Formel E 2025: Porsche holt Doppel-WM im London-Saisonfinale

Formel E London 2025 – Rennen 2
Doppelter Sieg für Jaguar, Doppel-WM für Porsche

Zuletzt aktualisiert am 27.07.2025
Formel E 2024/2025 - London Rennen 2 - Porsche
Foto: Andreas Beil

Bereits in der Qualifikation sah es gut für den deutschen Hersteller aus. Der viertplatzierte Pascal Wehrlein lag deutlich vor den Nissan-Herausforderern Norman Nato und Oliver Rowland, die sich auf dem neunten bzw. zehnten Rang einreihten. Porsche-Kunde Dan Ticktum dominierte im Qualifying, hatte jedoch eine Fünf-Platz-Strafe vom Vortag. So erbte Nick Cassidy die Pole-Position. Er wollte unbedingt noch Pascal Wehrlein die Ehre des Vize-Titels abluchsen. Maximilian Günther (DS Penske) und Mitch Evans komplettierten die Top 3.

Im Vergleich zum Samstag ging es deutlich gesitteter auf den ersten Kilometern zu. Cassidy verteidigte die Spitze und durfte in den Rückspiegeln verfolgen, wie Mitch Evans auf eine Doppelführung erhöhte. Dahinter machte bald der von P5 kommende Nyck de Vries (Mahindra) Druck. Die anfängliche Disziplin sollte allerdings nicht lange halten.

Durch die ersten Attack-Modes stieg die Aggression auf dem engen Messehallen-Kurs schlagartig an. Hierbei nahm sich Nissan mehr oder weniger selbst aus dem Spiel: Norman Nato und Taylor Barnard vom Kunden McLaren kollidierten, was de facto die Hersteller- und Teamkrone kostete. Stattdessen ging es nun darum, ob Jaguar noch die Japaner abfangen kann.

Formel E 2024/2025 - London Rennen 2 - Nick Cassidy - Jaguar
Joseph Portlock via Getty Images

Evans schimpft über Jaguar-Taktik

Ausgerechnet der Vorab-Weltmeister Oliver Rowland stieß die Tür für die britischen Gastgeber ganz weit auf. Er verschätzte sich im Duell mit Nico Müller (Andretti-Porsche) gleich zweimal und nahm den vom Pech verfolgten Schweizer sowie sich selbst aus dem Rennen. Dieses wurde durch die folgende Safety-Car-Phase massiv beeinflusst. Pascal Wehrlein und Maximilian Günther verloren ihretwegen wertvolle Attack-Mode-Zeit.

Beim Restart am Ende der 19. von schlussendlich 36 Runden bestanden die Top 5 aus Nick Cassidy, Nyck de Vries, Mitch Evans, Pascal Wehrlein und Maximilian Günther. Neben den genannten Attack-Mode-Nachteilen versprach auch eine Over-Speeding-Strafe für Mitch Evans (fünf Sekunden) baldige Verschiebungen. Zunächst stellte Jaguar die Doppelführung wieder her und nutzte sie clever für die ausstehenden 350-Kilowatt-Boosts. Dahinter etablierte sich Nyck de Vries als bester Verfolger.

Mit der noch ausstehenden Strafe im Kopf wurde Evans plötzlich unruhig. Nachdem er Cassidy sowohl in der K.o.-Phase der Qualifikation als auch im Rennen stark bei der Operation Vize-Titel geholfen hatte, forderte er nun Unterstützung von Cassidy. Er ärgerte sich im Gespräch mit der Box: "Meine Botschaft an euch ist eindeutig."

Formel E 2024/2025 - London Rennen 2 - Porsche
Porsche

Volle WM-Vitrine für Porsche

Doch Evans half kein Schimpfen und kein Zetern: Cassidy stürmte davon und hatte schließlich einen gigantischen Vorsprung von über zehn Sekunden. Der auf sich selbst gestellte Teamkollege stürzte auf die fünfte Position ab. Seinen zweiten Rang übernahm Nyck de Vries. Jaguar-Kunde Sébastien Buemi komplettierte das Podium. "Mitch hätte an mir vorbeigehen dürfen. Jedoch war ich schon 13 Sekunden weg. Das Team hat mir gar nichts dazu gesagt, eine enttäuschende Lage", schob der ansonsten extrem glückliche Nick Cassidy die Schuldfrage weg.

Da Pascal Wehrlein durch einen Frontschaden auf die achte Position abrutschte, wurde Cassidy tatsächlich noch Vize-Meister – gleiches gelang Jaguar bei den Mannschaften und Marken. Wie sein Teamdirektor James Barclay verlässt Cassidy die Raubkatzen in der Sommerpause. Pascal Wehrlein ist der doch nur dritte WM-Rang herzlich egal. Seine Hauptziele der letzten Monate waren der Team- und der erstmals ausgeschriebene Herstellertitel für Porsche. Mission accomplished.

Sein Boss Florian Modlinger bewahrte die bayerische Contenance, ließ dennoch einige Emotionen durchblicken: "Es war ein stetiger Aufwärtstrend mit viel harter Arbeit. Ich kann mich nur immer wieder bedanken. Der Schlüssel war die gute Quali-Leistung, niemand war so oft in den K.o.-Phasen wie wir. Während den Rennen konnten wir es jedoch nicht stets so effizient wie gewollt umsetzen."

Formel E - São Paulo 2024/2025 - Start - Oliver Rowland - Nissan
Motorsport Images

Extrem stressige Sommerpause

Die Formel-E-Piloten und -Teams können nun einige Wochen durchatmen. Schon bald geht es jedoch an die prall gefüllten Hausaufgabenhefte. Zum einen wird noch intensiv auf dem Fahrermarkt gehandelt. Selbst das Weltmeister-Duo bei Porsche, Pascal Wehrlein und António Félix da Costa, ist nicht zu 100 Prozent gesetzt. Dazu kommen Personalien wie Nick Cassidy.

Zum anderen fährt im Spätsommer/Frühherbst die Arbeit an der kommenden Auto-Generation (Gen4) hoch. Die 600-kW-Allrad-Monster debütieren in der übernächsten Saison, müssen aber natürlich intensiv erprobt werden. Parallel wollen die zehn Teams, McLaren hat keinen Käufer gefunden, die richtigen Lektionen für einen Angriff auf Rowland und Porsche in Saison zwölf lernen.

Diese startet relativ zügig: Am 6. Dezember treffen sich die E-Racer auf dem Sambódromo von São Paulo. Es folgen viele bekannte Stationen wie Mexiko-Stadt, Monaco, Tokio, Berlin und London. Ein wahrscheinlich beliebter Neuzugang wird der Formel-1-Kurs in Miami werden. Besonders die deutschen Fans sollten die Termine für das Hauptstadt-Gastspiel notieren: 2. und 3. Mai 2026.