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Gebrauchtwagencheck Toyota Yaris 3
Was macht den Yaris zum sorgenfreien Geheimtipp?

Der extrem langlebige Yaris 3 ist Zeugnis für Toyotas guten Ruf. Wir zeigen, warum und wo er doch kränkelt, wenn er schlicht falsch behandelt wird.

Gebrauchtwagencheck Toyota Yaris
Foto: Lena Willgalis

Drei Jahre alt, nur 16.000 Kilometer auf dem Tacho und ein Unterboden, der so neuwertig aussieht, als habe er gerade erst das Fließband (in Nordfrankreich, nicht in Japan) verlassen: Dieser Yaris , der beim Autohaus Platzer in Neumarkt in der Oberpfalz zum Verkauf steht, ist ein richtig gutes Angebot.

Klar, das ordentlich geführte Wartungsheft, nur ein Vorbesitzer mit offenbar sehr pfleglichem Umgang und dazu noch eine gute Ausstattung sind genau die Attribute, die man sich als Gebrauchtkäufer wünscht. Und doch spielen sie zumindest in dieser Kaufberatung eine fast untergeordnete Rolle. Es könnte sich auch um ein Basismodell mit der zehnfachen Laufleistung und Kratzern im Lack handeln – der Yaris wäre kaum weniger empfehlenswert.

Das große Gebrauchtwagen-Spezial

Karosserie: Gegen den Strom

Anders als Polo, 208 oder i20 blieb der Yaris streng seiner Kleinwagen-DNA treu. Damit meinen wir nicht die Außenlänge, bei der er die Viermeter-Marke nie überschritt, sondern die Raumaufteilung: kurze Stupsnase, Raumkapsel-Innenraum und ein Heck, so steil wie der Mount Fuji. Mit der bequemen, sehr aufrechten Sitzposition, einem nicht durchgehenden Mitteltunnel und der großen Kopffreiheit entsteht für alle Insassen ein Raumgefühl, das an die eher karge Kleinwagen-Frühzeit erinnert. Das Konzept sorgt jedoch für eine Rundumsicht, die nach modernen Maßstäben kaum zu schlagen ist. Auch ohne Einparkhilfe setzen Sie den Yaris so bequem in enge Parklücken wie den Fuß in den Pantoffel. Dank seiner Verarbeitung hat die Freude am Knirps Zukunft. Zwar fühlt er sich typisch japanisch nirgends so richtig massiv an, doch dafür ist alles blitzsauber zusammengebaut und vor allem am Unterboden üppig gegen Rost geschützt. Selbst an abgezehrte Pflegedienst-Exemplare nagt seltenst der Zahn der Zeit.

Gebrauchtwagencheck Toyota Yaris
Lena Willgalis

Viel kompakter lassen sich Sitze, Gepäckraum und ein kleines Motörchen im gedachten Querschnitt nicht verpacken.

Innenraum: Oldschool-Kleinwagen

Wie der Yaris von außen wirkt, so ist er auch innen. Klein, ja, aber doch auch clever konstruiert, sodass trotzdem relativ viel Raum geboten wird. Das alte Panda-Credo über die "tolle Kiste" kommt einem in den Sinn, wenn man im kubischen Innenraum Menschen und Gepäck tetrismäßig verlädt. Die aufrechte Sitzposition lädt nicht unbedingt zum Fläzen ein, ist aber nicht unbequem und passt zur hervorragenden Übersicht. Auch bei der Materialwahl ging Toyota einen pragmatischen Weg. Luxus darf nicht erwartet werden, dafür aber unbedingte Solidität und die Gewissheit, dass sämtliche Bedienelemente auch in 20 (halbwegs pfleglichen) Jahren nicht abgenudelter aussehen als heute. Ergonomie, Sitzpolsterung, Bedienkräfte: Alles hier ist in erster Linie auf Komfort und leichte Bedienbarkeit ausgelegt – absolut sinnvoll, für einen Stadtflitzer.

Gebrauchtwagencheck Toyota Yaris
Lena Willgalis

Trotz der rundlich-verspielten Formen entsteht im Yaris-Cockpit sofort ein ernsthafter und solider Eindruck. Die Bedienung ist rätselfrei, die Stadtflitzer-Ergonomie problemlos.

Motoren: Halb so wild

Unter der Motorhaube ist die gute Japan-Qualität kein Gerücht. Chronische Schwachstellen kennt der Yaris nicht. Dennoch ist dies kein Freibrief für absolute Sorglosigkeit.

Der Basis-Dreizylinder mit 69 PS, bekannt von Aygo, Citroën C1 und Peugeot 108, fällt ab und an mit Lecks an der inneren Abdichtung der Wasserpumpe auf. In diesem Fall können sich Ablagerungen und Ölspuren im Kühlsystem sammeln. Der transparente Ausgleichsbehälter der pinkfarbenen Kühlflüssigkeit lässt sie jedoch leicht erkennen.

Wenn Kühlflüssigkeit nach außen austritt oder die Betriebstemperatur nicht mehr gehalten wird, muss umgehend gehandelt werden. Am besten dabei die Wasserpumpe erneuern, statt nur abzudichten. Die ganze Maßnahme lässt sich von versierten Schraubern leicht selbst erledigen und dürfte auch in der Werkstatt nicht viel mehr als 200 Euro kosten.

Gebrauchtwagencheck Toyota Yaris
Lena Willgalis

Achten Sie beim Dreizylinder auf Verfärbungen im normalerweise klar-rosafarbenen Kühlwasser.

Schwerer wiegen die seltenen Fälle, bei denen der 1-KR-FE-Dreizylinder in mittleren Drehzahlbereichen mit Klappern auffällt. Unabhängig vom Baujahr kann dann der hydraulische Spanner der prinzipiell sehr robusten Rollen-Steuerkette schwächeln. Oder das Ventilspiel, das normalerweise durch unterschiedlich dimensionierte Tassenstößel im Rahmen der Wartung eingestellt wird, ist zu groß. Beides sind Symptome, die auf nachlässige Vorbesitzer hindeuten. Bei den stärkeren Vierzylindern sind solche Probleme übrigens praktisch unbekannt.

Ursache der erwähnten Probleme bei den Dreizylindern sind also meistens drastisch überzogene Wartungsintervalle, häufig festzustellen bei Autos im städtischen Kurierbetrieb oder im Einsatz beim Pizzaservice. Quälereien im kalten Zustand oder vermehrter Benzineintrag ins Öl durch dauernden Kurzstreckenbetrieb führen eben auch bei robusten Konstruktionen zu erhöhtem Verschleiß. Wer sich für einen gepflegten Yaris entscheidet, darf aber selbst bei höheren Laufleistungen ruhigen Gewissens zugreifen.

Getriebe: Schön haltbar, öde schaltbar

Nein, auch der etwas labberige Gangwechsel stellt keine Achillesferse dar. Das Fünfgang-Schaltgetriebe der Dreizylinder gibt zwar kein allzu präzises Feedback, ist dafür aber maximal leichtgängig bedienbar, und mit etwas Gewöhnung letztlich doch immer treffsicher. Marginal knackiger funktioniert die Sechsgang-Box der Vierzylinder (nicht beim Hybrid, der hat immer Automatik). Und, Sie ahnen es, Haltbarkeit ist die größte Stärke der Getriebe. Im bereits angesprochen Hardcore-Kurzstreckenbetrieb, verdient eher die Kupplung Aufmerksamkeit. Bei der Probefahrt vor dem Kauf achten Sie bitte auf den Druckpunkt der sehr leichtgängigen Kupplung. Ein Quäntchen Vortrieb sollte hier schon bei einem minimal gelupften Pedal zu spüren sein. Die Kupplung ist für einen leichten Kleinwagen mit kleinem Motor ausgelegt. Wer sie oft schleifen lässt, erntet hohen Verschleiß. Die stufenlosen Automatikgetriebe, die es für drei Motorisierungen gab, muss man in ihrer Zähigkeit schon lieben. Dafür sind sie praktisch unzerstörbar.

Fahrwerk: Zweckmäßig

Zu diesem Eindruck trägt auch das Fahrwerk bei. Zu ergründen, ob der kleine Toyota nun besonders hart oder weich daherkäme, ist unnötig, weil er mit seinem geringen Basisgewicht von gut 1000 Kilo selbst auf weichen Federn ein verbindliches Fahrgefühl liefert. Etwa so wie ein VW Polo der späten 80er-Jahre wieselt der Yaris wunderbar direkt durch die City, ohne auf ein angemessenes Maß an Komfort zu verzichten. Den viel zitierten Charakter eines "erwachsenen" Kleinwagens überlässt er gern Ford Fiesta und Co. Weniger wohlwollend könnten wir auch schreiben, dass sich der Knirps auf der Autobahn nicht ganz so wohlfühlt wie die Konkurrenz. Welchen Stellenwert man diesem Punkt beimisst, hängt schlicht vom Nutzungsprofil ab. Immerhin ist die simple Fahrwerkstechnik lange haltbar, wenn man sie nicht grob misshandelt.

Gebrauchtwagencheck Toyota Yaris
Lena Willgalis

Der Yaris wedelt emsig durch die Stadt wie ein Kind auf direktem Weg zur Rutsche im Freibad.

Mängel: Hier steht Vermeidbares

Rumpelte der Yaris oft über Bordsteine oder wurde er ständig im Stand gelenkt, können die vorderen Domlager ausschlagen, ebenso (seltener) die unteren Stoßdämpfergummis an der Hinterachse. Beides lässt sich jedoch kostengünstig tauschen. Da verdient folgender Tipp mehr Augenmerk: Wer sich für einen gebrauchten Yaris vom Toyota-Händler interessiert, darf sich zwar auf relativ hohe Preise einstellen, meist aber auch auf einen auffallend guten Kundenservice. Die Japaner verkaufen in Deutschland nicht annähernd so viele Autos wie die einheimische Konkurrenz. Dafür halten sie meist sehr lang, was wiederum für eine treue Kundschaft sorgt, die von den Händlern gern umworben wird. Im Schadensfall punkten Vertragshändler oft mit deutlich kürzeren Ersatzteil-Lieferzeiten als der freie Handel.

Gebrauchtwagencheck Toyota Yaris
Lena Willgalis

Der Technikcheck ist beim Yaris schnell erledigt. Dank viel Bodenfreiheit lässt sich sogar ohne Bühne einwandfrei der Unterboden kontrollieren. Gehen Sie aber auf Spurensuche nach viel Kurzstreckenverkehr. Ein Indiz dafür: Ölschleim im Deckel, unkritisch, aber aufschlussreich.

Am Prädikat der Haltbarkeit ändert übrigens auch der sehr zuverlässige und problemlos zu wartende Hybridantrieb nichts. Toyota verwendet in seinen Stromspeichern einheitliche Akkuzellen, die mittlerweile von einem großen Netzwerk unabhängiger Spezialisten sogar einzeln getauscht werden können.

Preise: Nicht billig, aber gut

Im Netz finden sich gut 1.800 Inserate zum Yaris 3. Das ist nicht eben viel im Vergleich zur Konkurrenz, aber dennoch eine ausreichende Masse, um Autos in verschiedenen Preisklassen zu finden. Etwas über ein Drittel entfällt dabei auf Hybridversionen. Sparexemplare beginnen bei rund 5.000 Euro, Frischware kann locker das Dreifache kosten.

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Keinen hohen, ich wechsle meine Autos oft.Sehr hoch! Schließlich soll der Wagen möglichst ewig halten.

Fazit

Manch einer mag mir widersprechen und den kreuzbraven Yaris für einen ausgemachten Langweiler statt für einen unterhaltsamen Kleinwagen-Knirps halten. Ich würde nicht mal widersprechen, speziell mit Blick auf die arg zugeschnürte Hybridversion. Doch gerade dieser typisch japanische No-Nonsense-Charakter macht ihn für mich so reizvoll. So emsig wie unser frisches Fotoauto wird der Yaris selbst nach vielen Jahren noch unterwegs sein. Verlassen Sie sich drauf! Und: Was lange hält, schont die Umwelt, weil weniger Billigautos produziert werden müssen.

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Erscheinungsdatum 26.09.2024

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