Sie sind mit nur einem Auto angetreten und haben es trotzdem geschafft: BMW und Rowe Racing haben mit dem M4 GT3 Evo (#98) das 24h-Rennen Nürburgring bezwungen und einen weiteren Erfolg in der "Grünen Hölle" eingefahren. Jesse Krohn, Augusto Farfus, Raffaele Marciello und Kelvin van der Linde jubelten auf dem Podest ganz oben. "Ich habe ein relativ grünes Rennen aufgrund der Wettersituation erwartet", sagte van der Linde, der bereits zum dritten Mal gewinnen konnte. "Aber der Nürburgring ist immer für eine Überraschung gut."
Dabei kreuzten sie aber nicht als Erste die Ziellinie. Das war der Manthey-Porsche (#911) von Kevin Estre, Thomas Preining und Ayhancan Güven mit 22 Sekunden Vorsprung. Doch eine Zeitstrafe von 100 Sekunden wegen einer Berührung mit einem anderen Fahrzeug kostete den Grello den Sieg. Manthey legte Protest gegen die Entscheidung ein, der aber erst drei Minuten vor Rennende offiziell abgewiesen wurde.
"Es ist eine große Enttäuschung. Es gab drei blaue Flaggen für das Auto vor mir", sagte Estre zu dem Zwischenfall, für den es die Strafe gab. "Er fährt Ideallinie, ich gehe nach links und dann zieht er rein. Ich bremse, gehe auf den Kerb und habe keinen Platz und er hat viel Platz nach links. Es war ein Missverständnis. Am Ende aber eine Riesenstrafe für uns. Ich bin froh, dass es dem Fahrer gut geht. Aber für mich ist es klar ein Rennunfall. Man kann nicht einfach rüberziehen und er hat das gemacht, er hätte Platz gehabt." Daneben zweifelte Estre auch daran, wie die Technische Nachuntersuchung des M4 GT3 Evo ausfällt. "Wir haben eine komische Leistungsentfaltung gesehen", sagte er.

Die Fans bekamen eine spektakuläre Show zwischen Manthey und Rowe geboten.
Last-Minute Podestplatz für Pirelli-Porsche
Den dritten Platz räumte überraschend der Pirelli-Porsche von Dinamic GT von Joel Sturm, Loek Hartog und Bastian Buus ab. Er profitierte auch davon, dass der bis kurz vor Schluss drittplatzierte Abt-Lamborghini mit der Startnummer 28 (Mapelli/Engelhart/Engstler) ein technisches Problem hatte und nur noch Vierter wurde. Nach dem Rennen kam noch eien Strafe für das Verursachen einer Kollision dazu, weshalb der Ford Mustang von HRT Performance von Dennis Fetzer/David Schumacher, Jusuf und Salman Owega auf Platz vier vorrückte.
Eine sehr beachtliche Leistung lieferten Hofer/Siedler/Reicher/Klien im Eastalent-Audi auf Rang sechs ab, hatte man doch kaum Nordschleifen-Erfahrung. Siebter wurde der Prosport-Aston von Bastian/Palette/Böckmann, Der Konrad-Lambo schaffte es mit viel Respekt auf den achten Platz genauso wie der Hankook-Porsche (#55) auf Rang neun. Die Top-Ten komplettiert der Renazzo-Lambo (#786).

Ford überraschte mit einer besseren Performance als erwartet.
Manthey setzt sich am Start in Führung
Über die gesamte Distanz ging es beim Kampf um den Gesamtsieg immer um das Duell zwischen BMW und Porsche. Zu Beginn des Rennens setzte der Manthey-Porsche seine Pole-Position direkt in die Führung um und gab diese zwischenzeitlich nur aufgrund der anderen Boxenstopp-Taktik der Konkurrenz ab. So sammelte zum Beispiel auch der Ferrari 296 GT3 (#45) von Rinaldi einige Führungskilometer aufgrund eines Undercuts. Der Rowe-BMW war von Platz 17 gestartet, weil man den Sprung ins Top-Quali im Vorfeld nicht schaffte und lag nach dem Start bereits auf Platz 10.
Verrückter Zwischenfall: Nur eineinhalb Stunden nach dem Rennstart musste das Rennen für zweieinhalb Stunden ausgesetzt werden. Denn plötzlich waren im Boxengebäude alle Bildschirme und Zapfsäulen außer Betrieb.
Stromausfall verursacht Rennabbruch
Der Grund: Ein Stromausfall, weil die Kälteanlage auf dem Dach der Boxenanlage aufgrund des intensiven Betriebs der Klimaanlagen überfordert war. Eine Fortsetzung des Rennens wäre unter anderem deshalb nicht fair gewesen, weil die Tanksäulen nicht mehr funktionierten.

Der Manthey-Porsche setzte sich nach dem Start in Führung bis zum Abbruch.
Um 20 Uhr erfolgte der Restart. Weil immer die vorletzte Runde maßgeblich für die Reihenfolge bei der Fortsetzung ist, hatte der Grello wieder die Pole-Position inne (maßgeblich für die Wertung war Runde 9, inklusive der verrechneten Mindestboxenstandzeiten). Hier legte BMW bereits den ersten Grundstein für das spätere Duell und zeigte mit einer Aufholjagd von Kelvin van der Linde von Platz neun auf fünf.
Kurz darauf hatte van der Linde auch eine Berührung mit einem kleineren Fahrzeug, für die zunächst eine Strafe von 32 Sekunden drohte, die man aber nach Untersuchung der Daten beider Fahrzeuge wieder zurücknahm.
Großes Favoritensterben
In der folgenden Phase begann das Favoritensterben. Zunächst erwischte es den Falken-Porsche #33 mit Julien Andlauer am Steuer auf Platz zwei liegend äußerst unglücklich bei einem Unfall. Er wurde in der Mercedes-Arena von einem gegen die Fahrtrichtung stehenden anderen Porsche so geblendet, dass er nicht mehr ausweichen konnte und in den Elfer krachte. Der Rowe-BMW konnte gerade noch so ausweichen.

Das Wetter war über zwei Tage außergewöhnlich sommerlich.
Auch die überraschend gut mitschwimmenden Ford Mustangs von HRT Performance mussten Federn lassen. Die Startnummer #64 mit Frank Stippler strandete nach einem Unfall am Streckenrand. Der Scherer PHX Audi (Winkelhock/Haase/Ludwig), der nach dem Sieg im vergangenen Jahr mit der Nummer 1 unterwegs war, stellte nach einem technischen Defekt ab.
Mercedes-AMG mit Totalausfall
Bei Mercedes erwischte es die #17 von GetSpeed (Aron/Auer/Christodoulou/Grenier) zunächst mit einer Zeitstrafe, am Sonntagvormittag schließlich mit einem Folgeschaden nach einem Fahrwerksproblem. Man fuhr allerdings nochmal auf die Strecke, um Punkte für die Wertung in der Intercontinental GT Challenge zu sammeln. Das Schwesterauto #14 (Engel/Martin/Schiller/Stolz) schied in der Nacht bereits mit einem Defekt des Antriebsflanschs aus.
Die Ausfallserie ging am Sonntagmorgen mit dem zweiten Falken-Porsche #44 (Boccolacci/Heinemann/Marschall/Schuring) weiter, der aufgrund einer defekten Antriebswelle abstellen musste.

Mercedes-AMG spielte keine Rolle mehr nach der Nacht.
Porsche vs. BMW
Das Finale wurde schließlich zu einem Sprint zwischen Porsche und BMW. Ein Schlüsselmoment: Bei noch 5,5 Stunden zu fahren geriet der Manthey-Porsche mit Kevin Estré in Runde 104 mit dem Aston Martin Vantage GT4 (#179) von Dörr aneinander, der sich daraufhin überschlug. Der Rowe-BMW konnte gerade noch so ausweichen, musste aber heftig über die Kerbs fahren. Der Fahrer Rolf Scheibner wurde anschließend zu Checks ins Krankenhaus gebracht. Der Vorfall wurde zunächst von den Sportkommissaren untersucht.
Der Führungswechsel kam schließlich in Runde 118. Augusto Farfus schnappte sich Ayancan Güven auf der Döttinger Höhe und setzte sich anschließend ab. Man fragte sich grundsätzlich: Wurde der Porsche in der Phase am Sonntagvormittag langsamer oder der BMW schneller?
Nach einer weiteren Code-60-Phase wechselte die Führung zwar wieder zugunsten des Manthey-Porsche. Aber das änderte nichts am Ausgang des Rennens. Rund zweieinhalb Stunden nach dem Vorfall zwischen dem Manthey-Porsche und dem Aston Martin kam die Strafe für den Grello: 1.40 Minuten. Manthey legte Einspruch ein. Der wurde aber erst drei Minuten vor Rennende abgewiesen und Rowe durfte feiern.