Zur aktuellen Sommer-Urlaubs-Saison hat die Polizei der nordrhein-westfälischen Stadt Hagen eine Kontrollstelle eingerichtet, um die Sicherheit von Fahrzeugen zu überprüfen. Bei ihren Kontrollen ist den Beamten ein weißer BMW 3er Touring der Baureihe E30 aufgefallen – genauer gesagt, fuhren ihnen gleich drei 3er-Touring-Hecks ins Netz. Der E30 Kombi zog nämlich einen ebenso weißen Anhänger, der wiederum aus zwei hinteren Enden von E30-Touring-Modellen bestand.
Caravan aus zwei Touring-Hecks
Anhänger, die aus dem Heck eines Kombis bestehen, sind gar nicht so selten – und passen optisch natürlich immer gut zum Zugfahrzeug aus derselben Baureihe. Allerdings sind solche Anhänger oft nur ein halbierter Kombi mit einer Achse – den Abschluss nach vorn bildet eine Blechwand oder, bei den nobleren Varianten, eine Wand mit Fenster. Bei dem jetzt in Hagen kontrollierten zweiachsigen Exemplar hat ein Umbauer aber zwei Kombi-Hecks zusammengeschweißt und in der Mitte der Seitenwände auch noch aufwendig und stimmig aus den originalen hinteren Seitentüren gefertigte Türen platziert. Die acht Räder mit ihren baugleichen Felgen runden den Look ab.
Zwei Hecktüren, zwei Achsen, zwei Tankklappen
Während das Zugfahrzeug mit einer Tankklappe, einer Hecktür und einem Satz Heckleuchten ausgerüstet ist, ist diese Ausrüstung beim Anhänger doppelt vorhanden. Ob sich hinter den Tankklappen Anschlüsse für Strom und Wasser verbergen, ist nicht bekannt.
Amtlich festgestellt: bequeme Matratze
Die Hagener Polizisten haben das von gutem Geschmack zeugende Gespann unter die Lupe genommen – und für gut befunden. Die in dem Wohnanhänger liegende Matratze sah nach Aussage der Beamten bequem aus. Sie wünschten dem Gespannfahrer eine gute Reise und einen schönen Urlaub.
Das müssen Caravan-Betreiber beachten
Grundsätzlich muss ein Wohnanhänger eine HU-Plakette haben und haftpflichtversichert sein – versicherungstechnisch ist auch ein Camping-Anhänger ein eigenständiges Kraftfahrzeug. Zudem erhebt der Staat auch auf Wohnanhänger eine Kfz-Steuer – da die Fahrzeuge keinen Motor haben, erfolgt die Berechnung der Steuerhöhe hier nach Gewicht: Pro angefangene 200 Kilogramm wandern jährlich 7,50 Euro in die Staatskasse. Ist im Wohnanhänger eine Gasanlage verbaut, muss der Betreiber auch sie alle zwei Jahre überprüfen lassen – seit dem 1. April 2022 kann dies aber getrennt von der HU und somit auch durch andere Unternehmen als TÜV, DEKRA, KÜS und GTÜ erfolgen.
100 km/h nur im Ausnahmefall
Im deutschen Straßenverkehr sind beim Zugfahrzeug zwei Außenspiegel Pflicht, mit denen der Fahrer die Kanten am Heck des Anhängers sehen kann. Bei einem zweiachsigen Anhänger, dessen Achsabstand geringer als ein Meter ist und der mehr als 750 Kilogramm wiegt, muss der Fahrer zwei Unterlegkeile mitführen. Natürlich darf der Anhänger auch die im Fahrzeugschein des Zugfahrzeugs eingetragene maximale Zuglast nicht überschreiten. Das Gespann darf in Deutschland bis zu 80 km/h schnell fahren; wenn es die 9. Ausnahmeverordnung der StVO erfüllt, sind sogar 100 km/h erlaubt. Diese Ausnahmeverordnung verlangt, dass das Zugfahrzeug nicht schwerer als 3,5 Tonnen und mit ABS ausgerüstet ist. Auf den Rädern des Anhängers müssen Reifen aufgezogen sein, die weniger als sechs Jahre alt und die bis zu einer Geschwindigkeit von 120 km/h zugelassen sind (Geschwindigkeits-Index L). Außerdem muss entweder das Zugfahrzeug mit einem Anhänger-ESP oder der Anhänger mit einem Stabilisierungs-System ausgerüstet sein.
Komplizierte Double Cars als Vorbild
Das jetzt von der Polizei kontrollierte Anhänger-Exemplar hat sein Vorbild in noch deutlich komplizierteren technischen Umbauten: Die sogenannten Double Cars (Doppel-Autos) tauchen vor allen Dingen in der US-Tuningszene auf. Vom Kleinwagen über die große Limousine bis hin zum Pick-up reicht die Palette der Double Cars, die aus zwei Fronten ein und desselben Modells bestehen. Sprich: Diese Fahrzeuge haben zwei Lenkräder (beide Achsen sind also lenkbar) und unter jeder Fronthaube einen Motor, dessen Antriebsmomente zu jeweils einer Achse wandern. Bei manchen Double Cars ist der Betrieb von zwei Motoren gleichzeitig möglich, was das Auto dann zu einem Allradfahrzeug macht. In Deutschland gab es mal einen Doppel-Golf, der aber im Vergleich zu seinen US-Vorbildern recht grobschlächtig verarbeitet wirkte. Außerdem haben die Tuner von Kliemannsland mal ein Renault-Twingo-Double-Car mit V8-Motor und Allradantrieb gebaut.
User sind vom Polizei-Post begeistert
Der jetzt von der Polizei Hagen kontrollierte Double Caravan wirkt deutlich praktischer und unkomplizierter als ein Double Car. Die Reaktionen in den sozialen Medien auf den Facebook-Post der Hagener Polizei sind durchweg positiv – die User loben den eigenständigen Umbau und freuen sich über die positive Berichterstattung der Polizei. Ein User meint sogar, dass es das Gespann auch in Rot gäbe und dass er schon des Öfteren das weiße und das rote Gespann bei gemeinsamen Touren gesehen hätte.
Fazit
Die Polizei in Hagen kontrolliert die Fahrzeuge von Urlaubern und dabei geht ihr ein aus zwei BMW- 3er -Touring-Enden bestehender Wohnanhänger ins Netz. Als Zugfahrzeug dient ein passender 3er Touring der Baureihe E30. Nach einem Check stellen die Beamten fest, dass bei dem Gespann alles in bester Ordnung ist – ihren seltenen Fund posten sie bei Facebook.
Der Selbstbau-Caravan sieht in der Tat gelungen aus – sein Vorbild scheinen die Double Cars aus den USA zu sein. Dort bauen Tuner aus zwei Fahrzeugfronten ein gemeinsames Auto.