Das ist doch mal eine steile Karriere: Vom spartanischen und anfangs ausschließlich zweitürigen Stadtfloh hat sich der Corsa in den letzten 33 Jahren zum erstwagentauglichen Universalisten hochgearbeitet. Und zwar so konsequent, dass Opel-Käufer inzwischen ins Grübeln kommen können, worin denn die Vorteile von Mini-Van Meriva oder Hochsitz-Sportler Mokka eigentlich genau liegen sollen.
Opel Corsa: der Vollwertige
Der auf über vier Meter gewachsene Opel Corsa bringt nämlich selbst groß gewachsene Mitfahrer vorn wie hinten großzügig unter und verfügt über einen Kofferraum, der mit seinen 285 Litern Volumen das Format früherer Kompaktmodelle erreicht. Ein herausnehmbarer Zwischenboden sorgt zudem dafür, dass bei umgeklappter Rückbank keine Stufe das Einladen wuchtiger Gepäckstücke erschwert. Und wo die Inneneinrichtung beim Urmodell noch den Charme einer sozialistischen Plattenbausiedlung versprühte, begeistert die fünfte Corsa-Generation mit liebevoller Instrumentierung, hübschen Stoffen in den Türverkleidungen und bequemen Sitzen, die selbst lange Strecken nicht zur Tortur werden lassen.
Ein Billigheimer ist der Corsa jedoch nicht mehr. Mit dem getesteten 150-PS-Motor und vier Türen werden mindestens 18.130 Euro fällig – auch weil Opel die stärkere Version der beiden 1,4-Liter-Turbos erst ab Ausstattung Color Edition anbietet, die zwar auch Praktisches wie einen Tempomaten enthält, ansonsten jedoch mit viel Zierrat protzt, wie den 17-Zoll-Alufelgen oder einem Auspuffendrohr in Chrom. Dafür legt sich der kleine Turbo mächtig ins Zeug, dreht quirlig hoch und befriedigt mit seinen 220 Nm Drehmoment schon sportliche Ambitionen. Die steril rückmeldende, dafür angenehm leichtgängige Lenkung macht den Corsa in verwinkelten Innenstädten zudem sehr handlich. Dass er eher straff abrollt und kürzere Unebenheiten deutlich spürbar durchklopfen, verzeiht man dem sympathischen Corsa daher sofort.
Opel Meriva: der mit dem Türtrick
Obwohl nur zehn PS schwächer, hat der 1,4-Liter-Turbo mit dem schwereren Meriva mehr Mühe und entfacht erst im oberen Drehzahlbereich so etwas wie Temperament. Wer vom fast 30 Zentimeter längeren Van dafür deutlich mehr Platz erwartet, wird ebenfalls nur zum Teil fündig: Zwar schluckt der Meriva 115 Liter mehr Gepäck als der Corsa, Mitreisende sitzen jedoch vorn wie hinten kaum luftiger. Auch die Idee mit den gegenläufig öffnenden Fondtüren bringt im Alltag weniger Vorteile als gedacht, da – anders als beim BMW i3 mit seinen ebenfalls hinten angeschlagenen Türen – nach wie vor die B-Säule den Zustieg behindert.
So bleibt als echter Pluspunkt beim Meriva neben der höheren Sitzposition hauptsächlich die variable Inneneinrichtung aus verschiebbaren und individuell umzuklappenden Einzelsitzen. Wer beispielsweise nur den Mittelsitz umlegt, kommt in den Genuss einer Wintersport-tauglichen Durchlade bei vier vollwertigen Sitzplätzen. Wer das nicht braucht, kann sich die rund 2.400 Euro Mehrpreis des Meriva gegenüber dem Corsa sparen, die sich ausstattungsbereinigt sogar auf knapp 4.000 Euro summieren. Da hilft dem Meriva auch seine günstige Versicherungseinstufung nicht, die die Unterhaltskosten auf Corsa-Niveau drückt.
Opel Mokka: Der Abenteurer
Unter rationalen Kriterien ist auch der Mokka aus dem Rennen, der als Edition 24.535 Euro kostet. Damit liegt er rund 6.400 Euro über dem Corsa, verbraucht dabei einen knappen Liter mehr und kommt auf rund zehn Prozent höhere Festkosten. Zwar schluckt der kleine SUV ebenfalls etwas mehr Gepäck, Passagiere bringt er jedoch kaum großzügiger unter, zusätzliche Ablagen oder pfiffige Klapp-Ideen sucht man vergebens. Schon um den kompletten Laderaum nutzen zu können, muss man erst die Sitzfläche nach alter Sitte aufstellen, bevor sich die Lehne flach legt.
Was nichts am sympathischen Charakter des straffen, aber quirligen Mokka ändert: Den Corsa überragt er um 18 Zentimeter und fördert mit hoher Sitzposition, Kunststoffbeplankung und vier angetriebenen Rädern (die gibt es beim Mokka für den 1.6 CDTi und den 1.4 Turbo) das unbezahlbare Abenteuer-Gefühl – selbst wenn das Ende der Welt meist mit dem nächsten Supermarkt-Parkplatz zusammenfällt.
Nutzwert-Optimierer bleiben daher beim Corsa, beschränken sich jedoch auf den ausreichend quirligen 100-PS-Turbo, der als Edition für 16.040 Euro noch genügend Budget für echte Alltagsfluchten übrig lässt.