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Neuzugänge und Rückkehrer in Le Mans
So blicken Rossi, Schumacher und Co. auf ihr Debüt

24h Le Mans 2024

Dank des Langstrecken-Booms und der neuen Werksprojekte freut sich Le Mans über noch mehr Star-Power als in der Jubiläumsausgabe. Bei den Fahrern elektrisieren allen voran Valentino Rossi und Mick Schumacher die Fans, bei den Prototypen sorgen BMW und Lamborghini für ein Rekordfeld.

Le Mans 2024 - Valentino Rossi
Foto: Andreas Beil

Selbst eine Legende wie Valentino Rossi kann manchmal kurz den Überblick verlieren. Nach einer Interview-Runde fragt der neunmalige Motorrad-Weltmeister kurz verdutzt in die Runde: Was kommt nochmal als Nächstes? Obwohl er in der MotoGP schon nahezu alles erlebt habt, sind die 24 Stunden mit ihrem komplexen Zeitplan nochmal eine ganz andere Welt.

Der Italiener erzählt bestens gelaunt: "Als ich in den Automobilsport gewechselt bin, war dieses Rennen eines meiner großen Ziele. Darauf habe ich explizit hingearbeitet. Letztes Jahr gab ich in der Rahmenserie Le Mans Cup mein Strecken-Debüt, was durch einen Sieg zu einer wunderbaren Erinnerung wurde. Im Vordergrund stand aber das Lernen, da viele Dinge bei den 24 Stunden unterschiedlich sind."

Unsere Highlights

Ein gewaltiger Gegensatz zu seiner zweirädrigen Vergangenheit ist besagter Zeitplan. Zwar gibt es auch in der MotoGP ausgiebige Testprogramme, aber Le Mans färbt seinen Terminkalender noch deutlich stärker ein. "Man ist zehn Tage hier und muss so viel vorbereiten. Am Testtag wandelte sich die Arbeit immerhin endlich vom Theoretischen ins Praktische."

Le Mans 2024 - BMW - M4 GT3 - Valentino Rossi
xpb

Bereits im letzten Jahr fuhr Valentino Rossi einen GT3-BMW im Le-Mans-Rahmenprogramm. Diesmal tritt er samt Zebra-Look gegen die ganz große GT-Konkurrenz an.

Je schwieriger, desto besser für Rossi

Das Fazit des Sonntags fiel positiv aus. Valentino Rossi resümiert: "Der Test lief echt gut. Ich hoffe, dass wir um den Sieg kämpfen können. Am heutigen Mittwoch (12.6.) und am Donnerstag müssen wir weitere Daten sammeln. Dazu darf ich endlich in der Nacht ausrücken." Nach dem zweiten Platz in Imola mit seinen Teamkollegen Maxime Martin und Ahmad Al Harthy sind die Hoffnungen auf den ersten Le-Mans-Erfolg der neuen LMGT3-Klasse durchaus gerechtfertigt.

Die extrem starke Konkurrenz in der Weltmeisterschaft bereitet ihm dabei keine Sorge, sondern dient eher als Ansporn. Er vergleicht mit dem Parallelprogramm in der GT World Challenge Europe, das er ebenfalls für die belgische WRT-Truppe bestreitet: "Jedes Projekt ist etwas anders, weil es unterschiedliche Rahmenbedingungen gibt. Trotzdem will ich überall gewinnen. Ich mag die WEC wegen der langen Rennen, der Prototypen und der Herausforderung unterschiedlicher Klassen besonders. Zudem ist sie durch den WM-Status zwangsläufig die Speerspitze. Hier muss alles zu 100 Prozent stimmen, weil sehr viel dahintersteht."

Trotz des äußeren Drucks will der Italiener das Erlebnis allen voran genießen. Bereits aus seiner MotoGP-Zeit heraus ist Rossi ein Le-Mans-Liebhaber: "Dieser Ort war immer sehr gut zu mir. Darauf blicke ich gerne zurück. Der große Kurs hebt es nochmal auf ein neues Level. Ich liebe die schnell fließenden Porsche-Kurven und bin glücklich, endlich die echten langen Geraden zu befahren. Am Simulator wurde es dann doch schnell mal langweilig."

Le Mans 2024 - BMW - Art Car
xpb

Bunter Hund: Zum BMW-Aufgebot in der Topklasse gehört auch der jüngste Vertreter der legendären Art-Car-Reihe.

BMW-Gesamtsieg beim Comeback?

Die "großen" Brüder des Prototypen-Projekts teilen die Vorfreude, aber geben sich vor der ersten Attacke auf den Gesamtsieg seit 1999 zurückhaltender. Motorsport-Boss Andreas Roos – der das Sarthe-Spektakel noch aus seiner Audi-Zeit kennt – hält fest: "Die 24 Stunden sind durch engere Reglements, die Balance of Performance (BOP) und den großen Wettbewerb extrem eng geworden. Wenn man früher einen schlechten Tag hatte, war man trotzdem in Sichtweite des Podiums. Heute schafft man nicht mal den Sprung in die Top 10."

Natürlich sei BMW am Start, um den ersten Gesamtsieg seit dem V12-LMR-Glanzstück im Jahr 1999 zu holen. Der Weg dahin wird jedoch sehr schwierig. "Wir werden erst im Laufe des Rennens sehen, wo wir wirklich stehen. Deswegen haben wir uns am Testtag auf die Longruns konzentriert und die Gegner ignoriert. Zum einen können wir die eh nicht beeinflussen, zum anderen kennen wir deren Spritmenge und die Reifenwahlen nicht."

Dementsprechend sollten BMW-Fans am Donnerstag auch nicht auf die Pole-Position in der Hypercar wetten – trotz der vorläufigen Spitze im Mittwochs-Teil des Qualifyings. "Es wäre schön, den ersten Platz zu holen. Aber wir müssen realistisch bleiben. Ob wir ganz vorne, auf Platz fünf oder auf Platz zehn starten, wird im Rennen keinen massiven Einfluss haben. Wir wollen ins Ziel kommen und dabei den besten Kompromiss aus Risiko und Kontrolle finden. Dafür haben wir bei den Fahrern und Ingenieuren genug Erfahrung."

Lernwillige DTM-Triumphatoren

Ob der LMDh-Renner BMW M Hybrid V8 mittlerweile ebenfalls genügend Erfahrung gesammelt hat, um über die gesamten 24 Stunden zu performen? "Man kann Le Mans nicht erproben. Den Vorteil der anderen, die hier seit Jahren antreten, ist nun mal gegeben. Wir müssen immer einen Schritt mehr machen als sie." Top-10-Ergebnisse zuletzt bestätigen allerdings ein gutes Lauftempo der Bayern.

BMW-Pilot René Rast, der wie Roos ebenfalls eine Audi-Historie in Le Mans hat, ergänzt: "Ehrlicherweise bin ich beim Testtag, für den ich zwischen den DTM-Rennen in Zandvoort rübergeflogen bin, nur zwei Runden gefahren. Aber das erste Gefühl war gut. Bei der Balance stimmte der Startpunkt." Während der Trainings und der Qualifyings muss BMW weiter fleißig Daten sammeln. So gibt es durch neuen Asphalt an manchen Stellen Unterschiede zum Simulator.

Marco Wittmann, DTM-Sieger des Sonntags, bekam ebenfalls nicht viel zu tun. "Effektiv waren es vielleicht fünf Runden durch Unterbrechungen. Heute und morgen will ich endlich in einen Rhythmus kommen. Die Strecke wird ihrem Hype absolut gerecht. Das Drumherum mit Autogrammstunden, der Parade und den Renn-Zeremonien sollte man als Newcomer auch nicht unterschätzen." Gepaart mit zahlreichen Hintergrund-Informationen und Briefing-Daten hat selbst der an die frühere Class-One-DTM gewöhnte Franke genügend zu tun. "Mein E-Mail-Postfach war gefühlt voll."

Le Mans 2024 - Alpine - Mick Schumacher
xpb

Mick Schumacher (rechts) kann auf die Erfahrung seiner Teamkollegen Nicolas Lapierre (Mitte) und Matthieu Vaxivière (links) setzen.

Schumacher und Lamborghini bleiben demütig

Wie Marco Wittmann bekommt auch Mick Schumacher erstmals die volle Ladung Le Mans ab. Im Anschluss an den Testtag bremste der WEC-Debütant: "Für mich und das Auto war es die erste Ausfahrt hier. Die vielen Daten müssen erstmal ausgewertet werden. Natürlich freue ich mich, aber die Aufgabenstellung ist riesig und der Lernbedarf hoch." Motivation sollten hierbei der zehnte Platz in der ersten Quali-Sitzung liefern. Das Schwesterauto sprang sogar in die Hyperpole-Sitzung am Donnerstag.

Noch zurückhaltender gibt sich Lamborghini. Die Italiener feiern ihr Werksdebüt in der Topklasse, wodurch sie zusammen mit Isotta Fraschini in der Hypercar sowie Lexus in der LMGT3 die einzigen waschechten Newcomer-Marken sind. DTM-Star Mirko Bortolotti berichtet: "Ich fühle mich gut, aber wir wissen, dass es ein Lernjahr ist. Unser Ziel bleibt, so viel Erfahrung wie möglich zu sammeln. Dank des zweiten Autos können wir endlich umfangreich Daten in allen Sessions sammeln."

Das Chassis der Zusatznennung wurde kurz vor dem Rennen neu aufgebaut. Bei der Betreuung unterstützen die Kollegen aus dem parallelen IMSA-Projekt, über das auch Romain Grosjean zu den Italienern fand. Für den Ex-F1-Star und seine Kollegen hält Bortolotti fest: "Die Ergebnisliste ist diesmal nicht unser Maßstab."

Nach vielen Jahren als Einsatzteam für Porsche-Werksprojekte steht Manthey in der neuen LMGT3-Klasse auf eigenen Rädern. Die GTE-Erfahrung konnte man schon in mehrere Erfolge ummünzen.

Überzeugt die LMGT3 in Le Mans?

Eine ganze Klasse von Neulingen umfasst die LMGT3. Als Nachfolgerin für die beliebten, aber bei den Herstellern aus der Gunst gefallenen GTE-Maschinen bringt sie ordentlich Markenvielfalt. Im Schnelldurchgang: Aston Martin, BMW, Corvette, Ferrari, Ford, McLaren, Lamborghini, Lexus und Porsche.

Nachdem die neue Division mit ihrer Mischung aus Profis und Amateuren in den ersten Rennen eher enttäuschte, weist Patrick Arkenau, Racing-Manager bei Manthey, darauf hin, dass sie sich noch in einer Findungsphase befindet. "Selbst für uns ist es nach den GTE-Jahren eine ganz neue Herausforderung. Wir treten in der WEC erstmals komplett mit unserem eigenen Namen an." Wie auch in der Vergangenheit wird die BOP entscheidend sein. "Da macht die FIA einen guten Job aktuell und kann es mit dem neuen dualen System besser kontrollieren."

Gute Vorzeichen für den Klassiker also? "Auf jeden Fall! Das ganze Feld wird näher zusammenrücken. Schon beim Test war es eng, auch wenn viele Teams noch Erfahrung mit dem Prinzip einer anders agierenden BOP bei höheren Geschwindigkeiten sammeln mussten. In der zweiten Saisonhälfte wird es dann noch besser." Doch bevor die startet, wollen alle Rookies und Rückkehrer auf Anhieb glänzen.

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Erscheinungsdatum 20.06.2024

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