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VW Passat Variant B1 gegen B8
475 kg mehr Sicherheit, aber weniger Verbrauch

Der neue VW Passat ist vollgepackt mit Assistenten und Technik aus der Oberklasse. Wir vergleichen ihn mit seinem Urahn von 1974.

VW Passat Facelift 2020
Foto: VW

VW stellt die Facelift-Version des Passat vor – der besonders als Dienstwagen beliebte Mittelklassewagen steckt voller moderner Technik. Besonders bei den Assistenten und in Sachen Bedienung hat sich viel getan. Der erste Passat kam Anfang 1973 als Limousine und Schrägheck auf den Markt, der in Deutschland beliebte Kombi namens Variant war ab 1974 im Angebot.

Der Kombi aus Mitte der 1970er Jahre war nur 4,19 Meter lang, 1,6 Meter breit und 1,36 Meter hoch. Sein Radstand erstreckte sich auf 2,47 Meter. Wenig überraschend hat das Modell über die letzten 45 Jahre in sämtlichen Abmessungen ordentlich zugelegt. So ist die aktuelle achte Generation 59 Zentimeter länger (4,78 Meter), 23 Zentimeter breiter (1,83 Meter) und 14 Zentimeter höher (1,5 Meter) als das erste Modell. Der Radstand legte um 33 Zentimeter auf 2,8 Meter zu.

Unsere Highlights
VW Passat Facelift 2020
VW

Viel größer

Der Zuwachs beim Radstand kommt der Beinfreiheit vorn und hinten zugute, das Plus bei Länge, Breite und Höhe schlägt sich auch im Kofferraum nieder: Maßen wir im April 1974 (auto motor und sport, Heft 9, Seite 76) ein Gepäckvolumen von 528 Liter bis zum Dach und 1.080 Liter bei umgeklappter Rückbank, sind es beim aktuellen Modell 122 (650 Liter) beziehungsweise 700 Liter (1.780 Liter) mehr. auto motor und sport lobte damals, dass sich die umgeklappte Rücklehne arretieren ließ, was ein Klappern beim Fahren verhinderte – viele andere Kombis boten das seinerzeit noch nicht. Damals musste die Rücklehne in einem Stück umgeklappt werden – heute ist eine Aufteilung in 40 zu 20 zu 40 Prozent möglich. Auch das mit Filz ausgekleidete Staufach unter dem Laderaumboden gab es noch nicht.

Der Größenzuwachs und das Plus an passiver Sicherheit schlägt sich natürlich massiv auf das Gewicht nieder: Gaben wir im Test von 1974 bei vollgetanktem Fahrzeug noch ein Leergewicht von 945 Kilogramm an, bringt der Neue 520 Kilogramm mehr auf die Waage (1.465 Kilogramm). Die Zuladung betrug 1974 vergleichsweise stattliche 475 Kilogramm, heute darf ein Passat Variant 120 Kilogramm mehr mitschleppen (595 Kilogramm).

Digitales Cockpit gegen analoge Rundinstrumente

Beim ersten Passat Variant lobten unsere Tester den großzügigen Innenraum und die leichte Beladbarkeit – die Vorzüge sind bis heute geblieben. Negativ fiel ihnen die bei Regen schnell verschmutzende Heckscheibe auf, ein Heckscheibenwischer war damals noch nicht zu haben, heute gehört er zum Serienumfang. Bei der Gestaltung des Cockpits wird die Entwicklung im Fahrzeugbau am krassesten klar. Im alten Modell schaut der Fahrer auf drei echte Rundinstrumente, links sitzt der Tachometer, rechts die Anzeige für Tankfüllstand, Kühlwasser-Temperatur und Warnungen. Oben in der Mitte gibt es eine hübsche Analoguhr – diese wanderte später in die Mittelkonsole und wurde jetzt im Zuge des Facelifts durch einen schnöden Passat-Schriftzug ersetzt. Das kleine UKW-Radio konnte auch Mittelwellen-Sender empfangen und das dünne Zweispeichen-Lenkrad war na – eben zum Lenken da.

Heute prangt vor dem Fahrer ein volldigitaler Instrumenten-Bildschirm, in der Mittelkonsole sitzt ein weiteres Display – die Anzeigen beider Bildschirme lassen sich frei konfigurieren. Mobiles Internet gab es 1974 noch genauso wenig wie Smartphones – der aktuelle Passat ist immer online und sein Fahrer kann sich über sein Smartphone mit einer VW-ID beim Fahrzeug identifizieren. Über das Multifunktionslenkrad lassen sich viele Einstellungen vornehmen und dessen kapazitive Oberfläche erkennt, wenn der Fahrer die Hände nicht am Lenkrad hat. Das Radio ist im Gesamtsystem verbaut und empfängt optional auch Web-Radiosender.

Extremer Sicherheitsgewinn

ABS war 1974 noch kein Thema, die elektronische Variante brachte Bosch 1978 auf den Markt – und ESP steht erst seit 1995 zur Verfügung. Auch die 1974 bei General Motors gegen Aufpreis angebotenen Airbags waren in Europa noch weitgehend unbekannt. Die Insassen der ersten Passat-Variant-Modelle mussten sich also auf ein gutes Crashverhalten und die Dreipunkt-Sicherheitsgurte vorne verlassen.

Beim aktuellen Passat sind ABS und ESP ebenfalls kein Thema – beides ist selbstverständlich Serie. Der Neue ist auch darüberhinaus randvoll mit Sicherheitstechnik: Massenhaft Airbags sind selbstverständlich, seit dem letzten Facelift gibt es den Notbrems-Assistenten für alle Modelle serienmäßig. Weitere Technik hilft dem Fahrer beim ruckartigen Ausweichen und wenn der Fahrer das Lenkrad zehn Sekunden lang nicht mehr berührt, stellt sie den Passat autonom am Straßenrand ab. Ebenfalls ein Sicherheitsaspekt, der sich fundamental geändert hat: Die Halogen-Scheinwerfer des 1974er-Modells sind in Sachen Helligkeit und Straßenausleuchtung mit den neuen Matrix-LED-Scheinwerfern nicht vergleichbar.

Das Fahrwerk des 1974er-Passat lobten unsere Tester schon damals, aber heute gibt es optional ein je nach Geschmack verstellbares adaptives System – dafür lassen sich Ventile in den Dämpfern beinahe stufenlos verstellen.

Mehr Kraft und dabei sparsamer

Den Ur-Passat-Variant gab es in drei Benzin-Motorisierungen mit 55, 75 und 85 PS. Heute gibt es immer noch drei Benziner (150, 190 und 272 PS) aber auch vier Diesel (120, 150, 190 und 240 PS) und einen Plug-in Hybriden mit 218 PS. Für die Variante mit 75 PS ermittelten unsere Tester 1974 eine Beschleunigungszeit von 15,1 Sekunden für den Spurt von null auf 100 km/h, als Höchstgeschwindigkeit waren 153 km/h drin. Dabei maßen sie einen Testverbrauch von 10,2 Liter Super pro 100 Kilometer. Der schwächste Benziner leistet mit 150 PS im Passat heute doppelt so viel wie sein Bruder von 1974 bei ähnlichem Hubraum (1974: 1.470 Kubikzentimeter, heute: 1.498 Kubikzentimeter) – Turbolaufladung und vielen weiteren Verbesserungen sei Dank. 8,8 Sekunden braucht der Neue laut VW mit 150 PS, um auf Tempo 100 zu kommen – sein Vortrieb endet bei 213 km/h. Im Schnitt reichen ihm 5,5 Liter Super pro 100 Kilometer.

Fazit

Schon der erste Passat Variant war ein großer Wurf: Viel Platz, viel Zuladung, großer Kofferraum, niedriges Gewicht und die Auswahl zwischen drei Motoren machten ihn im Handumdrehen beliebt. Trotzdem sieht der Neue neben seinem Urahn wie ein Ufo aus: Größer, schwerer, mit deutlich mehr Platz und Komfort bietet er zudem alle Annehmlichkeiten des Digital-Zeitalters. Hinzu kommen ausgeklügelte Sicherheitssysteme, die 1974 noch als Science-Fiction galten. Die Motoren sind erheblich leistungsfähiger und trotzdem sparsamer und sauberer geworden – und an eine teilweise rein elektrisch fahrbare Hybrid-Varianten dachte 1974 noch keiner.

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Erscheinungsdatum 03.07.2024

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