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Audi A4, Ford Focus und VW Up
Reicht der Basismotor oder braucht's mehr?

Reicht mir der kleine oder muss es doch der stärkere Motor sein? Wir haben drei Paare - VW Up, Ford Focus und Audi A4 in je zwei Leistungsstufen - verglichen, um die Frage zu klären, ob es für den Mehrpreis auch einen entsprechenden Mehrwert gibt.

Audi A4, Ford Focus, VW Up, Frontansicht
Foto: Karl-Heinz Augustin

Mehr Leistung gleich mehr Kraft, mehr Reserven, mehr Souveränität. So lautet die gängige Formel, wenn es beim Autokauf um die Wahl des passenden Motors geht. Natürlich lassen sich die Hersteller diesen Aufstieg gut bezahlen, und meist sind auch höhere Kosten für Steuer, Versicherung und Verbrauch einzukalkulieren. Oder sind die kräftigeren Motoren vielleicht sogar sparsamer, weil sie weniger gefordert werden?

60 gegen 75 PS, 125 gegen 150 PS, 136 gegen 177 PS

Wir überprüfen diese Rechnung an drei beliebten Modellen in jeweils zwei Leistungsstufen, die ihre Qualitäten bereits in Einzel- und Vergleichstests bewiesen haben. Den Anfang macht der 3,54 Meter kurze Kleinwagen Up, den VW mit einem 60 oder 75 PS starken Dreizylinder zu Preisen ab 9.850 respektive 10.450 Euro anbietet.

Als beliebten Kompaktwagen haben wir den Ford Focus hinzugebeten, der mit seinem neuen Einliter-Dreizylinder gegen den 1.250 Euro teureren 1,6-Liter-Vierzylinder antritt. Die Fraktion der sparsamen Mittelklasse besetzt der renovierte Audi A4 2.0 TDI - zum einen mit dem sparsamsten, zum anderen mit dem stärksten Zweiliter-Diesel. Preisunterschied: satte 2.100 Euro.

Vw Up - 60 gegen 75 PS

Die folgende Rechnung mag zwar etwas unkonventionell sein - potenzielle Kunden dürfte sie dennoch interessieren: Für 15 zusätzliche PS verlangt VW beim Up 600 Euro - eine Pferdestärke kostet damit exakt vierzig Euro. In der Stuttgarter City, wo sich die Up immer öfter um die Parkplätze vor den Cafés balgen, gäbe es allein für ein PS rund 20 Cappuccini oder 33,3 Kugeln Eis. Bei 15 PS vermehrt sich die Menge natürlich. Interessant - oder?

Wir schieben die 600 Euro Aufpreis erst mal beiseite, wenden uns den Fakten und dem Motor zu. Denn ob 60 oder 75 PS - in beiden Fällen stammen sie von einem etwas rumpelig laufenden Dreizylinder mit einem Liter Hubraum, der über ein Drehzahlband von 3.000 bis 4.300 U/min ein Drehmoment von 95 Newtonmetern bereithält. Soll es also flotter vorangehen, muss das quirlige Motörchen immer auf Trab gehalten werden. Wer sich daran hält, fühlt sich in beiden Varianten grundsätzlich ansprechend motorisiert und selbst mit 60 PS für die meisten Alltagsaufgaben gut gerüstet.

Stärkerer Up zeigt nur auf Autobahn mehr Temperament

Die stärkere Version zeigt nur auf der Autobahn und bei deutlich höheren Drehzahlen mehr Temperament. Erst zwischen 5.000 und 6.200 Umdrehungen mobilisiert das Einliter-Triebwerk die Mehrleistung von elf kW und damit die objektiv besseren Fahrleistungen samt einer um elf km/h höheren Höchstgeschwindigkeit. Und während das Geräuschniveau dabei sogar etwas niedriger liegt, fallen im Gegenzug der Testverbrauch (6,3 zu 6,5 L/100 km) und die damit verbundenen monatlichen Unterhaltskosten etwas höher aus.

Da sich Up-Fahrer wohl eher selten auf große Reisen über die Autobahn machen werden und ein Dreizylinder bei 5.000-Touren-Dauerbeschallung durchaus die Stimmung verderben kann, lautet unser Tipp: Nehmen Sie den schwächeren Up, und ordern Sie noch zwei zusätzliche Türen für 475 Euro dazu. Davon haben Sie im Alltag deutlich mehr, und für einige Kugeln Eis bleibt auch noch Bares übrig.

Ford Focus - 125 gegen 150 PS

Dass ein Dreizylinder deutlich mehr kann als einen VW Up auf 160 km/h zu beschleunigen, beweist Ford mit seinem 125 PS starken Einliter-Ecoboost. Der potente Motor, der im kompakten Focus ab 20.700 Euro erhältlich ist, zählt derzeit wohl zu den besten Beispielen für cleveres Downsizing. Trotz seiner geringen Zahl an Zylindern überrascht er mit einer enormen Laufruhe und ist dank seiner Turboaufladung mit 1,2 bar antrittsstark unterwegs. Ein Blick auf die Drehmomentkurve erklärt warum: 170 Nm (im Overboost sogar 200 Nm) hält das überraschend kultivierte Triebwerk zwischen 1.500 und 4.500 Touren parat. Die Maximalleistung ruft der 1.0 Ecoboost erst bei 6.000/min ab. Entsprechend beherrscht der Focus gemütliches Cruisen ebenso wie den munteren Vortrieb bis zu einer Geschwindigkeit von etwa 180 km/h (maximal 193 km/h).

Dann geht dem Motor spürbar die Puste aus, und es ist Zeit, dem herannahenden Focus 1.6 Ecoboost den Weg frei zu machen. Mit einem Plus von 25 PS und 70 Nm deutlich besser aufgestellt, zieht der Vierzylinder-Focus seinem kleinen Bruder besonders in höheren Gängen locker davon und scheut auch nicht vor längeren Strecken nahe der Höchstgeschwindigkeit um 210 km/h zurück. Allein von 80 auf 120 km/h im sechsten Gang nimmt der 1,6-Liter-Turbo dem Dreizylinder sieben Sekunden ab.

Tankstelle und Unterhaltskosten sprechen für Dreizylinder

Das alles vollzieht sich im Vergleich zum subjektiv ähnlich spritzigen Dreizylinder aber so unspektakulär, so leise und harmonisch, dass es fast langweilig und durchschnittlich wirkt. Trotzdem ist dieses Plus an Kraft und Laufkultur mit 1.250 Euro nicht zu teuer bezahlt, wenn man einen flotten Kompakten mit Reserven für größere Aufgaben sucht. Doch mal ehrlich - wie oft werden Sie im Alltag den Zusatzschub wirklich brauchen? Oder reicht nicht einfach der charaktervolle, gut gelaunte Dreizylinder? Wir finden schon - zumal er den stärkeren Ford an der Tankstelle und damit auch in den monatlichen Unterhaltskosten deutlich unterbietet.

Audi A4 - 136 gegen 177 PS

Wer einen Audi A4 mit Vierzylinder-Diesel im Sinn hat, kann zwischen vier verschiedenen Leistungsstufen wählen. Besonders interessant sind der sparsamste (4,3 L/100 km) und der stärkste 2.0 TDI (177 PS). Letzterer macht mächtig Dampf und beschleunigt dank 380 Nm so rabiat, dass er dem spurtfreudigen Fahrer ein Zerren in der Lenkung nicht ersparen kann. Auf der Autobahn zählt die Limousine dafür zu den Schnellsten ihrer Gattung und legt - untermalt mit turbinenartigen Untertönen - auch in hohen Gängen noch kraftvoll zu. Ein typischer Dieselsportler.

Die Sparversion steht zwar mit 136 PS und einem Drehmoment von 320 Nm nicht wirklich schlecht da, doch ein länger übersetztes Sechsganggetriebe senkt das Spurtvermögen. Das wiederum macht den Audi A4 weniger giftig und im Alltag insgesamt harmonischer - bei immer noch völlig ausreichenden Fahrleistungen und Kraftreserven. So entsteht auch im direkten Vergleich selten das Gefühl des Mangels.

A4 2.0 TDI mit 143 PS die goldene Mitte

Verzichten muss man hingegen auf Optionen wie adaptive Dämpfer, einen schlüssellosen Zugang, verschiedene Assistenzsysteme oder eine Durchladeeinrichtung in der Rücksitzlehne, die Audi dem Sparmodell vorenthält. Eine unverständliche Bevormundung, wie der Blick auf die Verbräuche zeigt. Denn der stärkere, schwerere und 2.100 Euro teurere Audi A4 benötigt im Testmittel nur 0,2 L/100 km mehr. Vielleicht ist ja der A4 2.0 TDI mit 143 PS die goldene Mitte: Preis wie der Kleine, Verbrauch wie der Große.

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Erscheinungsdatum 20.06.2024

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