Der große Lorbeerkranz ging in Le Mans an Ferrari: Doppelsieg mit den Teams AF Corse (Startnummer 51) und Luxury Racing (Startnummer 59). Hinter Ferrari standen vor dem Rennen zwei große Fragezeichen: Mechanische Zuverlässigkeit und Fehlerfreiheit der Piloten. Zur Erinnerung: Beim 12h-Rennen in Sebring fielen fast alle Top-Ferrari mit Technikgebrechen aus, doch in Le Mans kam AF Corse ohne Technikprobleme über die Distanz.
Das Luxury-Auto stand einmal für drei Runden kurz an der Box und blieb obendrein einmal kurz ohne Benzin an der Boxeneinfahrt stehen. Während Giancarlo Fisichella den Ferrari Nummer 51 noch am Mittwoch zu Kernschrott verarbeitet hatte, hielten sich die Ferrari-Piloten im Rennen an die eiserne Regel: Nur wer fehlerfrei durchkommt hat auch eine Siegchance.
Aston Martin mit Stefan Mücke auf Rang drei
Mit vier Runden Rückstand landete das Aston Martin-Trio Adrian Fernandez, Stefan Mücke und Darren Turner auf Platz drei. Das war eine Überraschung, denn niemand hatte den Briten dieses Maß an Zuverlässigkeit mit dem Vantage GTE zugetraut. Aston Martin kämpfte lange um die Führung, bis Stefan Mücke in der 16. Rennstunde einen Ausrutscher in der Indianapolis Kurve zu verzeichnen hatte. Bis der Aston aus dem Kiesbett ausgebuddelt und an der Box die minimalen Schäden inspiziert waren, gingen vier Runden flöten - genau jene vier Runden, die im Ziel auf den Sieger fehlten.
Beim Speed war der Aston - man höre und staune - dominant: Mit einer schnellsten Rennrunde von 3.54.928 Minuten führten die Briten die Bestzeitenliste mit einem Vorsprung von knapp über einer Sekunde vor Ferrari an - eine Welt in Le Mans, auch wenn Aston Martin für die Zukunft noch kräftig am Benzinverbrauch für die Langstreckenrennen arbeiten muss. Nicht umsonst kritisierten die GTE-Gegner in jedem zweiten Nebensatz die insgesamt sehr wohlwollende Einstufung des Vantage GTE durch den Le-Mans-Veranstalter ACO.
Corvette verschenkt Sieg an der Box
Corvette hatte fraglos das Potenzial, Ferrari herauszufordern und den Vorjahressieg zu wiederholen, doch das amerikanische Werksteam brachte sich selbst um die Früchte ihrer Arbeit. Fast 14 Stunden führten Oliver Gavin, Richard Westbrook und Tommy Milner in der Corvette C6.R mit der Startnummer 74 das Rennen an. Doch dann schlug der Fehlerteufel zu.
Während das Schwesterauto bereits zuvor wegen eines Tausches der Lenkung, der Lichtmaschine und der Batterie wertvolle Zeit eingebüßt hatte und das Rennen auf Rang fünf beendete, verlor die führende Corvette zuerst ein Rad, gegen 08:00 Uhr am Sonntagmorgen später erwischte es Tommy Milner mit einem ersten Unfall, der einen über zweistündigen Reparaturstopp nach sich zog, bei dem auch noch das Getriebe gewechselt wurde. Damit war das Schicksal von Corvette endgültig besiegelt.
Porsche zu langsam und mit Problemen
Die beiden Porsche-Teams von Christan Ried (Felbermayr-Proton) und Seith Neiman (Flying Lizard) hatten schon vor dem Rennen die Hoffnung aufgegeben, die Pace der Top-Wagen von Aston Martin, Ferrari und Corvette mitzugehen. Dennoch spekulierte man auf einen Podestplatz, denn der 911 GT3 RSR ist in aller Regel ein Muster an Zuverlässigkeit. Doch ausgerechnet die Zuverlässigkeit vermaledeite am Ende einen möglichen dritten Platz.
Marc Lieb rollte am frühen Sonntagmorgen mit Getriebeschaden aus, dass gleiche Schicksal erwischte auch den Felbermayr-Schwesterwagen in der GTE-Am-Klasse, in der auch Amateurfahrer am Start sind. Der Flying-Lizard-Porsche von Jörg Bergmeister, Marco Holzer und Patrick Long verlor schon am Samstag den Anschluss zur Spitze wegen eines Dämpferwechsels, später schied auch dieses Fahrzeug aus. Auch in der GTE-Am-Wertung verpasste Porsche wenige Minuten vor Rennende wegen eines Reifenschadens den Klassensieg.