Formel E in Tokio 2025: Rowland ringt Porsche nieder

Formel E Tokio 2025 – Rennen 2
Porsche verzweifelt an Oliver Rowland

Zuletzt aktualisiert am 18.05.2025
Formel E 2024/2025 - Tokio Rennen 2 - Oliver Rowland
Foto: Getty Images (Alastair Staley)

Nachdem die erste Qualifikation 24 Stunden zuvor noch ins Wasser gefallen war, durften die 22 Piloten am Sonntag bei besten Bedingungen ausrücken. Oliver Rowland sicherte sich seine dritte Pole-Position am Stück und baute so schon morgens den eh riesigen WM-Vorsprung weiter aus. Im Finale der K.o.-Phase schlug der Nissan-Racer seinen Landsmann Dan Ticktum (Kiro-Porsche). Dieser konnte dank hohem Risiko den Spitzenreiter herausfordern, aber versenkte die Pole-Hoffnung schließlich in der Betonbande.

Pascal Wehrlein fand durch den dritten Rang eine passende Antwort auf den harzigen Samstagslauf. Hinter ihm reihten sich Jean-Éric Vergne (DS Penske) und Mahindra-Pilot Edoardo Mortara ein. Einen Schreckmoment brachte der brutale Abflug von Mitch Evans (Jaguar). In der Abwärtspassage zurück zur Start-Ziel-Gerade rutschte der Neuseeländer in die Mauer. Dabei brach die hintere rechte Felge, wodurch das dazugehörige Rad durch die Luft flog. Nur mit etwas Glück konnte ein Sportwart dem runden Geschoss und dem Jaguar-Wrack ausweichen.

Den Rennstart musste der unverletzte Evans mangels funktionierendem Auto von außen verfolgen. Oliver Rowland setzte sich zunächst durch. Dahinter kamen sich Porsche-Werksfahrer Pascal Wehrlein und Kiro-Kunde Dan Ticktum ganz nahe. Beide behielten aber die Nerven. Früh zogen zahlreiche Fahrer den ersten Attack-Mode. So kamen Dan Ticktum und Pascal Wehrlein vorerst an Rowland vorbei, der sich die Extra-Kilowatt aufsparte. Die Folge war, dass auch die anderen Verfolger herankamen und dem Nissan-Fahrer die Lückensuche für das Abbiegen erschwerten.

Nissan-Taktik misslingt

Eine Full-Course-Yellow-Unterbrechung wegen Trümmerteilen erschwerte die Situation Rowlands. Der weitaus größere Verlierer der Neutralisierung war aber Porsche-Pilot António Félix da Costa. Er verschätzte sich beim Ausrufen der Gelbphase und knallte Edoardo Mortara ins Heck. Das Rennen des Portugiesen war damit beendet – und der zweite Tabellenplatz verloren.

Dan Ticktum und Pascal Wehrlein gaben bei der Wiederfreigabe den Ton an. Zur Halbzeit des 32-Runden-Laufs übernahm Weltmeister Wehrlein dann die Führung. Erst jetzt zog Rowland für seine ersten zwei Minuten Extra-Boost heraus. Als seine Zeit abgelaufen war, ergab sich ein relevanter Zwischenstand: Pascal Wehrlein, Dan Ticktum, Taylor Barnard (McLaren-Nissan), Edoardo Mortara und Oliver Rowland formten die Top 5.

Rowland hatte zwar noch satte sechs Boost-Minuten übrig, aber durch das Warten wichtige Plätze verloren. Deswegen entschied er sich, die Strategie komplett umzudrehen und deutlich früher zum zweiten Mal in die Aktivierungsschleifen zu fahren. Das setzte besonders das Führungs-Trio unter Druck, seine jeweils vier Abschluss-Minuten zu nutzen. Der Nissan-Fahrer genoss so einen doppelten Vorteil: Erst brachte ihn das Ausscheren der anderen näher ran, später hatte er etwas länger den 350-Kilowatt-Modus.

Formel E 2024/2025 - Tokio Rennen 2 - Pascal Wehrlein - Porsche
Formel E

Safety-Car raubt Wehrlein Siegchance

Das letzte Rennviertel mutierte zu einem wilden Überhol-Spektakel. Die umgestellte Taktik brachte WM-Spitzenreiter Rowland bis auf den zweiten Rang vor. Natürlich war ihm das nicht genug. Doch Pascal Wehrlein hielt intensiv dagegen. Schließlich war Rowlands Allrad-Modus in den letzten Sekunden trotzdem zu übermächtig.

Wehrlein wollte nicht aufgeben und probierte sich an der Revanche. Seine Attacken sollten von einem Safety-Car ab der 29. Runde vorerst gestoppt werden. Edoardo Mortara hatte Taylor Barnard unglücklich in die Begrenzung gedrückt. Seine Strafe und der Ausfall von Barnard brachten beide um ein Top-5-Ergebnis. Da die Bergung des Papaya-Renners etwas länger brauchte, blieb nur die letzte Runde für Action übrig.

Ein souveräner Restart von Oliver Rowland würgte letzte Träume Wehrleins ab. Der nun mit 77 Punkten führende Brite bilanzierte: "Endlich habe ich für Nissan den Heimsieg geholt. Bei den ersten zwei Rennen kam uns schlicht Pech dazwischen." Angesichts der Nissan-Konzernkrise und des Besuchs des neuen CEO Ivan Espinosa betonte er: "Bei meiner Rückkehr zu Nissan letztes Jahr befand sich die Truppe noch im Wiederaufbau-Modus. Jetzt profitieren wir davon. Sie verdient sich den Erfolg."

Formel E 2024/2025 - Tokio Rennen 2 - Pascal Wehrlein - Porsche - Oliver Rowland - Nissan
Getty Images (Joseph Portlock)

Porsche leckt Wunden

Das erkannte auch Porsche neidlos an. Dennoch war der Frust aus den Gesichtern abzulesen. Da Costa gab im Anschluss zu, einen Fehler gemacht zu haben, und entschuldigte sich beim Team. Ebenso machte Wehrlein aus seinem Herzen keine Mördergrube: "Ich bin enttäuscht. Rowland hatte ein bisschen weniger Energie, wodurch er ohne das Safety-Car die Pace am Ende nicht gehalten hätte. Vielleicht hätten wir den Attack-Mode eine Runde später nehmen müssen." Wehrlein reiste als neuer WM-Zweiter ab, auf die Restchancen wolle er allerdings nicht denken.

Glücklich war dafür Kunde Ticktum. Der häufig umstrittene Kiro-Pilot setzte endlich seine Pace in ein Top-Ergebnis um. Der Dritte sagte: "Wir können immer mehr aus unserem Paket herausholen. Die Streckenprofile von Monaco und Tokio passten zuletzt allerdings besonders gut. In Shanghai wird es schwerer."

Dort geht es am 31. Mai und 1. Juni weiter. Wie am Tokio-Samstag wird das Schnellladen sowohl die Strategie als auch die Action auf dem verkürzten F1-Kurs anheizen. Mit einem erneuten Glanz-Wochenende könnte Oliver Rowland für die Vorentscheidung sorgen. Denn nach China stehen nur noch fünf Läufe auf dem Programm. Etwas knapper sieht es in der Teamwertung aus. Dort liegt Porsche nur 15 Zähler hinter Nissan. Bei den Marken fehlen mit dem bisher vermissten Glück einholbare 44 Punkte.