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Audi A4 (B8) im Gebrauchtwagen-Check
Noch immer Vorsprung durch Technik?

Vor nicht allzu langer Zeit gehörte er zu den Schnelldrehern unter den Gebrauchten: ein Audi A4 TDI mit 50.000 km auf der Uhr. Und heute? Da muss nicht nur das Auto stimmen, sondern auch die Einstellung zum Diesel.

Audi A4 B8, Gebrauchtwagen-Check, asv1317
Foto: Dani Heyne

Erinnern Sie sich noch an Ihren ersten Diesel? War es sogar noch einer der älteren Generation, der vor jedem Start die Brennräume ausgiebig per Glühkerzen vorheizte? Und wehe, das klappte nicht richtig – dann war es erst mal nichts mit dem Selbstzünden. Funktionierte es, schüttelte sich der Motor meist lautstark, um anschließend relativ temperamentlos ans Werk zu gehen. Freude bescherte er einem dagegen ziemlich zuverlässig an der Tankstelle.

Das große Gebrauchtwagen-Spezial

Kleiner Exkurs in die Dieselgeschichte

Das mit dem Temperament änderte sich, als die Diesel anfingen, mit Abgasturboladern zu flirten – und sich daraus sehr fruchtbare Beziehungen ergaben. Der erste Turbodiesel in Serienproduktion nagelte im Export- modell des Mercedes 300 SD (Baureihe W 116). „Damals allerdings noch ohne Einspritzanlage“, ergänzt Meister Wünsch und schmunzelt. Er kennt sich in der Geschichte des Turbodiesel gut aus. Vor jener der TDI aus dem VW-Konzern. Dabei waren sie gar nicht die ersten auf dem Markt: Bei den Turbodiesel-Direkteinspritzern hatte Fiat mit dem Croma 2000 Turbo D i.d. 1986 die Nase vorn, gefolgt vom Austin Montego MDi, der 1988 eingeführt wurde. Audi stellte seinen TDI erst rund ein Jahr später vor, auf der IAA 1989, im Audi 100 2.5 TDI (Typ 44). Es war dieses Kürzel, das den Dieselmotoren ab Anfang der 1990er-Jahre einen unerwarteten Boom im Pkw- Bereich bescherte.

Audi A4 B8, Gebrauchtwagen-Check, asv1317
Dani Heyne
Gesamteindruck? Gut! Der A4 rostet weder am Heckdeckel, noch hat er die typischen Probleme mit dem Kupplungsgeberzylinder.

Und was hat das mit unserem Audi zu tun?Die Antwort ist so einfach wie schmerzhaft: Die Abgasmanipulationen im Volkswagen-Konzern haben klargemacht, wie aufwendig es ist, Dieselmotoren unter Realbedingungen sauber zu halten.

In Kombination mit der hohen Feinstaubbelastung mancher Innenstädte wird es vermutlich nicht mehr lange dauern, dass Diesel genau dort ein Fahrverbot erhalten. Oder mit besserer Technik nachgerüstet werden müssen.

„Das kann ja was werden“, murmelt Meister Wünsch. Wohl wissend, wie viele Kunden jetzt schon mit verstopften Dieselpartikelfiltern vor seine Werkstatt rollen. „Wer nicht wirklich wie ein Vertreter Langstrecken abspult, sollte sich das mit einem Diesel heutzutage gründlich überlegen“, erklärt der Meister. Und fügt hinzu: „Übermäßig viel Kurzstrecke vertragen die aktuellen Selbstzünder einfach nicht.“

Und genau dieser Fakt ist es, der ein anderes Licht auf den heutigen Testkandidaten wirft. Ein granat-roter Audi A4, neun Jahre alt, aber erst 53.000 Kilometer auf der Uhr. Gefahren und gepflegt von einem älteren Herrn, der ihn stets in der Garage geparkt und reichhaltig ausgestattet hat: großes Navi, Bang & Olufsen-Anlage, Xenon-Licht, Sitzheizung, Parkpiepser und so weiter. Kurz: ein verlockendes Angebot, sofern es keine versteckten Mängel gibt.

Schlampige Fugen? Gibt es nur an Unfall-Audis

„Schauen wir uns die Limousine mal genauer an“, sagt der Meister und mustert zuerst die Spaltmaße. Unregelmäßigkeiten sind vor allem bei Audi ein Indiz, dass ein Unfall lieblos instand gesetzt wurde. Bei diesem Exemplar ist das jedoch nicht der Fall. Steinschläge auf der Frontscheibe? Fehlanzeige. Zudem sind die Scheibenwischer wie neu, die Scheinwerfer nicht angelaufen, der Lack glänzt streifenfrei.

Leiser Diesel, Mini- Macke am Fahrwerk

„Auf zur Probefahrt!“, ruft Meister Wünsch und stellt sich den Fahrersitz passend ein. Erstaunlich, wie gut der Innenraum in Schuss ist: An keiner Stelle lässt sich das Alter des Audi erkennen, alles ist wie am ersten Tag – sehr gut verarbeitet. Und die Zeiten, in denen Softlack in einem Audi abblätterte, sind auch vorüber.

Audi A4 B8, Gebrauchtwagen-Check, asv1317
Hans-Dieter Seufert
Wer eher einen sportlichen Charakter bevorzugt und auf dem Asphalt überzeugen möchte, der ist mit dem RS4 gut bedient.

Der Zweiliter-Diesel startet angenehm ruhig. „Kein Wunder, hier hatte sich die Marke bereits von der Pumpe-Düse-Einspritzung verabschiedet und auf Common Rail umgestellt“, erklärt der Meister. Und schiebt nach: „Außerdem gibt’s beim A4 mehr Platz für Dämmung als beim Golf.“ Souverän, wie der 143 PS starke Motor die Limousine anschiebt. Und zwar in jedem der sechs Gänge. An Lenkung und Bremsen hat der Meister nichts auszusetzen, nur beim Fahrwerk gefällt ihm etwas nicht.

Zehn Minuten später sucht er mit der Taschenlampe die Vorderachse ab – und bleibt an zwei Gummilagern hängen, die Längsrisse aufweisen. „Die müssen getauscht werden“, murmelt er.

Der Rest der Aufhängung passt. Auch die Federn sind nicht gebrochen, die Achsmanschetten nicht gerissen. Rost? Nirgends zu finden. Die Kühler sind trocken, die untere Motorverkleidung nicht eingerissen. Und der Auspuff (noch der erste) sieht ebenfalls gut aus.

„Technisch steht der Audi noch sehr gut da“, sagt Meister Wünsch. Und wirft einen letzten Blick auf die Bremsen, die aber ebenfalls keine Mängel aufweisen. Der Meister fasst zusammen: „Am Ende zahlt sich Pflege eben aus – dafür ist dieser A4 ein gutes Beispiel. Neun Jahre alt – und kaum altersmüde. Die defekte Aufhängung ist ein typisches A4-Problem, das aber schnell behoben ist.“ Bleibt am Ende also nur noch die anfängliche Frage übrig: Kann man so einen gebrauchten A4 TDI heute noch guten Gewissens kaufen? Leider nicht.

Die große Zeit der alten TDI ist vorüber

Die Gründe sind zum aktuellen Stand eindeutig: Zum einen ist heute klar, dass diese Dieselmotoren deutlich mehr schädliche Abgase ausstoßen als angenommen. Zum anderen sind Fahrverbote in feinstaubbelasteten Großstädten absehbar. Und zu guter Letzt fehlt eine Nachrüstlösung, die funktioniert und bezahlbar ist. Sollte diese in naher Zukunft verfügbar sein, werden Gebrauchte wie der A4 TDI wieder interessant. Bis dahin sollte man sich jedoch lieber für einen gut erhaltenen Benziner entscheiden.

Fazit

So ein Audi A4 TDI ist ihr Typ, wenn Sie tatsächlich Vielfahrer oder auf die Diesel-Zugkraft angewiesen sind, ohne regelmäßig in Umweltzonen einfahren zu müssen. Denn Fakt ist: Diese alten TDI-Motoren stoßen mehr Schadstoffe aus als bislang angenommen – auch mit Rußfilter. Und da effektive, bezahlbare Nachrüstlösungen noch nicht verfügbar sind, gibt es zurzeit nur wenig Gründe, sich für einen solchen Diesel zu entscheiden. Weil die geprüfte A4-Generation grundsätzlich ein attraktiver Gebrauchter ist, lohnt es sich, hier nach einem TFSI-Modell Ausschau zu halten.

Das gefällt uns:

Schon ein Basis-A4 bringt alle Qualitäten mit, für die seine Marke steht: Hochwertige Verarbeitung, angenehme Fahreigenschaften und zuverlässige Technik, das ganze verpackt in einem seriösen, aber nicht modischen Design. Das kommt auch bei den Kunden an: Der A4 ist weiterhin das meistverkaufte Audi-Modell.

Das stört uns:

Dass auch diese A4-Generation altbekannte Wehwehchen aufweist – zum Beispiel an der Vorderachse, deren Aufhängungen gern früh verschleißen. Schon erstaunlich, dass es Audi in den vergangenen 15 Jahren nicht gelungen ist, dem A4 solche Krankheiten auszutreiben. Schließlich wird er seit über einem Jahrzehnt kontinuierlich weiterentwickelt.

So ist die Marktlage:

Ausgezeichnet, was angesichts des Neuwagenabsatzes kein Wunder ist. Dabei sind die Kombiversionen (Avant) gefragter als die Limousinen – und werden entsprechend gehandelt. Das hohe Angebot kommt allen Suchenden zugute; wird man sich beim ersten Auto nicht einig, steht das nächste meist nicht weit weg. Komfortable Situation.

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Erscheinungsdatum 20.06.2024

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