nervenaufreibend“, erläuterte er.

Unwetter verhagelt Rennstart

Die Nordschleife machte ihrem Namen „Grüne Hölle“ während der 24 Stunden mal wieder alle Ehre. Das Wetter änderte des Öfteren das Gesicht. Sabine Schmitz brachte es auf den Punkt. „Auf Wetter-Apps verlasse ich mich am Nürburgring nicht. Im Zweifelsfall rufe ich meine Mama an.“

Ob die erahnte, was knapp eine halbe Stunde nach dem Rennstart abgehen würde? Um 16:04 Uhr meldeten die Streckenposten die ersten Regenschauer. Es dauerte nicht lange, und es wütete ein heftiges Gewitter über der Nordschleife. Die Fahrzeuge spielten Curling. In Aremberg kegelte es einen Rennwagen nach dem anderen von der Piste. Weil sie das stehende Wasser trotz reduzierter Geschwindigkeiten unterwanderte und die Karosserien aufschwimmen ließ. Die gute Nachricht: Keiner der Fahrer verletzte sich in den Tumulten ernsthaft.

Kuriose Szenen ereilten sich nur wenige hundert Meter weiter. Es hagelte. Und die dicken Körner blieben wie Schnee auf dem Asphalt kleben. Die Folge: Unzählige Autos konnten die Steigung zum Adenauer Forst nicht mehr bewältigen. Selbst einige der über 500 PS starken GT3-Rennwagen verhungerten und robbten im Schritttempo nach oben – wie zum Beispiel der Audi R8 LMS mit der Startnummer 2 oder der BMW M6 GT3 mit der 100. „Die Räder drehen durch. Ich komme nicht hoch“, rapportierte Martin Tomczyk. Um es so auszudrücken: Da hätten wohl nur Allradantrieb und Schneeketten geholfen.

Rennleitung bricht für drei Stunden ab

Die Rennleitung reagierte, weil ihr keine andere Wahl mehr blieb. 40 Minuten nach Rennbeginn brach sie das Langstreckenrennen ab. Die Unterbrechung dauerte genau drei Stunden. Um 19:20 Uhr Ortszeit machten sich die Rennwagen zur zweiten Schicht auf. Zunächst noch auf einer stark durchnässten Strecke. Erst mit dem Einbruch der Dunkelheit trocknete die Ideallinie auf. Jedoch mischten sich die Bedingungen am Sonntag wieder durch.

Egal ob auf nasser oder trockener Bahn: Die sechs werksunterstützten Mercedes-AMG GT3 trumpften auf und spielten ihren zahlenmäßigen Vorteil gegenüber BMW, Audi und Porsche aus. Die Sternenritter hatten nur einen großen Zwischenfall zu beklagen. Jan Seyffarth ramponierte im Pflanzgarten den Frontsplitter des Haribo-Mercedes mit der Startnummer 8 bei einem Ausrutscher. Glück im Unglück: Weil das Schwesterauto mit der 88 vom identischen Fahrerquartett gelenkt wurde, hätte Mercedes in der Nacht sowieso das schlechter platzierte Fahrzeug zurückgezogen.

Das Podest komplettierte schlussendlich der verbliebene der beiden Haribo-Mercedes. Den Schlussturn bestritt Nordschleifen-Haudege Uwe Alzen. Seine Teamkollegen: Lance David Arnold, Maximilian Götz und Jan Seyffarth. Den Mercedes-Triumphzug machte das Quartett Hubert Haupt/Yelmer Buurman/ Maro Engel/Dirk Müller im zweiten Black Falcon AMG GT3 perfekt.

BMW, Audi und Porsche geschlagen

Während Mercedes auftrumpfte, mussten die restlichen deutschen Hersteller den Speedvorteil der Sternenautos neidlos anerkennen. Der Mercedes vollbrachte vor allem das Kunststück, die Reifen über die gesamte Lebensdauer eines Stints gut zu behandeln – und gleichzeitig ein hohes Tempo zu gehen. Als bester BMW beendete die Startnummer 23 von Rowe Racing das 24h-Rennen Nürburgring 2016 auf dem fünften Rang (Alexander Sims/Philipp Eng/Maxime Martin/Dirk Werner). Die restlichen drei werksunterstützten M6-Renner stoppten entweder die Technik oder Unfälle.

Schon vor dem Rennen schwebte ein dickes Fragezeichen über dem neuen Rennwagen, der den BMW Z4 GT3 ersetzte. Als neuestes GT3-Auto musste der M6 Tribut zollen. Am Samstagabend zerriss es den 4,4-Liter-Biturbo-V8 im Auto mit der Startnummer 18. Bis dahin lagen Augusto Farfus/Jesse Krohn/Jörg Müller und Marco Wittmann in Front. Der Schaden war am Sonntagmorgen repariert und das Auto nahm das Rennen in aussichtsloser Position wieder auf.

Der zweite Rowe-Renner verunfallte im Hatzenbach. Ganz bitter kam es für den M6 von Schubert Motorsport (Startnummer 100). Lucas Luhr hatte mit seinen Teampartnern noch Chancen auf das Podest, als sich am Sonntagvormittag eine Kollision mit einem BMW 1er M Coupé (#93) ereignete. Luhr trug keine Schuld.

Porsche erwischte ebenfalls ein gebrauchtes Rennen. Noch vor dem Abbruch feuerte Nick Tandy den 911 GT3 R (#911) im Bereich Hohe Acht ins Aus. Das Schwesterauto mit der Startnummer 912 rollte wenige Stunden vor der Zielflagge mit einem Antriebsschaden aus.

Audi mit Katastrophenrennen

Katastrophale 24 Stunden erlebte Audi. Pleiten, Pech und Pannen: Diese Ausdrucksform beschreibt den Auftritt des Titelverteidigers am zutreffendsten. Während einer Code-60-Phase in den frühen Morgenstunden rauschte Markus Winkelhock (Startnummer 6) ins Heck des R8 GT3 mit der 28. „Ich habe das Auto vor mir nicht gesehen und musste für die Gelphase bremsen. 30 Zentimeter weniger, und ich hätte es geschafft. Es tut mir unendlich leid“, erklärte Winkelhock.

Außerdem verunfallte im selben Zeitraum der R8 des Vorjahressieger-Teams WRT auf der Nordschleife. Im Rennwagen saß zu diesem Zeitpunkt Nico Müller. Audi GT-Kundensportchef Chris Reinke: „Die drei bestplatzierten Audi innerhalb von drei Runden zu verlieren, ist sehr bitter.“ Zwei Stunden vor dem Ende torpedierte zu allem Überfluss einer der Glickenhaus-Renner den bis dahin bestplatzierten Audi mit der Nummer 5.

So blieb für die Ingolstädter nicht mehr als ein achter Rang (Team WRT, Startnummer zwei) über. Zwei Plätze davor landete der Mercedes-AMG GT von Zakspeed. Dahinter folgte der Bentley Continental GT3 mit der Startnummer 38 – ein durchaus beachtenswertes Resultat für die Engländer nach der verpatzten Premiere aus dem Vorjahr. Die besten zehn rundeten der Porsche 911 GT3 von Falken Motorsports (#44) und der Audi R8 der Busch-Zwillinge ab.

In unserer Fotoshow zeigen wir Ihnen die Highlights des 24h-Rennens Nürburgring 2016.

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