Jeremy Clarkson verkauft Lamborghini-Traktor. War er nur ein Fake?

Clarkson’s Lambo-Traktor war ein Deutz
Jeremy Clarkson verkauft Lamborghini-Traktor

Veröffentlicht am 19.06.2025

"Speed and Power": Wenn es nach Kult-Motorjournalist Jeremy Clarkson geht, sind Geschwindigkeit und Leistung der Schlüssel für alle Fragen des Lebens. Nachdem es der Moderator von "Top Gear" und "The Grand Tour" mit einer eigenen Doku-Serie über seinen Landwirtschaftsbetrieb in den südenglischen Cotswolds an die Spitze der meistgestreamten Serien auf Amazon Prime geschafft hat, dürften weltweit wohl Millionen Zuschauer seinen silbergrauen Lamborghini-Traktor kennen. Als blutiger Anfänger auf dem Gebiet der Landwirtschaft beschloss Clarkson 2020, die Geschäfte seines 400-Hektar-großen Agrarbetriebs selbst in die Hand zu nehmen, nachdem sich sein Geschäftsführer in den Ruhestand verabschiedet hatte. Der erste Schritt, das dürfte jedem Autoliebhaber einleuchten, war seinerzeit der Kauf einer standesgemäßen Zugmaschine. Schon nach kurzer Suche entschied sich Clarkson für die seiner Ansicht nach einzig richtige Option: einen Schlepper der italienischen Kultmarke Lamborghini. Sportwagen gehören nämlich erst seit den 1960er-Jahren zum Repertoire des einst reinen Landmaschinen-Herstellers.

Lamborghini-Trekker – stark genug, aber zu groß

Das Problem: Der 270-PS-starke Lamborghini R8.270 ist viel zu groß, um die verwinkelten Felder zwischen Natursteinmauern, Hecken und Waldstückchen sinnvoll zu bearbeiten. Gewicht und Motorleistung liegen bei weitem über dem, was auf den weitgehend unproblematischen Böden notwendig ist. Schlimmer noch: Die bestehenden Anbaugeräte, wie etwa Mähwerke, Grubber oder Sämaschinen, sind viel zu schmal für den XXL-Trecker. Je nach Einsatz plätten die riesigen, über 70-Zentimeter-breiten Hinterreifen des etwa zehn Tonnen schweren Lamborghinis die bereits bearbeiteten Flächen, wenn er die nächste Bahn übers Feld zieht.

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All diese Probleme wurden Clarkson erst durch seine Agenten Kaleb Cooper und Charlie Ireland ("Cheerful Charlie") erläutert, nachdem er vergeblich versucht hat, den gebraucht gekauften Lambo, Baujahr 2012, in der dafür vorgesehenen Scheune zu parken. Mehr noch: Trotz seines Vermögens ist Clarkson in echter Sparfuchs und erstand den Traktor auf einer Landmaschinenauktion in Deutschland. Folglich musste der Heckkraftheber, also die hintere Aufnahme, die für sämtliche Anbaugeräte benötigt wird, zunächst umständlich auf britische Vorgaben umgerüstet werden, damit das UK-Equipment überhaupt funktioniert. Zu allem Überfluss werden die zahlreichen Fehlermeldungen im Cockpit auch noch auf Deutsch angezeigt.

Ein neuer Lambo muss her

Ist das ein Grund, den von Clarkson sehr geliebten Lambo zu verkaufen? Nein. Trotz aller Problemchen bleibt der Kultmoderator seinem Schätzchen treu. Nachdem in der vierten Staffel die Lohnarbeiterin Harriet Cowan vorschlägt, doch einmal einen neueren und besser geeigneten Traktor zu testen, ergreift Clarkson seine alte Berufsehre. Kurz darauf verstopfen Testmodelle (fast) aller namhaften Traktorhersteller das Hofgelände, damit der Neulandwirt einen nach dem anderen vergleichen kann. Spoiler-Alarm: In der nächsten Folge steht tatsächlich eine neue Zugmaschine im Fuhrpark. Wie könnte es anders sein, Clarkson hat sich schlicht für einen Lamborghini der neuesten Generation entschieden, wenn auch bereits ein paar Jahre alt und günstig ergattert.

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Günstig, das ist in diesem Fall relativ zu betrachten. Der 2016 gebaute Traktor kostete Clarkson rund 80.000 Pfund, also umgerechnet rund 93.800 Euro. Einen Kilometerzähler gibt es bei Landmaschinen üblicherweise nicht, weil nicht die Fahrtstrecke, sondern die Arbeitsstunden gezählt werden. Rund 3.000 Stunden stehen bereits im Display des neuen Lambo, was einer normalen Benutzung entspricht.

Clarkson ist begeistert, zumal der neue Trecker sogar einen hydraulischen Aufzug zur über einen Meter hohen Fahrerkabine besitzt. GPS-geführte aktive Fahrassistenz erleichtert außerdem die Feldarbeit und hilft dabei, endlich gerade Spuren in die Äcker zu ziehen. Dann wendet sich das Blatt. Wieder häufen sich Elektronikprobleme und der Treppenaufzug streikt. Clarkson wünscht sich seinen grauen Lambo aus dem Ruhestand zurück. Nun hat Clarkson seinen "neuen" grünen Lamborghini verkauft.

Mogelpackung mit Lambo-Logo

Grün? Da dürften manche Traktorkenner stutzig werden! Tatsächlich kam beim britischen Auktionshaus Cheffins Anfang Juni dieses Jahres kein Lamborghini unter den Hammer, sondern ein Deutz Fahr Agrotron 9340TTV. Das belegen auch die Zulassungsdokumente und das Kennzeichen des Fahrzeugs. Die Bilder zeigen jedoch eindeutig den Traktor aus der Serie nebst Lambo-Schriftzügen und dem berühmten Bullen-Emblem am Kühlergrill. Die Mogelpackung wechselte nach zahlreichen Geboten für 70.500 Pfund (ca. 82.700 Euro) den Besitzer, nachdem in etwa einem Jahr kaum mehr als 100 Arbeitsstunden auf Clarkson's Farm hinzugekommen waren. Ein saftiger Verlust. Spannend auch: In der Auktionsbeschreibung steht: "The buyer will be required to sign (...) confidentiality obligations." Der Käufer verpflichtet sich also zu Stillschweigen über den prominenten Vorbesitz der Landmaschine.

Cheffins

Und was hat es nun mit dem Deutz-Lambo-Mischmasch zu tun? Experten wissen, dass Lamborghinis Landmaschinensparte genau wie die deutsche Traditionsmarke Deutz-Fahr zum italienischen Konzern SDF gehören. Und tatsächlich wurden in der Vergangenheit immer wieder baugleiche Modelle von Deutz und Lamborghini angeboten. Auch Clarkson's geliebter Lamborghini D8 hat in Form des 2006 vorgestellten Deutz Argotron X720 einen deutschen Bruder. Fakt ist jedoch, dass die markante grüne Farbe ausschließlich Deutz-Traktoren vorbehalten ist, und nie bei Lambo erhältlich war. Auch gewisse Optikdetails an der Motorhaube des Schleppers unterscheiden sich vom echten Lamborghini Mach VRT 250. Das bedeutet: Für Clarkson's Farm wurde in die gute alte Fernseh-Trickkiste gegriffen, und der Deutz kurzerhand mit ein paar Schriftzügen und Aufklebern zum Lambo umgelabelt. Weil das Exemplar aus der Serie im Jahr 2016 bereits zu Demonstrationszwecken für Anbaugeräte im Dienst war, ist es denkbar, dass es sich um ein ehemaliges Poolfahrzeug des UK-Importeurs für SDF-Traktoren handelt.