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Produktionsende des VW Santana
Der Kaiser von China geht in Rente

Seit dem Produktionsbeginn im Jahr 1983 hat Volkswagen in China mehr als sechs Millionen Exemplare des VW Santana verkauft. Nach fast vier Jahrzehnten soll das Modell jetzt auslaufen.

VW Santana

Vor 38 Jahren rollte in Shanghai der VW Santana vom Band – als erstes Volkswagen-Modell in China überhaupt. Die viertürige Stufenheck-Limousine wurde zum Verkaufsschlager und kurbelte die Popularität des deutschen Konzerns auf dem chinesischen Automobilmarkt mächtig an. Jetzt plant SAIC Volkswagen Automotive (früher Shanghai Volkswagen Automotive) das Produktionsende des legendären Modells. Das geht laut der Nachrichtenagentur Reuters aus durchgesickerten Dokumenten hervor.

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Sinkende Nachfrage

Derzeit passiert der Santana noch die Werkstore in der ostchinesischen Stadt Yizheng – bei einer aktuellen Produktionskapazität von stolzen 224.400 Einheiten pro Jahr. Eine Zahl, die bald hinfällig ist. Direkt zum voraussichtlichen Santana-Abschied äußerte sich Volkswagen auf eine Anfrage von Reuters nicht. Was das Unternehmen aber einräumte: Das Interesse seitens der chinesischen Kundschaft hat sich deutlich verändert. Inwiefern? Nun, der Trend zum SUV macht bekanntlich auch vor Ikonen nicht Halt und so schickt die sinkende Nachfrage das Modell in den Ruhestand.

Verdrängt vom Elektro- und SUV-Boom

Laut VW verschiebe sich die Präferenz zumdem klar von Stufenheck-Modellen mit Verbrennungsmotor hin zu batterieelektrischen Fahrzeugen – und nicht erst damit zunehmend ins SUV-Segment. Passend dazu die Absatzzahlen: Brachten die Wolfsburger im Jahr 2019 noch 255.836 Santana-Exemplare an chinesische Kunden, wurden 2020 nur noch 175.728 Stück verkauft. Ein massiver Rückgang um 80.108 Einheiten also.

VW Santana GX
Archiv
Vor 38 Jahren rollte in Shanghai der erste VW Santana vom Band. Als erstes Volkswagen-Modell in China überhaupt – und als wichtigstes.

Vom Marken-Missionar zum China-König

Mehr als schade, denn der Santana hat eine glorreiche China-Historie hinter sich. Dabei startete im Jahr 1983 alles nur mit einer kleinen Testserie. Auf Basis des Passats in zweiter Generation modellierten die Wolfsburger eine viertürige Stufenheck-Limousine mit verbesserter Ausstattung. Abgesehen vom Stufenheck grenzte sich der Santana durch einen eigenen Grill, große rechteckige Scheinwerfer, weiße Blinker und etwas Chromschmuck ab. Zudem gab's ein frischeres Interieur. Für die gut 100 Erstlings-Exemplare schickte der Hersteller CKD-Bausätze nach China, um die Fahrzeuge dort zusammenzubauen. Erst 1985 begann die reguläre Fertigung vor Ort.

Und der Santana hielt, was sich VW von ihm versprochen hatte: Bereits im September 1986 betrug die Anzahl der in China gebauten Exemplare 10.000 Stück. Im Zuge des chinesischen Wirtschafts-Booms mauserte sich die erschwingliche Limousine in den Neunzigern zum automobilen Statussymbol, leistete ihren Dienst häufig bei Beamten und Taxi-Unternehmen. Der Santana rockte die Volksrepublik und katapultierte den deutschen Hersteller in Sachen Absatzzahlen an die Spitze der ausländischen Autobauer.

Hersteller
Nachdem VW das Modell bereits 1995 zum Santana 2000 aufgefrischt hatte, folgte mit dem Santana 3000 (hier im Foto) im Jahr 2004 ein erneutes Facelift.

Indes verlegte VW die Santana-Produktion – im Jahr 1995 fabrizierte der Konzern nahezu 90 Prozent der Komponenten in der Volksrepublik – fast komplett nach China. Im selben Jahr kam der überarbeitete Santana 2000 auf den Markt. 2004 brachte VW mit dem Santana 3000 eine weitere Modellpflege sowie eine Langversion. Eine komplette Neuentwicklung ließ bis 2013 auf sich warten. Zwei Jahre darauf folgte erstmals eine Schrägeck-Variante namens Gran Santana.

VW Santana 2012 China
VW
Ein komplett neu entwickelter Santana wurde erst 2012 in Shanghai enthüllt.

Daheim ein Außenseiter

38 Jahre nach der Premiere der Ikone hat VW insgesamt über sechs Millionen Einheiten in China verkauft. Während er in China zum wichtigsten VW-Modell avancierte, blieb er in seiner Heimat jedoch immer ein Außenseiter und fand kaum Anklang. Hierzulande hatte VW den Santana deshalb schon 1985 abgehakt und schlicht zur Stufenheck-Variante des Passat umerkoren.

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Fazit

Der VW Santana steht nach einer Ewigkeit vor dem Aus. Verständlich. Innerhalb eines Jahres gingen die Verkaufszahlen um gut 31 Prozent zurück – eine Einbuße, die  sicher nicht nur aus der Corona-Pandemie resultiert. Vielmehr verlieren die in China jahrelang super populären Stufenhecklimousinen auch dort stark an Beliebtheit – die Trends zum SUV und zum E-Auto haben auch den Markt im Reich der Mitte längst erreicht.

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