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Dacia Sandero 1.5 dCi im Gebrauchtwagen-Check
Deutschlands günstigster Neuwagen als Gebrauchter

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Die Modelle von Dacia locken schon neu mit kleinen Preisen. Lohnt es sich überhaupt, nach einem Gebrauchten zu suchen? Wir nehmen diese Frage mit zu Meister Wünsch, in dessen Werkstatt ein drei Jahre alter Dacia Sandero begutachtet werden möchte.

Dacia Sandero, Front mit Meister Wünsch
Foto: Dani Heyne

„Gute Frage“, meint Meister Wünsch etwas überrascht und kratzt sich nachdenklich am Kopf. „Ob sich der Kauf eines gebrauchten Dacia lohnt – darüber habe ich auch noch nicht nachgedacht“, schiebt er nach. Anschließend umrundet er den silbernen Sandero des Baujahrs 2014 mit langsamen Schritten und sucht dabei laut nach einer Antwort: „Das Auto gibt’s neu ab 7.000 Euro – drei Jahre Garantie bis 100.000 Kilometer inklusive. Bei so einem Angebot wird es natürlich schwer, schlagende Argumente für einen Gebrauchten zu finden“, resümiert der Meister, während er die Spaltmaße der Front überprüft. Dann macht er folgenden Vorschlag: „Vielleicht fühlen wir erst mal dem hier gründlich auf den Zahn und kümmern uns danach um die Antwort – vielleicht ist der Zustand ja schon ein Teil der Lösung.“

Unsere Highlights

Während Meister Wünsch seiner Idee zufrieden nachlächelt, werfen wir einen kurzen Blick auf die Modellgeschichte des Sandero. Dacia brachte den mit rund vier Metern Länge kompakt ausfallenden Fünftürer erstmals 2008 auf den Markt. Nicht selten wird er als ansehnlicherer Bruder des Logan bezeichnet, der mit ähnlichen Abmessungen und Stufenheck ja eher kantig und schnörkellos auftrat. Wie der Logan nutzt auch der Sandero die bewährte Technikbasis des Renault Clio III – und verkörpert die DNA von Dacia. Dabei geht es um die Konzentration auf die wesentlichen Fähigkeiten eines Automobils: ausreichend Platz bieten, maximal fünf Gäste trocken von A nach B fahren und dabei nicht mit Schnickschnack nerven.

Dacia-Prinzip: Verzicht auf anfällige Technik

Die günstigen Verkaufspreise von Dacia ergeben sich auch durch den konsequenten Verzicht auf moderne Technik – was nicht bedeutet, dass sich die Modelle auf der Straße schlecht benehmen. Sie sind nur etwas schlichter gemacht. Im September 2012 präsentierte Dacia auf dem Pariser Automobilsalon die zweite Generation des Sandero, der deutlich an Profil zulegen konnte. Sicherer wurde der Fünftürer auch: ESP und Servolenkung sind seither Serie.

„Schaut mal hier“, ruft Meister Wünsch vom Heck und zeigt auf das verchromte Logo. Rings herum ist ein brauner Rostfilm zu erkennen. Zwar blüht die umliegende Blechhaut noch nicht, sondern ist glatt – aber das ist ganz sicher nur eine Frage der Zeit. „Hier dringt offensichtlich Wasser ein und lässt die Kanten unter dem Logo rosten. Das sollte in nächster Zeit ausgebaut und die Kanten neu versiegelt werden, sonst nimmt die Heckklappe frühzeitig Schaden“, erklärt Wünsch mit ruhiger Stimme.

Dacia Sandero, Logo Heckklappe
Dani Heyne
Bei unserem Testwagen bildet sich Rost unter dem Emblem an der Heckklappe. Noch ist er nur oberflächlich, doch muss man dies zeitnah beheben, um einer Durchrostung an dieser Stelle vorzubeugen.

„Ich hab noch was gefunden“, sagt er und läuft zur Front, kniet sich hin und deutet auf die Frontschürze, die auf Höhe der Beifahrerseite drei tiefe Schrammen trägt. „Hier hat unser Sandero wohl mal den Bordstein geknutscht“, vermutet der Meister und lächelt, „kannpassieren und ist auch nicht weiter schlimm.“ Aber es verschafft potenziellen Käufern eine gute Ausgangssituation für Preisverhandlungen. Da er keine weiteren Mängel finden kann – der Sandero macht sonst einen sehr guten Eindruck –, geht es nun auf eine kurze Probefahrt.

Historie, Motoren und Ausstattung

Ein Jahr nachdem der Sandero auf den Markt kam folgte die auf Offroad geschminkte Version Sandero Stepway, in die man aufgrund höherer Bodenfreiheit bequemer einsteigen kann – Allradantrieb besitzt sie jedoch nicht. Das Kofferraumvolumen beträgt bei allen Sandero 320 Liter und lässt sich auf 1.200 Liter erweitern. Zur Sicherheitsausstattung zählten anfangs ABS, Frontairbags, Gurtstraffer sowie Gurtkraftbegrenzer, ESP gab es jedoch nicht. Das änderte sich dann mit der zweiten Modellgeneration, die im Winter 2012 erschien. Sie hatte den Schleuderschutz serienmäßig an Bord, erreichte aber ebenfalls nur drei Sterne beim Euro-NCAPCrashtest. Seitliche Kopfairbags und gutes Licht bringt sie auch gegen Aufpreis nicht mit.

Dacia Sandero, Motor
Die Motorenauswahl ist übersichtlich, jedoch ausreichend. Es gibt drei Benziner mit 75 PS (1.2 oder 1.0 Liter Sauger) und 90 PS (0.9 Liter Turbo), sowie einen 1.5 Liter Diesel mit 90 PS und später 95 PS.

Vier Motoren bietet Dacia für den aktuellen Sandero an: Da wäre der kleine Benziner (in zwei Ausbaustufen) – anfangs mit 75 PS, die ein 1,2-Liter-Sauger erzeugte; ihn gab es auch in einer Autogasausführung (LPG). Beide Versionen arbeiten mit einem kurz übersetzten, hakeligen Fünfganggetriebe. Ab 2013 gab es als stärkeren Benziner einen Dreizylinder mit 0,9 Liter Hubraum. Er entwickelt dank Turboaufladung 90 PS und ein maximales Drehmoment von 140 Nm bei 2.250/min. Auch dieser Motor lässt sich als Autogasversion bestellen und ist leider stets an ein Fünfgang- Schaltgetriebe gekoppelt. Obwohl Selbstzünder bei Kleinwagen keine große Rolle spielen, hat Dacia auch einen kleinen Diesel im Angebot.

Der 1.5er mit 90 PS ist jedoch wirklich nur für Vielfahrer empfehlenswert. Alle anderen sind mit dem gleich starken Turbobenziner günstiger unterwegs, da es den Diesel nur in Kombination mit der teuersten der drei Ausstattungsversionen gibt. Auch bei ihm sind fünf Gänge Serie. Gegen Aufpreis lässt sich jedoch ein automatisiertes Schaltgetriebe bestellen, das mit sechs Fahrstufen eine mehr besetzt als beim Benziner. Richtig überzeugen können jedoch beide Varianten nicht.

Generell gilt beim Sandero: Für 6.990 Euro liefert Dacia einen nackten Neuwagen. Wer eine Klimaanlage möchte, zahlt mindestens 9.100 Euro für den Fünftürer. Da das viele gemacht haben, sind gebrauchte Modelle nur selten als Basis zu finden.

Seltene Vollausstattung bei einem Dacia

Dabei überrascht der Sandero bereits beim Innenraum- Check: Sein erster Besitzer hat ganz offensichtlich alles bestellt, was die übersichtliche Preisliste einst hergab. Daher ist neben einer Klimaanlage und vier elektrischen Fensterhebern auch ein großes Navigationssystem mit Rückfahrkamera an Bord. Unter der Haube erwacht der 1,5 Liter große Dieselmotor, der 90 PS leistet und den Sandero auf maximal 173 km/h beschleunigt. Meister Wünsch gibt dem Selbstzünder ein paar Minuten, um warm zu werden, bevor er seine 220 Newtonmeter ausprobiert. „Zieht echt gut, dieser kleine Motor“, sagt er zufrieden, schaltet sich durch das leicht hakelige Fünfganggetriebe und rollt nach 20 Minuten wieder vor die Hebebühne.

Dacia Sandero, Unterboden
Dani Heyne
Trotz aller Sparmaßnahmen setzt auch Dacia auf einen Endschladämpfer aus Edelstahl. Dies bedeutet eine besonders lange Lebenszeit.

„Mal sehen, wie es um Bremsen, Achsen und Unterboden bestellt ist“, sagt der Meister und lässt den Sandero auf der Hebebühne nach oben schweben. Auf halber Höhe überprüft er, ob die Radaufnahmen zu viel Spiel aufweisen, ob die Radlager Geräusche machen und die Bremsscheiben eingelaufen sind. Hier dreimal ein Nein. Auch die Federn der Vorderachse sind nicht gebrochen, die Achsmanschetten nicht eingerissen.

Als der Wagen schließlich ganz oben ist, zückt Meister Wünsch seine Taschenlampe und führt sie wie ein Laserschwert nach oben. Dabei leuchtet er zuerst Motor und Getriebe ab – auf der Suche nach Undichtigkeiten. Er kann aber nichts finden. Der große Katalysator mit Partikelfilter sowie die Bremsleitungen haben keine äußerlichen Beschädigungen. Auch Auspuff und Hinterachse präsentieren sich tadellos. Nach 30 Minuten kommt Meister Wünsch zu einem klaren Fazit: „Technisch ist dieser Dacia in einem sehr guten Zustand.“

Der Gebrauchte ist nicht billig, aber eine Option

Was uns zur Eingangsfrage bringt: Lohnt es sich, so einen gebrauchten Sandero zu kaufen? Oder ist es cleverer, einen Neuwagen mit Garantie zu holen? Werfen wir dafür einen Blick auf die aktuellen Gebrauchtwagenpreise: Einen Sandero Baujahr 2014 mit rund 20.000 Kilometern gibt es mit 75-PS-Benziner schon ab rund 5.000 Euro – vom Händler. Wenn jeder Euro zählt, ist das durchaus eine interessante Option.

Fazit

Ein Dacia Sandero ist Ihr Typ, wenn Sie nach dem Motto „Weniger ist mehr“ leben. Und Autos dabei vor allem einen Zweck erfüllen sollen: Sie und ein paar Freunde zuverlässig durch die Republik zu tragen, vornehmlich nur auf kurzen Etappen. Üppige Ausstattung und technischer Schnickschnack sind dabei nicht wichtig, Hauptsache, der Anschaffungspreis ist schön niedrig. Und das ist er, wenn man sich den Sandero als jungen Gebrauchten zulegt – auch wenn der Preisvorteil gegenüber einem Neuwagen geringer ausfällt als bei anderen Modellen.

Das gefällt uns:

Zum einen, dass Dacia seiner Philosophie treu geblieben ist und auch nach dem Logan ausschließlich preisgünstige Autos anbietet. Und zum anderen, dass man diese mittlerweile nicht mehr verschämt im Schatten parken muss. Der Sandero der zweiten Generationist dafür ein wunderbares Beispiel – Mauerblümchen war gestern.

Das stört uns:

Darf einen bei 6.990 Euro Neuwagenpreis und drei Jahren Garantie überhaupt etwas stören? Klingt zwar irgendwie vermessen, wenn wir jetzt bessere Sitze und weniger stark ausdünstende Materialien im Innenraum fordern. Aber das wären eben die beiden Punkte, die einem bei einem (neuen) Dacia bei der ersten Ausfahrt auffallen.

So ist die Martklage:

Verglichen mit einem VW Golf sind gebrauchte Dacia Sandero eher selten zu finden – was jedoch auf relativ viele Modelle zutrifft. Ein Check der gängigen Gebrauchtwagenbörsen im Internet zeigt: Dort werden zwischen 1.500 und 2.000 gebrauchte Sandero aus beiden Generationen aufgelistet. Einer davon steht garantiert auch in Ihrer Nähe.

Technische Daten
Dacia Sandero dCi 90 FAP Lauréate
Grundpreis11.890 €
Außenmaße4057 x 1733 x 1523 mm
Kofferraumvolumen320 bis 1200 l
Hubraum / Motor1461 cm³ / 4-Zylinder
Leistung66 kW / 90 PS bei 3750 U/min
Höchstgeschwindigkeit173 km/h
Verbrauch3,8 l/100 km
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Erscheinungsdatum 26.05.2021

76 Seiten