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Kaufberatung
Günstig zum perfekten Gebrauchtwagen

Kleine Mängel oder eine magere Ausstattung sollten einen nicht vom Kauf eines Fahrzeugs abhalten. Vieles lässt sich für wenig Geld richten oder nachrüsten.

Günstig zum perfekten Gebrauchtwagen
Foto: Dino Eisele

Früher oder später kommt jeder Autokäufer einmal an den Punkt, an dem er feststellen muss, dass die Wünsche größer sind als das Budget. Plötzlich rücken die favorisierten Gebrauchtwagen in weite Ferne, was zu Frust und Resignation führt. Das muss aber nicht sein, denn in den letzten Jahren hat das Angebot am Gebrauchtwagenmarkt stark zugenommen. Mit ein bisschen Geschick und vor allem mit der richtigen Taktik lassen sich die Wünsche trotz begrenzter finanzieller Mittel erfüllen.

Das große Gebrauchtwagen-Spezial

Die Redaktion hat es erfolgreich ausprobiert. Dabei war die Aufgabenstellung alles andere als einfach: Maximal 10.000 Euro standen uns für den Autokauf zur Verfügung. Der Wagen sollte nicht nur fahrbereit, sondern auch alltagstauglich und jünger als zehn Jahre sein sowie nicht mehr als 100.000 Kilometer auf der Uhr haben. Und damit der Spaß nicht auf der Strecke bleiben würde, sollten schon mehr als 100 PS im Fahrzeugschein stehen.

Ausstattungsdefizite drücken den Preis für den Gebrauchtwagen

Wer jetzt denkt, dass diese Aufgabe ein Kinderspiel sei, sollte eines bedenken: Laut der Online-Börse mobile.de gilt grundsätzlich, dass man für einen rund vier Jahre alten Kleinwagen mit weniger als 80.000 Kilometern Laufleistung etwa 10.000 Euro als Budget einplanen sollte, bei einem kompakten Modell sind es circa 15.000 Euro, ein Van bewegt sich bei 17.000 Euro, für einen beliebten SUV liegen die Angebote im Schnitt bei 22.000 Euro, und die Mittelklasse schlägt am Gebrauchtwagenmarkt sogar mit um die 23.000 Euro zu Buche.

Wir versuchten unser Glück und durchforsteten die verschiedenen Online-Börsen. Ein Tipp dazu: Wer ein begehrtes Modell wünscht und bei der Farb- sowie Motorenwahl flexibel ist, kann ein Schnäppchen machen. Auch Ausstattungsdefizite drücken sehr oft die Preise. Und noch etwas: Für all jene, die es besonders auf junge Gebrauchte abgesehen haben, sind Leasingrückläufer und Jahreswagen eine Kaufempfehlung. Eine gute Ausstattung und guten Pflegezustand bringen diese Modelle oft obendrein noch mit.

Besichtigung immer wichtig

Zu unserer Überraschung stellten wir fest, dass in unsere Suchkriterien nicht nur Kleinwagen, sondern auch Mittelklassewagen am Markt passten, die einen vielversprechenden Eindruck machten – zumindest auf dem Papier. Der wichtigste Punkt bleibt aber immer noch die Besichtigung. Sie entscheidet, ob der Wagen wirklich hält, was die Annonce verspricht – und um das herauszufinden, muss man kein Experte sein. Wichtig ist, dass der Kunde bei der Fahrzeugbesichtigung die Zeichen richtig deutet.

Das fängt mit den Fahrzeugpapieren an. Fehlt das Scheckheft oder ist es lückenhaft, ist das kein guter Start. Es deutet darauf hin, dass die Wartung beim Auto vernachlässigt wurde. Dieser Verdacht erhärtet sich, wenn das Fahrzeug nicht gewaschen ist. Schließlich lassen sich Roststellen, Dellen oder Lackschäden so schwerer ausmachen. Gerade die Suche nach Rost kann sich als schwierig erweisen. Doch wenn es im Innenraum muffig riecht oder Bodenbeläge feucht sind, dann zeugt das von Karosserie-Undichtigkeiten – Korrosionsschäden sind somit nicht mehr auszuschließen.

Weitere Indizien für ein nicht einwandfreies Auto liefern zudem brüchige oder poröse Kabel beziehungsweise Schläuche im Motorraum und die Flüssigkeitsstände. Stimmen Motoröl- und Wasserpegel nicht, ist ein weiterer Hinweis gegeben, dass der Vorbesitzer von Wartung und Pflege wenig hielt.

Mehr noch: Zu niedrige Flüssigkeitsstände können auch auf Defekte am Motor hinweisen. Und wenn man dann noch zu Besichtigungsbeginn feststellt, dass der Motor bereits warm ist, liegt der Verdacht sehr nahe, dass etwas verschleiert werden soll. Denn manche ungesunden Klackergeräusche machen sich besonders im kalten Zustand bemerkbar.

Bei solchen Anzeichen sollte der Gebrauchtwageninteressent den Kauf noch einmal überdenken. Allerdings ist auch Vorsicht geboten, wenn das Auto zu sauber daherkommt. Zwar lässt sich so der äußere Zustand des Wagens gut überprüfen, doch unter der Motorhaube bringt das wenig. Undichtigkeiten sind nur schwer auszumachen.

Schauen Sie auch auf die Reifen, die ebenfalls viel über den Zustand des Autos verraten können. Damit ist nicht allein die Profiltiefe gemeint, die sich einfach mit einer Ein-Euro-Münze überprüfen lässt – sieht man noch den goldenen Rand, ist der Reifen nah an der Verschleißgrenze und muss bald ausgetauscht werden. Das Reifenprofil sagt auch etwas über den Zustand des Fahrwerks aus. Weisen vor allem die Innen- oder Außenschultern der Pneus starken Verschleiß auf, stimmt die Fahrwerksgeometrie nicht mehr. Sind die Profilblöcke nicht rundherum gleichmäßig abgefahren, deutet das meist auf defekte Radlager, Stoßdämpfer oder Achsaufhängungen hin.

Selbst Unfallschäden können technische Laien mit ein paar Tricks auf die Schliche kommen. Unterschiedliche Spaltmaße an Türen, Kotflügeln und Heckklappe künden unter Umständen von Vorschäden. Danach hat der Lack einen genauen Blick verdient: Gibt es stumpfe Stellen, ist die sogenannte Orangenhaut festzustellen, sind Farbläufer vorhanden oder bestehen gar Farbunterschiede? Das sind allesamt Anzeichen für reparierte Schäden – genauso wie Lackspuren an Gummi- und Kunststoffteilen.

Probefahrt gibt Aufschluss

Letzte Klarheit über den Zustand des Autos liefert aber erst die Probefahrt. Darauf sollten Sie bestehen. Der Motor muss ohne Probleme anspringen – deshalb ist es wichtig, dass das Aggregat bei Besichtigungsbeginn kalt ist. Zudem darf der Motor nicht unrund laufen und auf Gasbefehle schlecht ansprechen. Sind beim Abbiegen an der Kreuzung bei vollem Lenkeinschlag Knackgeräusche zu hören, deutet das auf fehlerhafte Antriebswellen, Traggelenke, Radlager oder Bremssättel hin. Hält das Auto nicht die Spur, dann stimmt die Fahrwerksgeometrie nicht oder die Spurstangenköpfe sind verschlissen. Macht das Getriebe beim Schalten Geräusche, ist auch das ein Alarmsignal – ganz zu schweigen davon, wenn es sich nicht leicht bedienen lässt. Ist die Bremsleistung schwach, zieht das Auto beim Stoppen zu einer Seite oder ist nach der Probefahrt die Felge so heiß, dass man sie kaum anfassen kann – dann sind ebenfalls Mängel vorhanden.

Viel Auto für wenig Geld

Nachdem wir bei unserer Suche in den Online-Börsen die Trefferliste am Ende sortierten, fiel unser Blick auf einen rund sieben Jahre alten BMW 318i Touring, der mit 97.000 km auf der Uhr, 143 PS Leistung und einem Verkaufspreis von 9.000 Euro ins Raster passte. Das Auto stammt aus privater Hand und hatte ein lückenlos geführtes Scheckheft.

Das schaffte schon einmal Vertrauen, und auch bei der Probefahrt fiel der 3er nicht unangenehm auf. Der Zweiliter-Benziner drehte anstandslos und ohne störende Geräusche hoch. Ein echtes Kraftpaket war der Sauger freilich nicht. Geschenkt, denn vergleichbare und vor allem seriöse Angebote eines Modells mit dem feineren Reihensechszylinder überstiegen deutlich unsere finanziellen Möglichkeiten, und der 318i präsentierte sich für den geforderten Preis in einem guten Zustand.

Es gab zwar mal Blechschäden, doch diese wurden alle fachgerecht behoben. Am Ende blieben Kratzer, eine verbeulte Tür, ein Steinschlag in der Scheibe, die rostigen Gasdruckheber der Kofferraumklappe und die schmutzigen Sitze auf der Liste stehen. Zum Glück nichts, was sich nicht einfach beheben ließ.

Doch dass mit diesen Mängeln das Auto die geforderten 9.000 Euro erzielen würde, bezweifelten wir und konfrontierten den Verkäufer mit den Argumenten, der am Ende bei 8.200 Euro einwilligte – immerhin fast zehn Prozent weniger. So blieben genug Rücklagen, um alle Mängel auszubessern. Die Arbeiten an Lack und Blech kosteten am Ende dank Smart Repair nur 800 Euro. Die Kaskoversicherung übernahm die Reparatur des Steinschlags in der Frontscheibe. Für die Reinigung beim Fahrzeugaufbereiter bezahlten wir weitere 200 Euro, und die neuen Gasdruckheber schlugen mit etwa 70 Euro zu Buche. Unter dem Strich hat uns die Anschaffung samt den Reparaturen um rund 9.300 Euro erleichtert – blieben vom Budget noch gut 700 Euro übrig.

Mehr noch: Die 3er-Aufbereitung hat sich auch an anderer Stelle ausgezahlt, denn wir haben den Wert des Autos gesteigert. Am Ende kommen wir laut Gutachten auf 10.750 Euro – ein sattes Plus von 2.550 Euro. Nach Abzug der Aufbereitungskosten blieben immer noch rund 1.450 Euro Gewinn bei einem sofortigen Verkauf.

TIPP: Günstige Gebrauchte

Leasingrückläufer: Wer nach jungen, günstigen und gut erhaltenen Gebrauchtwagen sucht, sollte seinen Blick auf Leasingrückläufer richten. Da die Leasingfirmen sie meist selbst vermarkten, reicht schon ein Besuch der Unternehmensseiten im Internet, um entsprechende Modelle zu finden. Anlaufstellen sind zum Beispiel die Deutsche Leasing, ALD, VR Leasing, LeasePlan oder GE Capital. Wie eine Stichprobe bei großen Anbietern ergab, ist eine Preisersparnis von bis zu 20 Prozent gegenüber dem Autohandel möglich. Wie kann das gehen? Seit einigen Jahren profitieren nicht nur Gebrauchtwagenhändler von diesen gut ausgestatteten Schnäppchen, immer öfter verkaufen die Leasinggesellschaften auch an Privatkunden. Somit wird der Zwischenhandel umgangen, was gleich eine Ersparnis verspricht. Es sind zwar nicht immer die günstigsten Angebote am Markt, sie gehören aber auf jeden Fall zu den interessanten Offerten.

TIPP: Check beim Profi

Sie trauen sich den Technik- Check nicht zu? Dann hilft der Weg zum Fachmann bei Markenwerkstätten oder Prüforganisationen wie etwa der DEKRA. Hier wird das Auto auf Wunsch untersucht: Ist der erkannte Mangel auf üblichen, leicht instand zu setzenden Verschleiß zurückzuführen oder liegt ein teurer Schaden vor? Um das herauszufinden, nimmt sich ein erfahrener Sachverständiger im aufwendigen Drei-Punkte-Check zunächst die Karosserie, dann die Technik und zuletzt die elektronischen Systeme vor – ein Bereich, der ohne Diagnosegeräte selbst Fachleuten die Fehlersuche erschwert. Anhand der gespeicherten Fehlermeldungen kann der Prüfer auch nicht sichtbare Mängel aufspüren und mit in die Bewertung aufnehmen. In den Bereichen Karosserie und Technik werden die gängigen, teils auch bei der Hauptuntersuchung relevanten Prüfpunkte abgeklopft, was ein umfassendes Bild über den Zustand des Autos vermittelt. Die Experten kennen potenzielle Problemzonen vieler Modelle und wissen, wo sie genau hinschauen müssen. Nach bestandener Prüfung erhält der Wagen das DEKRA-Gebrauchtwagensiegel. Der Preis für die aus drei Modulen bestehende Durchsicht liegt bei rund 130 Euro – eine Investition, die sich in der Regel bezahlt macht.

Mit diesen Tricks arbeiten unseriöse Händler

Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser: Sehr günstige Angebote sollte man im Handel genau prüfen. So entlarven Sie die Tricks der unseriösen Gebrauchtwagenhändler.

Der Händler verkauft den Gebrauchtwagen im Kundenauftrag
Gesetzlich ist der Verkauf im Kundenauftrag nicht verboten, doch einige Händler wollen so der Gewährleistungspflicht entgehen. Deshalb der Tipp: Fragen Sie immer den Verkäufer, wer das Auto anbietet, und vergewissern Sie sich, dass der Händler als Verkäufer im Vertrag steht.

Passus „Gekauft wie gesehen“
Ein Händler kann sich mit dieser Aussage nicht vor der Gewährleistung drücken. Ferner sollten Sie vom Kauf Abstand nehmen, falls das Auto im Vertrag als „Bastlerauto“ oder „Schrottauto“ bezeichnet wird, obwohl es in einem guten sowie fahrfähigen Zustand ist.

Der Verkäufer verweigert eine Durchsicht oder Probefahrt
Wenn der Händler Probefahrten mit Ausreden verweigert, sollte man vom Kauf Abstand nehmen. Das Gleiche gilt, wenn das Auto von einem Sachverständigen geprüft werden soll und der Verkäufer nicht mitspielt.

So erkennen Sie Preisdrücker
Die Visitenkarten an der Scheibe versprechen Höchstpreise. Nicht alle dieser Angebote sind unseriös, dennoch sollte man sich nicht blenden lassen. Oftmals wird der Preis gedrückt, indem das Auto schlecht gemacht wird. Ein anderer Trick: Ein Händler irgendwo aus Deutschland meldet sich auf Ihr Inserat und bietet einen Höchstpreis für den Wagen. Bedingung ist, dass Sie das Auto zu ihm bringen. Nach langer Anfahrt kommt das böse Erwachen: Die Fahrzeugprüfung ergibt einen niedrigeren Preis. Darauf lassen sich viele ein, weil sie genervt sind und nur noch das Auto loswerden wollen. Die Masche funktioniert auch anders: Der Händler verspricht einen hohen Preis. Als Zeichen, dass er es seriös meint, schiebt er den Kaufvertrag schnell nach. In diesem steht aber kein Preis, weil der von einer Sachverständigenschätzung abhängig gemacht wird. Überliest der Kunde diesen Passus, kann er viel Geld verlieren.

Betrug via E-Mail
Betrüger aus dem Ausland nutzen diesen Weg und schlagen die Geldüberweisungen über Western Union, Money-Gram oder ähnliche Anbieter vor. Die Services sind jedoch vorwiegend für den Bargeldtransfer mit bekannten Personen (Freunde, Verwandte) gedacht. Zum Autokauf eignen sie sich nicht. Daher Finger weg.

Nicht von kurzfristigen Angeboten am Markt locken lassen
Um Kunden zu locken, lassen Händler Sätze fallen wie: „Das Angebot gilt nur kurze Zeit“ oder „Ich habe weitere Interessenten“. Günstige Angebote gibt es immer wieder, denn ein Händler kann den Wagen kaum billiger anbieten als die Konkurrenz.

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AUTO MOTOR UND SPORT 15 / 2024

Erscheinungsdatum 03.07.2024

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