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Citroën Cactus, Opel Adam, Nissan Juke und VW Beetle
Autos mit Charakter

Manche Autos überzeugen neben dem Nutzwert auch durch ihre vergnügliche Individualität. Vier davon sind hier versammelt: Citroën Cactus, Opel Adam, Nissan Juke und VW Beetle.

Charakter-Autos, Gruppenbild
Foto: Arturo Rivas

Selbst ernannte Stilkritiker jammern gerne. Moderne Automobile, so ihr Mantra, ähnelten nur noch gleichförmigen Blasen unterschiedlicher Größe im Einheitsbrei globaler Designzwänge. Doch bei näherer Betrachtung erweisen sich diese Parolen als löcherige Resultate einer stumpfen Wahrnehmungsschwäche.

Heutzutage gibt es weltweit mit fast einer Milliarde Kraftfahrzeugen mehr Autos als jemals zuvor. Ihre roten Rücklichter mit der extremen Vielfalt an Formen und Leuchtbändern sind die elektrifizierten QR-Codes von Marken und Modellen. Vielen Autobesitzern reicht die Leuchtengrafik als Merkmal eines unverwechselbaren Charakters allerdings nicht aus. Die gradlinigsten unter den Individualisten suchen mithin nach einem Auto, das gewissermaßen schon in sich selbst der Aufkleber ist. Vier dieser unbedingt erhaltenswerten Kandidaten, die ab Werk und serienmäßig in Form und Technik bereits eine Botschaft verkünden, haben wir hier versammelt.

Selbstbewusster Opel Adam punktet mit inneren Werten

Der Opel Adam setzt dabei klar auf ein sportliches Äußeres, garniert mit jeder Menge innerer Werte. Betonte Radläufe, vom Schweller bis zum Dach geneigte Seitenflächen und eine fröhlich in den Fahrtwind grinsende Frontschürze machen klar: Hier kommt ein selbstbewusster Steppke, der sich von Größeren nichts sagen lässt – auch wenn diese mit mehr Radstand ausgestattet sind. Mit den inneren Werten hat Opel beim Adam nicht gespart.

Auf Wunsch simulieren da zum Beispiel 63 LED einen paradiesischen Sternenhimmel. Dafür, dass der Fahrer keinen Nachtfrost an den Fingern verspürt, sorgt dann die Lenkradheizung im Verein mit dem angenehm rasch ansprechenden übrigen Klimasystem. Lässiges Dahincruisen macht mit dem Adam auch wegen seiner Fahrwerksqualitäten Freude. Da nimmt es nicht Wunder, dass Adam-Fahrerinnen und -fahrer sogar gesellschaftlichen Berufsgruppen zuzuordnen sind, die eine feinsinnige Internistin ebenso beinhalten wie den Impresario deutscher Heckentheater und Freiluftbühnen. Mit sechs Gängen und 150 PS gibt es den Adam jetzt übrigens auch.

VW Beetle mit viel psychologischem Drehmoment

Die rotbäckige Frische eines halbwüchsigen Springinsfelds wurde dem Beetle von Volkswagen hingegen nicht in die Wiege gelegt, wenn man da mal genauer hinschaut. Seine rundlichen Formen sprechen zum einen ein Dreivierteljahrhundert Tradition an und zum anderen das Kindchenschema, in das der Verhaltensforscher Konrad Lorenz so viel Mutterliebe hineininterpretierte. Liebhaber der ersten New-Beetle-Generation versehen die Blumenvase neben dem Handschuhfach natürlich alle zwei Tage mit einer pflückfrischen Blüte.

Die gewaltige horizontale Fläche des Armaturenträgers unter der gebogenen Windschutzscheibe wird dabei zum Altar, vor dem der Beetle-Lenker in sicherem Abstand hockt und den Designer lobt, dem es gelang, über das technische Package eines wassergekühlten Fronttrieblers die Karosserie eines luftgekühlten Fünfsitzers mit Heckmotor zu stülpen.

Unter der Wölbung des Dachs hat sich die Erinnerung an die Ferienfahrten in den 60er-Jahren konserviert. Im Urkäfer thronten damals die Mutter und ein Stumpen rauchender Vater vorn, hinten die Großmutter mit den beiden Enkeln und dem Familiendackel. Volkswagen gebührt ein dickes Lob für den Mut, ein Auto mit mehr psychologischem Drehmoment als technischer Notwendigkeit zu bauen.

Citroën Cactus - SUV mit Ente-Genen

Hundehalter kennen die soziale Anziehungskraft ihrer vierbeinigen Begleiter: Kaum ein Spaziergang, ohne dass hier und da andere Passanten stehen bleiben, sich zum schwanzwedelnden Fellknäuel hinunterbeugen und ein paar freundlichen Bemerkungen machen von der Art: "So einen hatten wir auch mal." Mit dem Citroën Cactus verhält es sich ganz ähnlich. Kaum auf einem öffentlichen Parkplatz gelandet, naht ein künstlerisch aussehender Mensch mit wehendem Seidenschal, legt eine Hand verständnisvoll auf die Kunststoffbeplankung der Türen und sagt Sachen wie: "Praktisch, nicht wahr?"

Gerne umrundet der Cactus-Interessent dann gemessenen Schritts den SUV mit dem Doppelwinkel auf der Haube und erzählt von seinen frühen Jahren als brotloser Poet, aber bekennender Bonvivant: "Wir hatten überhaupt kein Geld, haben aber glücklich gelebt, und dieser einfache Tischwein aus der Provence hat uns köstlich gemundet." Ganz klar: Der Cactus besitzt Gene der urigen Ente alias 2 CV, einst globetrottende Begleiterin aller fahrenden Scholaren, und diese Erbanlagen schlagen bis heute durch.

Nissan Juke mit bis zu 218 PS

Juke sagen sie im Südosten der USA zu den Landarbeiterspelunken. Oder sie sagen es zu einer raffinierten Finte im Football. Nissan sagt Juke zu einem sehr kompakten SUV, der auf jedem Parkplatz schon durch sein Äußeres auf sich aufmerksam macht: Seine Radhäuser schwellen aus dem Flachland der Kotflügel heraus wie der Bizeps von Popeye nach einer Sonderration Spinat.

Dieses Spiel der blechernen Muskelberge besitzt die Magie eines symbolischen Posings seiner knubbeligen Kräfte. Und die reichen von 94 PS bis zu dopingverdächtigen 218 Pferdestärken; Letzteres in der 1.6-DIG-T-Version von Nismo, der japanischen Rennabteilung des Werks. Obwohl körperbetontes Design keine Frage von tatsächlichen Pferdestärken ist, treten doch ganz normal ausschauende Range Rover heute schon mit 510 PS an, lassen die Bizeps-, Trizeps- und Latissimus-Profile des Juke ein Mindestmaß an Power vermuten.

Eine klare Empfehlung könnte daher lauten: Weil der Nissan Juke aussieht, wie er aussieht, liegt sein adäquates Leistungssoll genau bei der Sportversion mit mehr als 200 PS. Die kostet allerdings gut 10.000 Euro mehr als das Basismodell. Und das tut es in diesem Fall dann eigentlich auch. Denn wer daherkommt wie ein Juke, dem wird geglaubt, wenn er sagt: "Ich könnte, wenn ich nur wollte. Aber im Moment will ich ja nicht."

Mut zum Unverwechselbaren

Automobile Charakterdarsteller rufen wie alle unübersehbaren Statements bisweilen nicht nur Lob, sondern auch Kritik hervor. Doch darin liegt ihre Stärke, denn nur das Langweilige bleibt für gewöhnlich unkommentiert. Würde für die hier vorgestellten vier Individualisten eine Entsprechung in der Comic- Welt gesucht, fände sich die etwa rund um die Biene Maja. Die nämlich gliche selbst am ehesten einem abenteuerlustigen VW Beetle, und der Opel Adam wäre ihr Freund Willi im Flatterflügelflitzeflug.

Flip, der sorgenfreie Heuschreck, sähe sich geigend im Citroën Cactus gespiegelt, und der Nissan Juke gäbe Paul, den Ameisenoberst. Wer so ein Auto fährt, wird zu ihm stehen wie zu einer Statement-Handtasche: Auch wenn der Rest des Outfits nicht optimal zum Design passt, trägt man sie trotzdem mit dem lässig demonstrierten Vergnügen des Trendsetters. Ein Hoch auf diese Gute-Laune-Autos.

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AUTO MOTOR UND SPORT 15 / 2024

Erscheinungsdatum 03.07.2024

148 Seiten