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Gen4-Engagement bestätigt
Darum bleibt Porsche der Formel E treu

Nach Nissan und Jaguar hat Porsche seine Teilnahme an der Gen4-Ära der Elektro-WM bestätigt. Die bis zu 600 Kilowatt starke Auto-Generation soll die Formel E ab Saison 13 (2026/2027) auf ein völlig neues Technik-Level heben. An die Verlängerung haben die Deutschen allerdings einige Bedingungen geknüpft.

Porsche - Formel E - Bestätigung Gen4
Foto: Porsche

Der größte Name des Formel-E-Felds bleibt der Weltmeisterschaft bis weit in die zweite Jahrzehnthälfte erhalten. Im Vorfeld des China-Wochenendes hat Porsche veröffentlicht, auch für die Gen4-Ära Motoren zu bauen. Das Vertrauensvotum kommt zu einem wichtigen Zeitpunkt für die Elektro-WM. Die Serie möchte bis zum Sommer genügend Partner gefunden haben, die sowohl bei der Reglementsfindung als auch bei der technischen Umsetzung ihre Expertise einbringen.

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Porsches Bestätigung ist zwar nicht überraschend, steht aber in einem speziellen Kontext. Zum einen beendet der Sportwagen-Hersteller damit den Trend von Ausstiegen deutscher Autobauer. Vor dem Start der Gen3 verlor die Formel E innerhalb von nur zwei Jahren Audi, BMW und Mercedes. Zum anderen wurden Gerüchte eines zerrütteten Verhältnisses mit der FIA-Meisterschaft – Porsche erhielt in der jüngeren Vergangenheit wiederholt harsche Strafen – widerlegt.

Porsche-Historie in der Formel E
Porsche

Porsche bestreitet bereits die fünfte Saison in der Formel E. Ein späterer Einstieg in die Gen2-Ära und die Pandemie warfen das Werksteam zunächst zurück. Doch seit dem Debüt der Gen3 kämpft man dauerhaft um Siege und Titel.

Ringen um Entwicklungskosten

Thomas Laudenbach, Motorsport-Chef von Porsche, erklärt: "Wir haben immer gesagt, dass wir ein langfristiges Engagement in der Formel E anstreben. Es ist die einzige vollelektrische Rennserie auf einem Weltmeisterschafts-Niveau. Dort verbinden sich unsere Commitments zur Elektrifizierung und zum Motorsport."

Im Hintergrund haben Porsche, aber auch die anderen bereits bekannten Gen4-Hersteller durchaus mit den Organisatoren und der FIA gerungen. Besonders die Frage, wer die Entwicklung der neuen Renner bezahlen soll, brachte intensive Diskussionen. "Bevor man so einen konkreten Schritt macht, müssen die Rahmenbedingungen geklärt sein. Die Finanzierung der Gen4-Entwicklung war ein Teil davon. Wir sind klar der Meinung, dass die Lasten unter allen geteilt werden sollten. Es wurde nun eine Lösung gefunden", resümiert Laudenbach.

Einen möglichen Streit dementiert er. "Es ist wie im privaten Leben. Bevor man etwas unterschreibt, schaut man sich die Bedingungen an. Für mich war das ein normaler Vorgang. Unsere Anliegen und Wünsche wollten wir vorher geklärt haben. Das war nichts, was uns schlaflose Nächte bereitet hat."

Michael Steiner - Vorstand für Forschung und Entwicklung der Porsche AG
Porsche
Entwicklungsvorstand Michael Steiner erklärt: "Die Entwicklung unserer Rennfahrzeuge zeigt das enorme Potenzial der E-Mobilität. Künftig wollen wir in der Formel E noch mehr Erkenntnisse gewinnen und diese auf unsere Straßensportwagen übertragen."

"Unsere Verpflichtung, Wünsche zu formulieren"

Auch wenn die Hersteller im Fokus der Ankündigungen stehen, nehmen ihre Kunden eine besondere Rolle in der Formel E ein. In der vergangenen neunten Saison gingen sowohl der Fahrer- als auch der Teamtitel an Privatiers. Dementsprechend stellt sich hier die Frage, ob die bisherige DNA in der Gen4-Ära erhalten bleiben soll. "Ich gehe davon aus, dass es so bleibt wie aktuell", prognostiziert Thomas Laudenbach. "Ich finde das System, welches Hersteller verpflichtet, mindestens einen Kunden zu beliefern, unterstützenswert."

Mehr Reformbedarf gibt es bei der öffentlichen Wahrnehmung. Nach dem Boom der ersten Saisons erlebte die Elektro-Serie zuletzt eine schmerzhafte Corona-Delle. Größtes Opfer dieser Entwicklung war Porsche: Die Zuffenhausener stiegen Ende 2019 in die Serie ein und verloren in der anschließenden Pandemie-Saison viel Testzeit. Im Vorlauf zur Gen4 soll die Formel E nun wieder an das starke Wachstum der Pionierzeit anschließen.

"Wir sehen uns als eine der treibenden Marken der Formel E. Mit unserem Namen wollen wir der Serie etwas bringen und sie weiterentwickeln. Dazu gehört, dass die Popularität und die Reichweite steigen. Am Ende des Tages profitiert sie davon – zum Beispiel durch neue Hersteller. Wenn eine Meisterschaft auf der Stelle tritt, wird sie irgendwann verschwinden. Es ist also auch unsere Verpflichtung, Wünsche zu formulieren."

Noch kein fixes Reglement

Das gilt ebenfalls bei der herstellerspezifischen Technik der Gen4. Kennzahlen wie 600 Kilowatt Spitzenleistung und 700 kW maximale Rekuperationsleistung sind zwar das Ziel, aber noch lange nicht festgezurrt. Florian Modlinger, Gesamtprojektleiter bei Porsche, erzählt: "Jetzt starten die ersten Diskussionen und die ersten technischen Arbeitsgruppen. Die Hersteller erhalten dort anfängliche Informationen. Danach können wir erstmal sondieren." Bekannt ist hingegen schon jetzt der neue Reifenpartner Bridgestone. "Aber auch da müssen wir schauen, welche Reifen genutzt werden. Wieder Allwetter- oder Slick- und Regen-Reifen?"

Zu den Technik-Zielen sagt Thomas Laudenbach: "Als eine Ingenieursfirma hätten wir gerne mehr technische Freiheiten. Aber wir müssen auch finanziell gesund bleiben. Die Balance aus Technik und Kosten ist hierbei wichtig. Aktuell finden sich die technischen Freiheiten in den richtigen Bereichen, also in der Software und im E-Antrieb. Diese Idee muss beibehalten werden. Mit der passenden Vorsicht könnte man aber noch andere Bereiche öffnen." Grundsätzlich verstehe er die Ungeduld von Technik-Fans, doch auf die lange Sicht werde sich ein gesundes Wachstum mehr lohnen.

Bis zum Debüt der Gen4 stehen allerdings erstmal zweieinhalb weitere Saisons an. Im aktuellen zehnten Jubiläumsjahr kämpft Porsche allen voran um den ersten Fahrer- und den ersten Herstellertitel. Bei den Teams konnte sich Jaguar einen größeren Vorsprung erarbeiten. Nach dem Doppel-Rennen in Shanghai am Wochenende (25. und 26. Mai) stehen zwei weitere Doubleheader in Portland (29. und 30. Juni) und London (20. und 21. Juli) an. Die sogenannte Gen3-Evo mit leicht modifizierter Aerodynamik und temporärem Allrad schlägt daraufhin über die Saisons elf und zwölf die Brücke zur Gen4.

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