Diese fünf gebrauchten Kleinwagen halten ewig

Fünf haltbare Kleinwagen
Diese fünf Kleinwagen halten ewig

Veröffentlicht am 29.07.2025

Was ist die automobile Speisekarte oft groß und unübersichtlich. Für Feinschmecker finden sich endlose Kategorien mit Leistung und Luxus. Wer leichte Kost mag, tobt sich bei den Sportwagen aus und sparsame Resteesser tummeln sich in den Sonderangeboten älteren Kalibers. Doch was ist mit den guten alten Sattmachern? Brot-und-Butter-Autos, die einfach funktionieren und viel Nutzwert ohne unnütze Sperenzchen bieten – darum geht es heute. Ein Blick in Kataloge und Preislisten zeigt: So klein ist die Auswahl heutzutage gar nicht. Doch was ist auf dauer wirklich empfehlenswert? Und noch etwas steht fest: Wer auf der Jagd nach dem günstigsten Angebot ist, kauft sicherlich keinen Neuwagen. Junge Gebrauchte sind in Sachen Preis-Leistung unschlagbar, selbst wenn der Wertverlust bei hochwertigen Kleinwagen im Verhältnis meist gar nicht so groß ist (das wird besonders bei Kandidat Nr. 1 deutlich). Also nochmal zum Mitschreiben: Wir suchen preisgünstige Kleinwagen, die ein großes Talent für die alltäglichen Aufgaben des Lebens haben, und dabei günstig in Kaufpreis und Unterhalt sind. Das wichtigste Kriterium setzen wir hier auf die Langlebigkeit, denn am günstigsten (und auch am umweltfreundlichsten) ist immer das Auto, das einen Neukauf unnötig macht. Hier sind fünf erfolgreiche Kleinwagen, die genau das gut können.

Dacia Sandero 3 (seit 2021)

Das wichtigste Dacia-Talent bestand über lange Zeit schlicht darin, nichts wirklich schlecht zu machen und durch ein paar Sparkniffe die Konkurrenz preislich mächtig zu unterbieten. Das Resultat war vorstellbar belanglos, aber immerhin funktional, während abgelegte Renault-Technik die sorglose Haltbarkeit sicherstellte. Hier hat sich mit der aktuellen Generation manches geändert. Die ältesten gehen nun auf vier Jahre zu und bieten langsam ein reichhaltiges Gebrauchtangebot. Und genau hier stellen wir fest, dass die Eigenschaften des Sandero kaum noch mit dem Totschlagargument "...dafür ist er günstig" erklärt werden müssen. Das liegt daran, dass er in Plattformen und Antrieben nicht mehr Renaults Alteisen aufträgt, sondern größtenteils in der neuesten Generation mitspielen darf. Und wo sich Konzernmutter Renault noch immer an arg ausgefallenen Interieur-Layouts und Infotainment-Lösungen verkünstelt (auch wenn's schon viel besser geworden ist), bleibt der Dacia wunderbar simpel und logisch, spart also am richtigen Ende. Hinzu kommt ein Innen- und Außendesign, das den Resterampen-Charakter endgültig abgelegt hat. Ja, mehr als Dreizylinder-Turbobenziner und sparsame Vierzylinder-Turbodiesel mit jeweils um die 90 bis 100 PS sind nicht drin, doch das ist für die allermeisten Kleinwagenzwecke auch überhaupt nicht nötig. Vor allem, weil, bis auf die lahme aber seltene 67-PS-Saugmotor-Basisversion, alle überraschend emsig wirken. Und mal ehrlich: 100 PS und ein Fünfgang-Schaltgetriebe (im Stepway sogar 110 PS und sechs Gänge) genügten früher auch alltäglichen Kompakt- und Mittelklasseautos.

Dacia Sandero Stepway, Windmühle
Jens Dralle, Daniel Lengwenus, Heinrich Lingner, Arturo Rivas, Hans-Dieter Seufert, Peter Wolkenstein

Und wo ist der Haken? Solange das Objekt der Begierde ansonsten frei von Unfällen oder Falschbehandlungen ist, gibt es keinen. Mal eine verschlissene Bremse hier oder ein kaputtes Birnchen dort gehören nun mal zum Autoleben. Dank der weitreichenden Gleichteilestrategie aller Dacia-Modelle bleiben auch Verschleißteile und Werkstattarbeiten günstig. Wer jetzt noch schmäht, dass die Ladekante des Kofferraums noch immer ungeschützte Wagenfarbe trägt, dem sei gesagt, dass es zum Preis eines Toasters im Netz wunderbare Schutzblenden zum Selbermontieren gibt. Nur ein letztes Dacia-Cliché müssen wir ausräumen: spottbillig ist der Sandero als Gebrauchter nicht. Aber immerhin angemessen bepreist: bei 8.500 Euro gehen Sparbüchsen um die 100.000 Kilometer los (höhere Laufleistungen gibt's praktisch noch nicht) und für ein wenig Ausstattung, Leistung und den halben Kilometerstand liegen Sie bei 10.500 Euro. Angesichts der sorglosen Haltbarkeit und der frischen Baujahre ein äußerst faires Angebot.

Kia Rio 3 (2017-2024)

Pssst, wir verraten Ihnen ein Geheimnis. Den Rio gibt's nicht mehr als Neuwagen? Eigentlich schon, aber unter anderem Namen. Als Stonic ist er überall leicht verändert und mimt mit seiner Kunststoff-Beplankung den mondänen Crossover. Technisch und beim Nutzwert hat sich jedoch wenig bis gar nichts getan. Und so sieht der Rio als Auslaufmodell plötzlich ein wenig angestaubt aus, und das, obwohl er keine wirklichen Nachteile bietet – das Lieblingsrezept für Auto-Schnäppchenjäger. Aber von vorn: Der Rio ist eine Art Amalgamierung aller erfolgreichen europäischen Kleinwagen der letzten zehn Jahre. Europäisch? Ja, weil er genau für unseren Markt entwickelt wurde. Und das fällt auf. Das sichere Fahrverhalten mit angenehmen Komfortreserven und der präzisen Lenkung, der hochwertige Innenraum mit glasklarer Bedienung, eine gute Geräuschdämmung und Verkleidungen allerorten... hat da jemand Polo gesagt? Und damit das Ganze zum Kia-Verkaufserfolg wird, wurde der Rio noch um markentypisch großzügige serienmäßige Ausstattungsumfänge (z.B. richtig gutes Infotainment) und eine siebenjährige Herstellergarantie erweitert. Dass hierfür als Neuwagen keine Dumpingpreise augerufen wurden, ist mehr als gerechtfertigt. Und gebraucht? Hier geht der Spaß schon ab 9.000 Euro für gepflegte und seriöse Exemplare los, die schon in der Basis immerhin wackere 84 PS aus einem grundsoliden Saugmotor bieten. Wer ganz langfristig denkt, sieht hier, dass der Verzicht auf Direkteinspritzung und Turbo auch mögliche Reparaturkosten fernhält. Zu dem Preis gibt's außerdem sogar noch höhere fünfstellige Laufleistungen. Bis etwa 15.000 Euro steigen Leistung und Ausstattung homogen an, bei fallenden Kilometerständen. Mehr muss eigentlich niemand bezahlen. Die feine Verarbeitung und das üppige Ausstattungsangebot sind gute Gründe, ein wenig tiefer in die Tasche zu greifen, zumal das hochwertige Gesamtpaket auch die Wahl eines stärkeren Motors nahelegt, mit dem der Rio auch als tadelloses Langstreckenauto für zwei durchgeht.

Gebrauchtwagencheck Kia Rio
Caroline Jüngling

Und worauf müssen Sie beim Gebrauchtkauf achten? Nun, wer im, unter, und ums Auto herum nach Mängeln sucht, wird in aller Regel nicht fündig. Wenn mal was war, trat noch bis 2024 sogar bei den ältesten Exemplaren die Werksgarantie in Kraft. Zugegebenermaßen erschwert das auch die Beobachtung möglicher Krisenherde. Doch auch Werkstattmeister können entwarnen: Ernste Probleme kommen praktisch nicht vor. Wenn sich wiederholt mal etwas feststellen lässt, sind das defekte Kupplungen – zum einen die vom Klimakompressor, zum anderen die des 1.2er-Basismotors. Wobei letzteres glasklar vom Fahrstil des Vorbesitzers abhängt. Fühlen Sie bei der Probefahrt, ob die Kupplung nicht erst auf den letzten Drücker (also bei fast ganz gelöstem Pedal) zugreift.

Mazda 2 (seit 2014)

Sandero und Rio sind zwei richtig gute Kerle. Wer aber nicht nur mit Kopf, sondern auch mit Herz zugreifen möchte, könnte sie womöglich etwas zu dröge finden. Selbstverständlich wissen wir auch für diesen Fall eine gute Lösung. Die heißt Mazda 2 und bietet knuffiges Design, einen bildhübschen Innenraum mit feinen Materialien und guter Verarbeitung, sowie herrlich linear funktionierende Saugbenziner mit immerhin 1,5 Liter Hubraum, gekoppelt an ein hinreißend flutschiges Schaltgetriebe. Sie ahnen es: Er wäre in diesem Ranking die erste Wahl für alle, die beim Autofahren vor allem das Autofahren lieben. Dafür legt er den Stellenwert bei Innenraum- und Kofferraumdimensionen etwas niedriger als die beflissene Allzweck-Konkurrenz. Nach Punkten wäre das im Vergleichstest ein Nachteil, aber in der Praxis gibt es sicher genügend Szenarien, in denen nicht gerade vier Lulatsche ihre halbe Habe durchs Land schleppen müssen. Weil der kleine Mazda so herrlich gefühlsecht abgestimmt ist, eignet er sich zudem ganz vorzüglich als Anfängerauto. Ganz Japan-typisch ist fast immer eine recht umfangreiche Ausstattung an Bord. Wer wirklich den Fokus aufs beschwingte Fahren legt, sollte sich ein Exemplar mit 115 PS, sprich: der Top-Motorisierung suchen. Der einfache Grund besteht darin, dass die schwächeren Versionen schlicht gedrosselte Ableger desselben Motors sind – muss ja nicht sein. Sind alle Pferdchen an Bord, gibt es für 13.000 Euro hübsche Metalliclacke, viel Ausstattung und Laufleistungen grob um 50.000 Kilometer. Idealbesetzung. Die etwas schwächeren Versionen gibt es in prima Zuständen bereits ab 8 bis 9.000 Euro.

Mazda 2 (2020)
Mazda

Im Hinblick auf Mängel können Sie sich ganz auf den Zustand Ihres Wunschautos konzentrieren. Uns ist nämlich fast nichts bekannt, wo der Mazda chronisch kränkelt. Selten kommt es mal bei der Hauptuntersuchung vor, dass an den hinteren Federn Brüche auftreten – keine allzu teure Problematik. Der Mazda 2 ist nicht immer erste Wahl bei Pflegediensten und Pizza-Buden, weil Platzangebot und Flottenpreise nicht ganz das Niveau der Mainstream-Konkurrenz erreichen. Das bedeutet aber auch, dass es im Verhältnis recht wenige geschundene Exemplare auf dem Gebrauchtmarkt gibt.

Opel Corsa E (2014 bis 2019)

Wer sich als Headline für ein Auto "Das Käsebrot unter den Gebrauchten" ausdenkt, wird auf den Redaktionsfluren unseres Verlags noch Jahre später darauf angesprochen. Witzig. Aber auch wahr! Der letzte GM- Corsa schmeckt jedem, selbst wenn er nicht unbedingt als Traum schlafloser Nächte daherkommt. Er ist das Auto, das wohl nie ganz oben auf den Wunschlisten steht, obwohl es eigentlich jeder gebrauchen kann. Das liegt an zwei grundlegenden Talenten. Da wäre zum einen, dass er sämtliche Kleinwagen-Kriterien ganz routiniert erfüllt. Er fährt spielerisch-handlich, aber auch souverän und sicher. Er bietet auch für vier Erwachsene ausreichend Platz, hat einen angemessenen Kofferraum und bietet eine gute Auswahl an Ausstattungsmöglichkeiten und komfortablen Kinkerlitzchen. Das andere Talent, aus dem sie den "alten" Corsa gegenüber anderen Kleinwagen bevorzugen sollten, liegt schlicht darin, dass er mit guter alter Opel-Technik daherkommt. Das gilt gleich doppelt, weil er im Prinzip nur ein umfangreiches Facelift eines Vorgängers, des 2006 debütierten Corsa D, darstellt. Das Grundkonzept ist also fast zwanzig Jahre lang erprobt. Sein Nachfolger, der Corsa F aus der Stellantis-Ära besteht aus derselben Technik-Suppe wie Citroën C3 oder Peugeot 208 – kompetente Kleinwagen, die durch die Ölbad-Zahnriemen-Misere völlig versalzen wurden und somit für Gebrauchtkäufer unattraktiv sind.

Achim Hartmann

Wer nach dem Corsa E sucht, steht vor einem riesigen Angebot. Über 2.000 Exemplare finden sich unterhalb der 150.000 Kilometer-Marke. Wer auf Hochglanz-Angebote verzichten kann, wird sogar schon für 3 bis 4.000 Euro fündig. Viel günstiger dürfte sich wohl kein modernes Auto finden lassen. Das macht ihn schon zu Anfang zum Sparkönig in dieser Aufstellung. Unter die Haube solcher Angebote gehört der 1.4er-Basis-Saugbenziner. Die aufgeladenen Dreizylinder sind diffiziler und bieten nur wenig Spar-Potenzial. Die Diesel, sowie die 1.4er-Turbos machen den Corsa zum quicklebendigen Langstreckenläufer. Unter der großen Menge an Autos finden sich natürlich auch hier und da Mängel. Unter einigen Kleinigkeiten ist da vor allem die Öldichtheit der Motoren relevant. Verwöhn-Autos aus pfleglicher Hand mit mindestens 100 PS und fünfstelliger Laufleistung kosten hübsch ausgestattet ab 6.500 Euro. Was will man eigentlich mehr?

Seat Ibiza 5 (seit 2017)

Okay, wenn das "mehr," nach dem man sich sehnt, die Nähe zur nobleren Kompaktklasse bedeutet, fiele uns doch noch ein letzter Kandidat ein. Der heißt Seat Ibiza und lässt sich funktional für Laien kaum vom größeren Golf-Bruder Leon unterscheiden. Auf aparte Weise gelingt es ihm zudem nun schon seit einiger Zeit, erfreulich zeitlos auszusehen, wodurch bei guter Pflege ein taufrischer Eindruck bestehen bleibt. Auch das ist ja mit Blick auf lange Haltbarkeit nicht ganz unwichtig. Neben der Optik glänzt der immer noch aktuelle Ibiza auch mit inneren Werten, wie dem großzügigen Platzangebot, der astreinen Bedienbarkeit und den mittlerweile hinreichend gut funktionierenden DSG-Automatikversionen. Auch das ist für viele mittlerweile ein wichtiges Kriterium im Kleinwagen. Noch ein Vorzug besteht im 1,6-Liter-TDI-Diesel. Auch wenn dieser leider 2019 eingestellt wurde, stellt er in diesem Ranking die erste Wahl für Kilometerkönige dar. Selbst wenn mal kleinere Defekte z.B. am AGR-Kühler auftreten, ist er unterm Strich ein mustergültiger Langläufer, der für viele 100.000 Kilometer gut ist, die in größter Sparsamkeit und trotzdem mit angenehmer Leistungsabgabe abgespult werden können.

Seat Ibiza 1.0 EcoTSI Xcellence, Front
Hans-Dieter Seufert

Im Mängelkapitel ist vor allem Kleinkram bekannt. Das ist ein typisches Szenario für VW-Konzernautos, weil durch die enormen Stückzahlen über die Marken hinweg einfach auch mehr Wehwehchen bekannt werden. Beim Ibiza beschränkt es sich meist auf zickende Induktionsladeschalen fürs Handy, oder Schmierungsbedarf an den Bremshebelchen an den hinteren Radträgern. Schlimmstenfalls fordert das Kühlerpaket aus Klimakondensator und Ladeluftkühler Ersatz aufgrund von Steinschlägen – ein uraltes VW-Problem. Immerhin gibt es die wertigste Verarbeitung und den feinsten Innenraum in diesem Vergleich mit Abstand als größte Auswahl (knapp 5.000 Stück bis 150.000 Kilometer) bereits ab knapp 7.000 Euro für sparsam ausgestattete Basisversionen. Wobei: so basisch sind die Autos auch wieder nicht, weil die schwächsten Versionen mit nur 65 bzw. 75 PS kaum vorkommen. So ist immerhin für ausreichenden Vortrieb gesorgt, auch wenn die echte Empfehlung eher den mindestens 95-PS-starken Turbo unter der Haube hat. Die kostet mit unter 100.000 Kilometern und ein paar Extras dann rund 9.500 Euro. Wir lernen also, dass der Feinste hier nicht mal der Teuerste ist. Und: mit der 90-PS-starken Erdgasvariante steht für einen engen Kundenkreis mit entsprechendem Nutzungsschema sogar noch eine extragünstige Antriebsalternative zur (gar nicht so seltenen) Wahl. Rein dem Angebot nach liegt der Ibiza meist knapp günstiger als die Technikbrüder von Skoda und VW.