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Kia Rio III im Gebrauchtwagen-Check
Braucht er das Garantieversprechen?

Kia und Garantie – da war doch was? Richtig: Ab 2010 spendierten die Koreaner sieben jahre Garantie auf jeden neuen Rio. Und das Beste: Sie wandert beim Verkauf des Autos mit. Netter Bonus oder wichtige Absicherung?

Kia Rio Typ UB, Gebrauchtwagen-Check, Meister Wünsch, asv1817
Foto: Hans-Dieter Seufert

Vertrauen ist gut, Kontrolle besser – sagt Meister Wünsch ja gern. Beim heutigen Gebrauchtwagen-Check müsste er diesen Spruch um folgende Zeile ergänzen: Eine lange Garantie toppt alles!

„Das stimmt“, bekräftigt ein gut gelaunter Meister mit zangenartigem Händedruck und hält sich beim Blick auf den Kia Rio nicht ganz an die Knigge- Regeln: „Aus dem hässlichen Entlein ist doch tatsächlich ein echt schmucker Schwan geworden.“

Was er meint? Die Entwicklung des Kia Rio. „Ich hab noch die erste Modellgeneration in Erinnerung, das muss so um die Jahrtausendwende gewesen sein – da hatte man bei Kia noch kein so ausgeprägtes Feingefühl fürs Design“, erklärt sich Meister Wünsch.

Das große Gebrauchtwagen-Spezial

Und fügt ablenkend hinzu: „Technisch waren die Teile damals sehr einfach aufgebaut, was uns in der Werkstatt nie gestört hat. Im Gegenteil!“, erzählt er und lacht. „Bei den Kunden kam das dagegen sehr unterschiedlich an: Wer in solch einem Auto nur eine bequeme und günstige Art gesehen hat, um von A nach B zu kommen, der war nicht unzufrieden. Die Autofetischisten dagegen vermissten moderne Techniktricks.“

Mit den letzten Worten tastet der Meister bereits über das rote Blechkleid unseres heutigen Kandidaten: ein 2011er Kia Rio, 109 PS stark, 50.000 Kilometer gefahren, mit Sechsgang-Schaltgetrie- be, Multifunktionslenkrad, manueller Klimaanlage und 16-Zoll-Alurädern gesegnet. „Ich kann mich nur wiederholen: Hut ab vor der Entwicklungsleistung! Dieses Modell hier kam rund zehn Jahre nach dem ersten Rio zur Welt. Und ist ein ganz anderer Typ.“

Das Blechkleid verrät dem Profi so einiges

Bei seinem gründlichen optischen Check untersucht der Meister wie gewohnt zuerst Stoßstangen und Türen auf mögliche Kratzer, Beulen und Parkrempler, um sich anschließend den Spaltmaßen zu widmen. Verlaufen diese ungleichmäßig, ist der Verdacht groß, dass es sich um einen schlecht instand gesetzten Unfallschaden handelt. Um diesen nachzuweisen, checkt er anschließend die verdächtigen Blechteile im Detail.

Da er weiß, wo zum Beispiel die Kotflügel verschraubt sind oder wie die Schweißpunkte einzelner Träger aussehen müssen, fällt es ihm meist nicht schwer, eine Unfall- instandsetzung auszumachen – und ihre Qualität zu beurteilen.

Bei unserem Rio findet er abgesehen von kleineren Kratzern nichts, was ihm schlechte Laune bereiten könnte. Der Pflegezustand des Kia ist zufriedenstellend. Entsprechend fröhlich geht’s zur Probefahrt. Vor dem Start angelt sich Meister Wünsch das Serviceheft aus dem Handschuhfach: „Generell sollte man auf planmäßig ausgeführte Durchsichten achten, um nicht ein Modell mit Wartungsstau zu erwischen“, erklärt Meis- ter Wünsch routiniert. „Beim Kia bekommt das Thema jedoch noch ein besonderes Gewicht. Denn wurden die Inspektionsintervalle nicht wie vorgeschrieben eingehalten, funktioniert das mit den sieben Jahren Garantie nicht mehr“, sagt er mit ruhigen Worten und blättert durch das kleine Heft.

Kia Rio Typ UB, Gebrauchtwagen-Check, Meister Wünsch, asv1817
Dani Heyne
GANZ WICHTIG! Eingehaltene Wartungsintervalle, sonst erlischt die lange Werksgarantie.

Nutzen wir die Zeit und erklären ein wenig: Sieben Jahre Garantie gewährt Kia bis maximal 150.000 Kilometer Laufleistung. Bei den Serviceintervallen toleriert die Marke eine Verspätung von maximal zwei Monaten oder 2.000 Kilometern, sofern die Verspätung nicht auf einen Garantiefall zurückzuführen ist.

Die Wartungsarbeiten dürfen dabei übrigens auch freie oder markenfremde Werkstätten übernehmen.

Wie fühlt sich der stärkste Rio-Motor an?

Während die Kia-Technik insgesamt bis 2011 schon einige Schritte vorwärts machte, hielt man sich bei den Antrieben noch zurück. Entsprechend konservativ liest sich auch die Motorentabelle zu unserem Rio. Der stärkste Benziner vertraut auf 1,4 Liter Hubraum und muss auf einen Turbolader verzichten, weshalb er mit 109 PS Leistung und 137 Newtonmetern Drehmoment auch keine Bäume auszureißen vermag. Er schiebt den 4,05 Meter langen Rio in rund zwölf Sekunden auf Tempo 100 und ermöglicht Spitzengeschwindigkeiten von maximal Tacho 180. Wobei das keine allzu große Freude bereitet: „Beim gemütlichen Gleiten fühlt sich der Rio am wohlsten“, ruft Meister Wünsch dazwischen, der sich bereits auf der Landstraße befindet. „Das ist kein wirklicher Nachteil, wenn man sich darauf einstellt“, ergänzt er und schaltet zwischen sechstem und fünftem Gang hin und her. „Das Getriebe arbeitet minimal hakelig, scheint aber bauartbedingt zu sein. Nach Abnutzung fühlt es nicht an. Auch der Druckpunkt der Kupplung ist noch schön straff.“

Eine Viertelstunde später surrt der Kia auf der Hebebühne nach oben. Auf halber Höhe wirft Meister Wünsch wie immer einen längeren Blick auf die Bremsen des Kia. Dabei interessieren ihn zwei Details: Sind die Bremsscheiben eingelaufen? Und wie viel haben die Beläge noch drauf? In beiden Fällen gibt der Kia keinen Grund zur Sorge: Seine Bremsen sind fit – wie der spätere Test auf dem dazugehörigen Prüfstand beweist.

Löchriger Auspuff? Rostiger Schweller?

Als die Hebebühne den Kia ganz nach oben gewuchtet hat, zückt Meister Wünsch eine Stabtaschenlampe und macht sich ans Werk: Zuerst beleuchtet er Motor und Getriebe – auf der Suche nach defekten Dichtungen. Auch wenn sie nur ganz wenig Öl entweichen lassen – spätestens beim nächsten TÜV-Termin wäre das ein Problem.

Kia Rio Typ UB, Gebrauchtwagen-Check, Meister Wünsch, asv1817
Dani Heyne
FEUCHT? Wenn Bremsleitungen undicht werden, umhüllt sie meist ein klar erkennbarer feuchter Schmutzfilm.

Anschließend schaut er sich den Kühler an – aber auch der ist dicht und trocken. Ähnlich gut sehen die Achsmanschetten, die Traggelenke, die Stoßdämpfer und Federn aus. Nichts eingerissen, nichts gebrochen. „Da schauen vergleichbare Modelle aus heimischer Produktion oft mitgenommener aus“, sagt Meister Wünsch und rüttelt kräftig am Auspuff, um die Gummiaufhängungen zu überprüfen. Aber auch hier kann er keine Schäden feststellen.

„Die Bremsleitungen sind rostfrei – genau wie die Schweller und die Radlaufkanten“, fügt er hinzu und strahlt. Sein finales Urteil: „Mit diesem Kia hat der neue Besitzer erst mal keine Probleme. Und da die Werksgarantie noch läuft, kauft er ihn mit einem sehr guten Gefühl.“ Dem ist nichts hinzuzufügen – abgesehen von einem kurzen Blick auf die Preise gebrauchter Kia Rio: In den gängigen Fahrzeugbörsen im Internet starten Modelle aus dem Jahr 2012 mit weniger als 50.000 Kilometern Laufleistung schon bei rund 7.000 Euro. Dann allerdings mit dem schwächeren 1,2-Liter-Benziner. Wer mehr Leistung möchte, muss 1.000 Euro drauflegen.

Fazit

Solch ein Kia Rio ist ihr Typ, wenn Sie ein kompaktes Auto suchen, das etwas mehr Platz bietet als VW Polo und Opel Corsa. Optisch ansprechend, bringt er alle wichtigen Zutaten mit, um entspannt von A nach B zu fahren. Der wohl größte Joker des Kia Rio ist jedoch seine lange Werksgarantie: Sie läuft tatsächlich sieben volle Jahre – und überträgt sich beim Gebrauchtwagenkauf auf den neuen Besitzer. Mehr Sicherheit geht also nicht. Zumal die Garantie erst nach 150.000 Kilometer Laufleistung erlischt. Noch etwas vergessen? Die durchaus fairen Preise gebrauchter Modelle.

Das gefällt uns:

Am Kompaktmodell Rio lässt sich wunderbar erkennen, wie schnell Kia dazulernt. Drei Generationen hat die koreanische Marke gebraucht, um ein konkurrenzfähiges, appetitliches Automobil auf die Räder zu stellen, nach dem sich nicht nur Polo-Fahrer umdrehen. Und wenn sie dann erst von den sieben Jahren Garantie erfahren ...

Das stört uns:

Ja, was genau stört uns eigentlich an diesem Auto? Wenn überhaupt, dann sind die etwas blutleeren Benziner (noch keine Turbobenziner in dieser Generation) sowie die Haptik einiger Teile im Innenraum. Da spürt man ganz klar den Kampf um kleine Preise – was man dem Wagen bei einem Basispreis unter 12.000 Euro nicht vorwerfen kann.

So ist die Marktlage:

Ordentlich. Über 1.500 Exemplare dieses Typs werden in den gängigen Gebrauchtwagen- Börsen derzeit angeboten. Nicht unwichtig bei der Wahl des richtigen Gebrauchten: Lieber nach einem etwas jüngerem Modell suchen – dann kommt man länger in den Genuss der XXL-Garantie, die es bei diesem Auto serienmäßig dazugibt.

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Erscheinungsdatum 03.07.2024

148 Seiten