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VW Passat Variant im Gebrauchtwagen-Check
Auch als Gebrauchtwagen ein Publikumsliebling?

Er ist seit Jahrzehnten ein Publikumsliebling, steht für viel Platz und sehr gute Langstreckenqualität. Aber die Frage heute lautet: Wie gut ist so ein junger gebrauchter VW Passat beisammen? Meister Wünsch legt bei der Frage die Stirn in Falten – er kann das Modell nämlich nicht nur loben.

VW Passat Variant, Gebrauchtwagen-Check, asv2317
Foto: Dani Heyne

Manchmal steckt eben einfach der Wurm drin", sagt Meister Wünsch nachdenklich. Er steht an einem sonnigen Oktobertag vor einem frisch geputzten VW Passat Variant und grübelt über die Frage, was er von diesem Typ hält.

Die Rede ist von einem Fahrzeug aus dem Baujahr 2012, das damit der Generation B7 angehört. Volkswagen präsentierte diese Version des Mittelklassemodells am 2.Oktober 2010 auf dem Pariser Autosalon und hatte sie bis 2014 im Angebot. Als Nachfolger des Passat B6, dessen Plattform und Technik er zu großen Teilen nutzt, sehen viele in ihm nur ein Facelift. "Daran ist prinzipiell nichts auszusetzen", urteilt der Meister und weist darauf hin, "dass dann ja meist mit weniger Kinderkrankheiten zu rechnen ist." Dann macht er eine Kunstpause und fügt hinzu: "Nur schade, dass es bei diesem Passat nicht so ist. Zumindest nicht ausnahmslos."

Das große Gebrauchtwagen-Spezial
VW Passat Variant, Gebrauchtwagen-Check, asv2317
Dani Heyne
Defekte Navi-Antenne – dadurch erkennt das System seinen Standort nicht mehr.

Meister Wünsch kennt die meisten Passat-Generationen aus seinem Werkstattbetrieb. Die geräumige Mittelklasse ist bekanntermaßen beliebt und daher auch unter seinen Kunden nicht selten, weshalb er sich ein gutes Bild darüber machen kann, welche Fehler an diesem Typ Passat auftreten können. "Die Bandbreite der Mängel ist überraschend", erklärt der Meister und fährt fort: "Das reicht von der defekten Navi-Antenne, wodurch das System seinen Standort nicht mehr erkennt, bis hin zu größeren Antriebsthemen. An den beliebten 1,4-Liter-Turbobenzinern längten sich bis 2011 die Steuerketten, sodass es zu Motorschäden kam. Bei den Turboladern kann die Verstellwelle des Wastegates klemmen, weshalb der Motor kraftlos ins Notlaufprogramm geht." Für dieses Problem gibt es bei VW bereits einen Reparatursatz für 385 Euro, der eine Generalüberholung des Laders umfasst – eine kostspielige Sache. "Ähnlich unangenehm: Der Schlauch der Heckscheiben-Waschanlage neigt im Knickbereich der Heckklappe zu Undichtigkeiten, was einen Wassereintritt im Kofferraum zur Folge hat." Meister Wünsch macht eine Pause, legt den Kopf schief, fährt dann fort: "Und bei Fahrzeugen mit Doppelkupplungsgetriebe an Bord sollte darauf geachtet werden, dass die Serviceaktion zum Getriebeöl durchgeführt wurde. VW tauschte dabei synthetisches Öl gegen mineralisches aus, da die schwefelhaltigen Additive ausgasen und die DSG-Elektronik beschädigen können."

Ganz schön viele Probleme, oder?

"All diese Mängel müssen freilich nicht auftauchen", versichert Wünsch. "Aber sie sind auch keine absolute Seltenheit – was uns zu einem interessanten Thema bringt: VW steht so oft für Solidität. Vergleicht man die Qualität in diesem Beispiel mit jener von Opel oder Herstellern aus Japan, wird man keinen Vorsprung feststellen. Im Gegenteil."

Nach dem Satz schnappt sich Meister Wünsch den Schlüssel des Passat, entriegelt die Türen und macht sich an den Check. "Wir können ja schließlich nicht den ganzen Tag verquatschen", ruft er, schmunzelt und tastet auch schon die Karosserie nach Unregelmäßigkeiten ab. Wie immer fährt er dabei die Spaltmaße ab, überprüft die Frontscheibe nach Steinschlägen, achtet auf Parkrempler und Unterschiede im Lack. Nach gut 20 Minuten hebt er zufrieden den Daumen der linken Hand. "Bis auf minimale Kratzer an der hinteren Stoßstange kann ich nichts finden."

Bevor er zur Probefahrt startet, wirft Meister Wünsch einen gründlichen Blick auf die Sitzpolster, checkt das Serviceheft (alle wichtigen Stempel sind drin) und lässt sich vom Navi ein beliebiges Ziel berechnen. "Funktioniert tadellos", murmelt er und startet den 1.4er-Benziner, der sofort sauber anspringt und anschließend im Leerlauf ruhig säuselt. Wahlhebel des DSG auf "D", und ab geht’s.

VW Passat Variant, Gebrauchtwagen-Check, asv2317
Dani Heyne
Getriebeöl? Ist ein Doppelkupplungsgetriebe an Bord, muss auf regelmäßigen Ölwechsel geachtet werden.

"Keine 70.000 Kilometer hat der Motor runter", sagt Meister Wünsch und rollt mit dem Passat durch die Stadt. Dabei lauscht er auf einem Stück Kopfsteinpflaster, ob das Fahrwerk poltert – tut es nicht. Auf dem ersten freien Stück Landstraße beschleunigt er und achtet auf den Motorlauf und die Schaltvorgänge. Beides unauffällig.

"Motor und Getriebe sind an und für sich eine gute Wahl. Die Leistung des Turbobenziners reicht völlig, und die schnellen Schaltvorgänge des DSG sind immer wieder beeindruckend."

Wie schaut’s auf dem Bremsenprüfstand aus?

Nächster Stopp: Bremsenprüfstand. Hier kann Meister Wünsch erkennen, wie gleichmäßig die Bremsen verzögern. Angenommen, die rechte Seite packt mehr zu: Dann würde der Wagen nicht nur länger für eine Vollbremsung brauchen, sondern dabei auch stark nach rechts ziehen. Beim Passat sind die Werte auf beiden Seiten annähernd gleich.

VW Passat Variant, Gebrauchtwagen-Check, asv2317
Dani Heyne
Bremsencheck: Auf diesem Rollenprüfstand kann Meister Wünsch die Standfestigkeit der Bremsen testen. Der Passat besteht.

Zehn Minuten später erkennt Meister Wünsch, dass die Beläge der Scheibenbremsen noch eine ganze Weile halten dürften. Auch das Tragbild der Scheiben ist vorbildlich. Gut gelaunt checkt der Meister die Aufhängung der Vorderachse, die ebenfalls keine Schwachstelle erkennen lässt. Alle Gummiaufhängungen sind noch straff, die Kugelgelenke nicht ausgeschlagen.

Auch der Auspuff und der Unterboden des Passat machen einen tadellosen, rostfreien Eindruck. Ähnlich ist es mit den Kraftstoff- und Bremsleitungen. Beim Kühler wirft der Meister einen langen Blick durch das Gitter der unteren Stoßstange. Hier kann nämlich nicht nur Frischluft eintreten, sondern auch Steine. Was schon so manchen Kühler hat undicht werden lassen. Wer gründlich sucht, erkennt den Austritt an den typischen Wasserbahnen. Nicht so an diesem Modell – hier ist alles tadellos und trocken.

Gutes Beispiel für ein unauffälliges Modell

"Und hier haben wir den Salat", witzelt der Meister. Von all den anfangs aufgezählten Schwächen des Passat hat dieses Exemplar keine einzige. Es steht gepflegt da, zeigt kaum Verschleißspuren und fährt sich vorbildlich. "Ein Auto, das man guten Gewissens kaufen kann. Die Schwierigkeit liegt wie so oft in einem Punkt: Wir können nicht in die Bauteile hineinschauen – und wissen nicht, wie lange das Getriebe oder der Turbo mitmachen werden." Mit diesen Worten verabschiedet sich Meister Wünsch.

Bleibt noch der Blick auf die Preisentwicklung: In den gängigen Gebrauchtwagenbörsen im Internet werden vergleichbare VW Passat Variant 1.4 TSI aus 2012 mit rund 65.000 Kilometern Laufleistung für 13.500 Euro angeboten; mit doppelt so hoher Laufleistung starten sie schon ab 10.500 Euro.

Soll es ein Diesel aus jenem Baujahr sein? Dann werden für einen 2.0 TDI mit 50.000 Kilometern rund 17.000 Euro fällig. Ein Tipp: Weil es bei diesem Modell zu kleineren und größeren Problemen kommen kann, empfiehlt sich ein Händlerauto mit Gebraucht-Garantie.

Versionen, Motoren & Ausstattung

Der Passat dieses Typs heißt intern B7 und wurde von 2010 bis 2014 als Limousine und Kombiversion Variant angeboten. Im Frühjahr 2012 kam der Passat Alltrack hinzu, ein um 30 Millimeter höhergelegter B7 Variant mit modifizierten Stoßfängern samt integriertem Unterfahrschutz sowie Radhausverbreiterungen aus Kunststoff.

Ausstattung: Das Basispaket heißt Trendline und kommt mit 16-Zoll-Stahlfelgen, einer elektronischen Parkbremse, elektrischen Fensterhebern vorn und hinten, einer manuellen Klimaanlage, schwarzen Stoffsitzen, dunklen Zierleisten und mattverchromten Dekoreinlagen. Comfortline bietet dagegen schon 16-Zoll-Alus, Ambientebeleuchtung, Chromleisten an den Seitenfenstern, den Stoßfängern und den Türen. Ein Lederlenkrad sowie Komfortsitze sind ebenso serienmäßig wie eine Müdigkeitserkennung. Noch mehr Luxus gibt’s nur im Highline-Paket, das unter anderem 17-Zoll-Aluräder, eine Zwei-Zonen-Klimaautomatik, Nebelscheinwerfer, ein Multifunktions-Lederlenkrad, Teilleder mit Alcantara sowie Sitzheizung vorne bietet.

VW Passat Variant, Gebrauchtwagen-Check, asv2317
Dani Heyne
1.4 TSU: Der Turbobenziner passt gut zum Passat, leider gibt es aber immer wieder Probleme mit seinem Turbolader.

Motoren und Getriebe: Vier Benziner gab’s für den B7: den 1.4 TSI in drei Ausbaustufen (122 bis 160 PS), einen 1.8 TSI (160 PS), einen 2.0 TSI (211 PS) sowie den einzigen Sauger in der Runde, den 200 PS starken 3.2 VR6. Er war serienmäßig an ein Sechsgang-DSG gekoppelt, während die übrigen Benziner standardmäßig ein Sechsgang-Schaltgetriebe besaßen. Gegen Zuzahlung rollten auch sie mit einem Doppelkupplungsgetriebe vom Band.

Bei den Dieselmotoren ist die Auswahl nicht ganz so groß, hier standen zwei Motoren zur Wahl: ein 1,6-Liter-Vierzylinder mit 250 Newtonmetern Drehmoment (105 PS). Beim zweiten Motor handelt es sich um den bekannten Zweiliter-TDI, der im Passat mit vier Leistungsstufen (140 bis 177 PS) eingeheiratet hat. Alle Dieselversionen kamen mit einem Sechsgang-Schaltgetriebe, gegen Aufpreis stand DSG zur Verfügung.

Lohnenswerte Extras: Neben dem erwähnten Doppelkupplungsgetriebe sind es wohl die Assistenzsysteme, die hier erwähnt werden sollten: von der dynamischen Fernlichtregulierung über den Spurwechselassistenten bis zur Verkehrszeichenerkennung.

So viel kosten die Verschleißteile:

Verschleißteile

Kosten

Wischerblätter vorn

43 Euro

Luftfilter

31,50 Euro

Innenraumfilter

ab 18,30 Euro

Ölwechsel (inklusive Filter)

104 Euro

Wechsel Bremsscheiben und -beläge vorn

circa 395 Euro

Zahnriemenwechsel

entfällt (Steuerkette)

Fazit

Der VW Passat B7 ist ihr Typ, wenn Sie sich nach einem sehr geräumigen Kombi sehnen, mit dem man wunderbar entspannt durchs Leben reisen kann. Dessen Verarbeitungsqualität ein ähnlich hohes Niveau erreicht hat wie seine Wertstabilität. Der Passat ist ein Bestseller und auch gebraucht gefragt, das ist Ihnen klar – und Sie sind bereit, ein paar Euro extra für ihn zu bezahlen. Bei der Besichtigung sollten Sie die Mängelliste von Meister Wünsch im Kopf haben – und dem Händler viele Fragen stellen, damit böse Überraschungen möglichst ausbleiben.

Das gefällt uns:

Der Reifegrad dieser Passat-Generation. Bei diesem Modell (B7) handelt sich um ein großes Facelift des Vorgängers, was für weniger Kinderkrankheiten sorgt. Und dann wäre natürlich dieses wunderbare Platzangebot – vor allem bei der Kombiversion Variant. Damit rollt man sogar völlig entspannt auf den Parkplatz des Lieblings-Möbelhauses.

Das stört uns:

Es sind bei diesem Passat-Typ die kleinen Problemchen, die – falls sie auftreten – Nerven kosten. Dabei ist es selten die Mechanik, die ausfällt. Der Fehlerteufel steckt oft in der Elektronik. Diese Tatsache ist ein Spiegelbild moderner Autos. Fielen früher Auspuffanlagen ab, bleibt das Automobil heute wegen defekter Schaltkreise liegen.

So ist die Marktlage:

Hervorragend ist sie. Der Volkswagen Passat zählt zu den Publikumslieblingen – auch bei den Dienstwagen. Laufen die dazugehörigen Leasingverträge bei den Firmen aus, spült es die meist drei Jahre alten Fahrzeuge auf den Gebrauchtwagenmarkt. Entsprechend leicht fällt es, mehrere passende Kandidaten in der näheren Umgebung zu finden.

Technische Daten
VW Passat 1.4 TSI Highline BlueMotion Technology
Grundpreis35.700 €
Außenmaße4769 x 1820 x 1470 mm
Kofferraumvolumen565 l
Hubraum / Motor1390 cm³ / 4-Zylinder
Leistung118 kW / 160 PS bei 5500 U/min
Höchstgeschwindigkeit220 km/h
0-100 km/h8,6 s
Verbrauch6,1 l/100 km
Testverbrauch9,0 l/100 km
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