Gebrauchtwagen: Golf-Generationen im Vergleich

Gebrauchte VW Golf
Das ist die beste Golf-Generation für Sie

Veröffentlicht am 21.01.2025

Der VW Golf gehört in unsere Autowelt wie das Amen in die Kirche, das Frühstücksei zum Sonntag, und das Sonderangebot zum Discounter. Keiner dreht sich nach ihm um, und doch hat so gut wie jeder Autofahrer hierzulande schon mal irgendetwas mit ihm zu tun gehabt – und sei es nur in der Fahrschule. In mittlerweile acht Generationen blieben natürlich auch immer wieder Gebrauchte über, die sich in ihren Charakterzügen kaum, aber dafür in ihrer technischen Haltbarkeit sehr unterscheiden. Und genau darum geht es heute. Wir betrachten die vier neuzeitlichen Golf-Generationen. Nichts gegen den Golf 3, aber die wenigen, die heute noch übrig sind, reifen eher zum Klassiker, als dass man Ihnen nochmal eine Gebrauchtwagenkarriere aufhalsen möchte. Von der vierten bis zur achten Generation bietet der Golf eine breite Palette an Varianten, die unterschiedliche Ansprüche und Budgets bedienen. Seitdem gelten viele Golf-Erkenntnisse übrigens auch für Technikbrüder wie Škoda Octavia, Seat Leon, oder Audi A3, um nur wenige zu nennen.

Golf 4 (1997–2003): Solider Dauerbrenner mit klassischen Tugenden

Der Golf 4 gilt bis heute als eine der solidesten Generationen. Seine klare, zeitlose Optik und die robuste Bauweise machen ihn bis heute beliebt. Zwar gibt's aufgrund der enormen Stückzahl und der billigen Restwerte auch genügend Ausnahmen, aber ein halbwegs gepflegter Golf 4 besitzt keine ernsthaften Rostprobleme und dürfte auch im Innenraum kaum unter dem Zahn der Zeit leiden. Generation 4 war außerdem die Erste, die mit Ausstattungslinien wie Trendline, Comfortline oder Highline die verschiedenen Optionsniveaus in den Golf brachte. Und die reichten von der kargen aber soliden Buchhalterausstattung hin zu Leder- und Edelholzausstattungen, die in ihrem Qualitätseindruck voll auf dem sehr hohen Niveau der Piech-Ära lagen. Letztere schlug sich auch in der Motorenvielfalt nieder. Neben den Brot- und Butter-Varianten gab es nämlich VR5- und VR6-Versionen, teils mit dem modernen Allradsystem 4Motion, sowie mit VWs erstem Doppelkupplungsgetriebe im 250-PS-starken Golf R32. Heutzutage schätzen viele Käufer den Golf 4 als braves Nutztier, gern als Variant. Deutlich seltener, dafür teils noch immer aus schonender Seniorenhand: Die Limousinenversion Bora, die es wiederum auch als Variant gibt. Bis auf die Scheinwerferform unterscheidet sie sich allein im Ausstattungsniveau sowie in der Form von Kopfstützen und Lüftungsdüsen vom normalen Golf.

VW Golf IV 1.4 (1997)
H.D. Seufert

Empfehlenswerte Motoren:

  • 1.9 TDI (90 PS, 110 PS, 130 PS): Dieser Pumpe-Düse-Diesel besitzt mittlerweile eine kultartige Gefolgschaft. Er ist extrem langlebig, sparsam und bietet ordentlich Leistung mit wunderbar altmodischem Turbo-Punch. Besonders die 130-PS-Version überzeugt durch einen guten Kompromiss aus Fahrspaß und Effizienz.
  • 1.6 Benziner (101 PS): Für Wenigfahrer eine gute Wahl. Der Motor ist unkompliziert und wartungsfreundlich.
  • 1.8 T Benziner (150 PS, 180 PS): Sehr langlebiger Benziner mit enormer Haltbarkeit und sehr hohen Leistungsreserven.

Weniger empfehlenswerte Versionen:

  • 1.4 Benziner (75 PS): Leistungsschwach und häufig mit Ölverbrauchsproblemen behaftet. Klackernder Nähmaschinen-Klang.
  • 2.0 Benziner (115 PS): Höherer Verbrauch und anfällig für Zylinderkopfdichtungsprobleme.
  • 1.6 FSI Benziner (115 PS): Häufige Störungen im Motormanagement
VW Golf IV R32 (2002-2004)
Arturo Rivas

Fazit Golf 4: Ein äußerst robuster Gebrauchtwagen, vor allem mit den bewährten TDI-Motoren. Aufgrund des Alters sollte natürlich der technische Zustand genau geprüft werden, insbesondere Rost und Fahrwerkskomponenten.

Golf 5 (2003–2008): Fortschritt mit Kinderkrankheiten

Mit der fünften Generation machte der Golf einen deutlichen Sprung in Sachen Komfort und Technik. Außenmaße und Raumausnutzung im Innenraum rückten ihn an das Maß, was wir heute von der Kompaktklasse erwarten. Das Fahrwerk mit serienmäßiger Mehrlenkerhinterachse bietet hervorragende Fahreigenschaften. Nach dem hochwertig gemachten Golf 4 wollte VW seine Qualitätsoffensive fortsetzen, was sich darin bemerkbar macht, dass der mittlerweile über 20 Jahre alte Golf 5 im direkten Umgang nicht wirklich veraltet wirkt. Kehrseite der Medaille: Der Golf 5 wurde für VW deutlich zu teuer. Feinheiten wie eine in die Heckscheibe integrierte Radio-Antenne wurde nach kurzer Zeit durch eine billigere Dachantenne ersetzt, einst serienmäßige hintere Luftausströmer wurden ähnlich wie die Mittelarmlehne zur aufpreispflichtigen Option, oder waren gar nicht erhältlich. Im beispiellos gut ablesbaren Kombiinstrument war Platz genug für ein etwa spielkartengroßes Bordcomputer-Display, wobei gering ausgestattete Gölfe nur einen Teil dieser Fläche als Dot-Matrix-Display nutzen – das wirkt heutzutage etwas mager. Dafür fährt der Golf 5 absolut zeitgemäß und bietet dabei weiterhin die Vorzüge der "alten" TDI-Welt. DSG-Automaten fanden ihren Weg in fast alle Motorversionen, sind aber in diesen frühen Ausbaustufen noch sehr anfällig auf Lagerschäden und teure Defekte in der Mechatronikeinheit – das kann beim geringen Restwert der Autos zum wirtschaftlichen Totalschaden führen, also besser Handschalter wählen. Außerdem geht in den späteren Golf-5-Baujahren die Steuerketten-Misere der TSI-Motoren los (siehe Golf 6). Ungepflegte Golf 5 neigen zu Rostbefall um die vorderen Kotflügel, sowie die Schwellerkanten am Unterboden. Der Golf 5 Variant ist deutlich häufiger zu finden als die Limousinen-Version Jetta. Beide bieten sehr große Kofferräume. Alle Golf-5-Verwandten nutzen die PQ35-Plattform. Das bedeutet, dass z.B. auch VW Caddy und Touran annähernd identische Technikdetails besitzen.

VW Golf V
VW

Empfehlenswerte Motoren:

  • 1.9 TDI (105 PS): Zuverlässig und sparsam, kräftig, dafür mit etwas rauer Lauflkultur.
  • 2.0 TDI (140 PS): Kraftvoll und effizient, jedoch anfangs anfällig für Probleme mit der Zylinderkopfdichtung (Bohrung ggü. 1.9 TDI wurde vergrößert). Modelle ab 2006 wurden verbessert.
  • 1.6 Benziner (102 PS): Kettenprobleme bei den TSI-Versionen, schlechte Kolbenringe beim 2.0 TFSI – Benziner sind nicht der Glanzpunkt des Golf 5 – daher den simplen alten 1,6er-Sauger nehmen.

Problematische Versionen:

  • 1.4 TSI (Alle Versionen): Diese Varianten leiden oft unter Steuerkettenproblemen und Ölverdünnung.
  • 2.0 TFSI (GTI-Versionen): Unzählige Motorprobleme mit erhöhtem Ölverbrauch. Für Motorenbauer und Versierte ein potenter Baukasten, aber für den normalen Auto-Alltag zu kritisch.

Fazit Golf 5: Der Golf 5 überzeugt durch modernes Design und verbesserten Komfort, hat jedoch mit einigen technischen Schwächen zu kämpfen. Der 1.9 TDI ist eine sichere Wahl, solange das Wunschauto rostfrei ist.

VW Golf V R32, Interieur
Sven Wedemeyer

Golf 6 (2008–2012): Feinschliff mit wenigen Schwächen

Hier könnte ein Geheimtipp lauern. Der Golf 6 basiert technisch und in seiner Karosserie-Grundstruktur auf dem Golf 5, bietet jedoch umfangreiche Modernisierungen im Design, bessere Materialien im Innenraum und insgesamt eine höhere Zuverlässigkeit. Moderne Infotainmentlösungen aus dem Zubehör heben den Elektronikstandard in die Jetzt-Zeit. Geblieben ist die hervorragende Raumnutzung, die hochwertige Vierlenker-Achse für alle Motorisierungen und (leider) das TSI-Problem. Zu schmal dimensionierte Steuerketten können sich längen und somit zu kapitalen Motorschäden führen. Die 160-PS-Version mit Turbo und Kompressor (beides zusammen) ist unnötig komplex und stellt für den empfindlichen Motor eine zu hohe Belastung dar. Schade, denn Laufkultur, Leistung und Verbrauch der Triebwerke stimmen. Der 1,6er-Sauger ist noch immer erhältlich, die starken Zweiliter dafür nun deutlich haltbarer. Nach wie vor ist der Motor der Wahl ein Diesel. Der TDI geht mit dem Golf 6 in die nächste Generation, nutzt jetzt eine Common-Rail-Einspritzung und ist zusätzlich als extra-sparsamer 1.6 TDI zu haben. Ganz selten: Das BlueMotion-Modell mit aerodynamisch optimierter Karosserie und sechstem Gang. Die Softwareupdates, die nach dem Abgasskandal auch den Golf 6 betrafen, arbeiten der Erfahrung nach problemlos. Die Doppelkupplungsgetriebe werden im Golf 6 marginal solider. Noch heute gelten die Fahrleistungen, der Komfort (auch akustisch) und die Platzverhältnisse als zeitgemäß. Der Golf Variant übernahm schlicht das Heck des Vorgängers. Als einzige moderne Golf-Generation gibt es den 6er auch als Cabrio. Der 2011 erschienene Beetle der zweiten Generation fußt auf dem Golf 6.

Empfehlenswerte Motoren:

  • 1.6 TDI (105 PS): Ein solider Diesel mit niedrigem Verbrauch und großartiger Zuverlässigkeit auch mit sehr hohen Laufleistungen.
  • 2.0 TDI (140 PS): Robust und durchzugsstark, besonders in den späteren Baujahren, ansonsten kaum anders als der 1.6 TDI.
  • GTI (211 PS): gleicher Motor wie im Nachfolger, belastbar, kräftig und laufruhig.

Problematische Versionen:

  • Alle 1.4 TSI Benziner: Probleme mit der Steuerkette und erhöhtem Verschleiß.
  • DSG: Insbesondere das 7-Gang-DSG ist anfällig für Kupplungs- und Mechatronikprobleme.

Fazit Golf 6: Er kann kaum weniger als die Nachfolger. Eine gelungene Weiterentwicklung des Golf V mit hoher Alltagstauglichkeit. Besonders die Dieselvarianten überzeugen.

Gebrauchtwagen VW Golf 6 Kilometerfresser
Caroline Jüngling

Golf 7 (2012–2019): Der moderne Allrounder

Mit dem Golf 7 führte VW den Modularen Querbaukasten (MQB) ein, was zu noch besserer Raumausnutzung bei kaum veränderten Außenmaßen und einem geringeren Gewicht führt. Auch die Sicherheitsausstattung liegt auf hohem Niveau, was auch an der nun (teils optional) erhältlichen aktiven Fahrassistenz liegt. Viele Werksradios besitzen bereits die Fähigkeit zur Smartphone-Spiegelung über Android Auto und Apple CarPlay. Die schlecht konstruierte Steuerkette der kleinen TSI-Motoren wurde endlich zugunsten eines sehr langlebigen Zahnriemens verbannt. Somit werden sie endlich empfehlenswert und funktionieren hervorragend. Neu sind außerdem die von ihnen abgeleiteten Dreizylinder-Turbos, die auf dem Papier zwar eine ordentliche Leistung liefern, aber mit dem recht großen Kompaktwagen doch recht stark ackern müssen. So bleibt kaum ein Verbrauchsvorteil gegenüber den souveräneren Vierzylindern. Nach wie vor überaus empfehlenswert: die Dieselmotoren. Mit Golf GTE (Plug-In-Hybrid) und E-Golf gibt es den Golf nach Jahrzehnten wieder elektrifiziert – eine Antriebsoption, die es zuletzt im Golf 3 Citystromer gab. Doppelkuppler arbeiten im Golf 7 zwar noch immer manchmal ungehobelt, sind dafür aber zumindest etwas robuster geworden. Karosserieprobleme oder gar Rost sind beim sehr hochwertigen Golf 7 ein Fremdwort, sodass auch ältere Exemplare noch wärmstens zu empfehlen sind. Nicht wenige sprechen beim Golf 7 vom "besten Golf aller Zeiten".

Empfehlenswerte Motoren:

  • 1.6 TDI (110 PS): Ein sparsamer Diesel, der sich besonders für Pendler eignet.
  • 2.0 TDI (150 PS): Kraftvoll und effizient. Auch für Vielfahrer eine gute Wahl.
  • 1.5 TSI (130 PS, 150 PS): Moderner Benziner mit ACT-Zylinderabschaltung, der gute Effizienz und Fahrdynamik kombiniert.

Problematische Versionen:

  • 2.0 TDI (184 PS, GTD): Gelegentlich Probleme mit dem Turbolader und der Abgasrückführung.

Fazit Golf 7: Generation 7 bietet moderne Technik und ein breites Angebot an effizienten Motoren. Besonders der 1.5 TSI überzeugt als vielseitige Wahl. Die Langzeitqualität gilt als beispiellos.

VW Golf VII (ohne GTI)
Sven Krieger

Golf 8 (seit 2019): Digitalisierung im Fokus

Die achte Generation des Golf setzt stark auf Digitalisierung und Konnektivität. Das Bedienkonzept mit Touchscreens und Online-Diensten polarisiert jedoch – erstens weil die mittlerweile billigere Touch-Bedienung zahlreiche Einbußen gegenüber dem altbewährten VW-Tastenlayout bietet, zweitens, weil die Systeme über lange Zeit nicht stabil liefen und bis zur temporären Unbrauchbarkeit abstürzten. Und wer einen unbeleuchteten Touch-Slider besser findet, als einen Drehknopf, ist vermutlich noch nie bei Dunkelheit Auto gefahren. In puncto Raumausnutzung war der Vorgänger kaum zu schlagen (warum auch?) und die immer strengeren Abgasnormen vereiteln außerdem noch günstigere Verbräuche. Dass die Autos nicht mehr Sprit brauchen als früher ist für sich schon eine Leistung. Wer also nicht zwangsläufig auf die modernere Optik angewiesen ist, fährt mit den günstigeren Vorgängern besser, oder mindestens genauso gut. Im Detail erfuhr der Golf 8 gegenüber dem Vorgänger einige Sparmaßnahmen, wie z.B. Haubenstange statt Lifter, oder eingesparte seitliche Schiebedachblenden. Trotz der Häme sei gesagt: Der Golf 8 ist kein schlechtes Auto. Er tritt nur ein schweres Erbe an und ist mit einem verkorksten Infotainmentbaukasten geplagt. Immerhin funktionieren DSG-Versionen besser als je zuvor. Das gilt für das Schaltverhalten, aber auch für die Haltbarkeit, sofern alle 60.000 Kilometer ein Getriebeölwechsel mit Spülung vorgenommen wird.

Empfehlenswerte Motoren:

  • 1.5 eTSI (150 PS): Mildhybrid-Technik, die Effizienz und Leistung gut kombiniert.
  • 2.0 TDI (150 PS): Ein effizienter und ausgereifter Diesel.
  • GTE (245 PS): Plug-in-Hybrid mit ansprechender Leistung und elektrischer Reichweite.

Problematische Versionen:

  • Während alle Motoren grundsätzlich als unproblematisch gelten, kristallisieren sich Facelift-Exemplare ab 2024 gerade im Bezug auf die Elektronik als zuverlässiger.

Fazit Golf 8: Ein technologisch fortschrittlicher Kompaktwagen, der jedoch von einer steilen Lernkurve in der Bedienung geprägt ist. Die Mildhybrid- und Plug-in-Hybrid-Varianten bieten zukunftsorientierte Alternativen.

Welche Golf-Generation ist die beste Wahl?

Die Wahl der besten Golf-Generation hängt natürlich von den individuellen Bedürfnissen ab. Für preisbewusste Fahrer mit Fokus auf Zuverlässigkeit empfiehlt sich der Golf 6 2.0 TDI (140 PS). Er bietet eine ausgewogene Kombination aus Effizienz, Fahrspaß und Langlebigkeit. Wer mehr Komfort und moderne Technik möchte, ist mit einem Golf 7 1.5 TSI (130/150 PS) als Allrounder gut bedient. Für zukunftsorientierte Fahrer bietet der Golf 8 GTE als Plug-in-Hybrid eine interessante Alternative. Der Golf 5 leidet unter den Sparmaßnahmen, die nach dem Seriendebüt eingeführt wurden, und dass sich nur wenige Benzinversionen wirklich eignen. Der Golf 4 wiederum ist nach wie vor auf einem interessanten Standpunkt in seinem Leben. Gepflegte und originale Exemplare werden immer seltener, sodass man ein besonderer Golf 4 bereits Klassiker-Potenzial hat. Gut abgehangene Nutz-Exemplare sind wiederum so alltagstauglich und günstig zugleich, dass sie als reines Werkzeug durchaus lohnenswert sind.