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Ford Tourneo Custom und VW Multivan
Welcher Kleinbus ist der bessere Kauf?

Aber diesmal, sagt Ford, muss sich der VW Multivan auf etwas gefasst machen – auf den neuen Tourneo Custom. Der will sich zum neuen Star in der Klasse der familienfreundlichen Kleinbusse krönen. Aber warum guckt der Multivan noch so entspannt?

Ford Tourneo Custom, VW Multivan, Frontansicht
Foto: Achim Hartmann

Vielleicht ist das hier der passende Ort, um all die besten Ehefrauen von allen um Entschuldigung zu bitten. Was haben wir sie früher angemault, wenn noch ein fünftes Paar Schuhe mit sollte und wir deswegen am Kofferraum unseres Seat Arosa/Mazda MX-5/Ferrari 458 Italia (ja, stimmt, der war eher nicht unserer) eine Diskussion über Besinnung auf das Wesentliche vom Zaun brachen. Heute quetschen wir ganz locker noch zwei Kinderfahrräder in den bis zur Dachkante vollgepackten Kombi-Kofferraum.

Unsere Highlights

Verreisen Familien mit kleinen Kindern, ist klar, was mit muss: alles. Deswegen gibt es so etwas wie ein zu großes Familienauto nicht. Seit nunmehr 62 Jahren und fünf Generationen ist daher der VW Bus Traumwagen aller Eltern. Das Problem: Wenn man ihn am meisten braucht, kann man ihn sich nicht leisten, und wenn man ihn sich leisten kann, braucht man ihn nicht mehr.

Ford Tourneo Custom rund 6.000 Euro günstiger

Seit auch schon 59 Jahren und sechs Generationen versuchte sich der Ford Transit als etwas preiswertere Raumalternative – mit wechselhaftem Erfolg. Nun erfindet sich der Transit neu, nennt sich in der Ein-Tonnen-Klasse Ford Tourneo, als acht- bis neunsitziger Multivan-Wettbewerber dazu noch Custom. Gut 6.000 Euro beträgt sein Preisvorteil bei vergleichbarer Ausstattung – klingt nach viel, allerdings liegen wir da schon in der Region um 50.000 Euro für die Modelle Ford Tourneo Custom Limited und VW Multivan Comfortline.

Wirklich erfolgreich gelingt es dem Ford Tourneo nicht, seine Nutzfahrzeug-Abstammung zu überdecken. Die Hartplastik-Variationen im Cockpit mögen zweckmäßig sein, doch im Vergleich zum limousinig eingeräumten Multivan wirkt das rustikal. Bei der Bedienung orientiert sich der Tourneo an den normalen Ford-Modellen, verstreut seine Schalter mit legerer Willkür, beschriftet nicht alle beim Infotainment. Dass man sich mit der Zeit damit arrangiert, bedeutet also nicht, dass all das gelungen wäre.

Vorteile der nutzorientierten Ausrichtung zeigen sich bei den großen Außenspiegeln, mit deren unterem Teil man beim Einparken den Bordstein im Auge hat, den vielen großen und cleveren Ablagen oder den beiden serienmäßigen Schiebetüren – für den Multivan Comfortline kostet die linke 619 Euro. Auch wird der Ford Tourneo Custom Limited reichhaltig ausstaffiert. Klimaanlage für Fahrerhaus und Passagierabteil ist ebenso Serie wie Parksensoren vorn und hinten, Alarmanlage, anklappbare Außenspiegel oder stark getönte Seitenscheiben. Optional gibt es eine Rückfahrkamera mit Bildschirm im Innenspiegel (536 Euro) oder Spurhalte- und Aufmerksamkeitsassistent im Paket (714 Euro).

Mehr Platz im Ford Tourneo Custom

Zudem bietet der Ford Tourneo Custom auf 9,8 Quadratmeter Grundfläche mehr Platz als der VW. Nicht im etwas kurzen Cockpit, aber auf den beiden bequemen, dürr gepolsterten Rückbänken. Dort reisen jeweils drei Erwachsene ungedrängt; selbst wenn alle Plätze belegt sind, bleiben stattliche 922 Liter Gepäckraum. Im Gegensatz zum Multivan lassen sich die Sitze allerdings nicht verschieben, nur etwas mühsam umklappen oder sehr mühsam ausbauen. Dann packt der Ford Tourneo Custom umzugstaugliche 5.520 Liter, die um 36,7 Zentimeter gestreckte Version mit langem Radstand sogar 6.336 Liter.

Im 4,89 Meter langen VW (664 bis 4.525 L) dagegen bleibt für das Gepäck erstaunlich wenig Platz, wenn die beiden Einzelsitze in der zweiten und die Dreierbank in der dritten Reihe so stehen, dass die Passagiere mit genug Knieraum reisen. Da hilft die ganze umständliche Verschieberei nichts. Auch beim VW lassen sich alle hinteren Plätze ausbauen. Doch die Bank ist so schwer, dass sich das nur Freunden des gepflegten Bandscheibenvorfalls empfiehlt.

Multivan mit funktionalen Vorteilen

Funktionale Vorteile verbucht der Multivan dennoch. Etwa mit dem besseren Einstieg in den Fond dank der Trittstufe. Der Ford Tourneo Custom verzichtet zum Wohl eines komplett ebenen Ladebodens darauf, doch Kinder und weniger Bewegliche scheitern so beim Erklimmen der Rücksitze. Schließlich entsteht im VW nach langwieriger Umgruppierung der guten Stube ein Doppelbett – fein, aber wer 50.000 Euro für ein Auto ausgeben kann, wird sich auch ein Hotelzimmer leisten können.

T5 mit Federungskomfort und leisem, kultiviertem Motor

Seine Ausnahmestellung unter den Kleinbussen beweist der T5 unterwegs – er fährt sich eben nicht wie ein Nutzfahrzeug, sondern mit beflissenem Federungskomfort, seinem leisen, kultivierten Motor, einfacher Bedienung und bequemen Sitzen wie eine große, schwere Limousine. Im Ford Tourneo Custom bleibt es dagegen beim Transporter-Flair, was daran liegt, dass er eben ein Transporter ist. Seinen nageligen 2,2-Liter-Turbodiesel würgt es unter 1.500 U/min, danach treibt er den Ford vehement an, aber nie so homogen und kultiviert wie der Biturbo den VW. Auf schlechten Straßen rumpelt die starre, blattgefederte Hinterachse den Vorderrädern missmutig hinterher, und es zeigt sich schön der Unterschied zwischen wendig und agil. So lässt sich der Ford Tourneo Custom für einen Fünf-Meter-Klotz trotz breiter Dachsäulen erstaunlich gut überblicken und zentimetergenau rangieren. Das Marketing dichtet ihm "Fahrdynamik auf Pkw-Niveau" an. Nein, Freunde, ganz sicher nicht. Stattdessen zeigt er sorgenfreies Fahrverhalten, schunkelt aber, und die Lenkung meldet wenig zurück.

Seinem Anspruch als Multivan-Rivale wird der Ford Tourneo Custom im ersten Abgleich also nicht gerecht, doch mit robustem Wesen und niedrigerem Preis den Ansprüchen uneitler Familien. Schon weil noch Platz bleibt, wenn nicht nur alles Wichtige dabei ist. Sondern alles.

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