Formel E in Berlin 2025: Porsche träumt nach Lauf 1 weiter von Titel-Triple

Formel E Berlin 2025 – Rennen 1
Wehrlein wahrt Titel-Chancen, Evans siegt

Zuletzt aktualisiert am 12.07.2025
Formel E 2024/2025 - Berlin Rennen 1 - Start - Mitch Evans - Jaguar
Foto: Andreas Beil

Der Morgen ließ noch Zweifel an der Austragung des Rennens aufkommen. Fiese Regenbänder zogen über Tempelhof hinweg und sorgten für die Absage des zweiten Trainings. Nach einer längeren Verzögerung konnte die Qualifikation immerhin angepfiffen werden. Allerdings gab es eine Einschränkung: Die K.o.-Phase mit ihrem 350-Kilowatt-Mode entfiel aus Sicherheitsgründen.

Zu seiner eigenen Überraschung konnte sich Mitch Evans die Pole-Position sichern. Der Jaguar-Racer erlebte trotz des Auftaktsiegs in São Paulo eine Katastrophen-Saison zuvor und brauchte dringend einen Lichtblick. Dass die Raubkatzen per se im Regen gut aufgestellt waren, unterstrich Envision-Kunde Robin Frijns auf der zweiten Position. Spitzenreiter Oliver Rowland hoffte als Dritter auf einen riesigen Schritt in Richtung des ersten Titels.

Für Pascal Wehrlein lief es zwar auch solide, aber ihn verfolgte eine bizarre Strafe in die Quali. Im ersten Training hatte er ausgerechnet Teamkollege António Félix da Costa abgeräumt. Bei Porsche titulierte man es wenig überraschend als "inakzeptabel", aber wollte es schnell hinter sich lassen. Wehrlein startete so von der neunten Position, Da Costa ging auf Platz sechs ins Rennen.

Formel E 2024/2025 - Berlin Rennen 1 - Mitch Evans - Jaguar
Formel E

Smarte Strategie bei Porsche

Während Evans gut startete, haderte Rowland parallel auf der abtrocknenden Bahn. Es wirkte so, als ob sich der Brite zurückhielt. Er erzählte aber offen: "Nein, ich kam einfach ungünstig rein und wurde eingeklemmt." Bereits in der ersten Runde musste das Safety-Car ausrücken, nachdem Jake Dennis (Andretti-Porsche) nicht vom Fleck gekommen war. Im Anschluss an die Wiederfreigabe zogen vor allem Fahrer aus der Spitzengruppe ihre ersten Attack-Modes.

Besonders für Evans, Da Costa und Wehrlein sollte sich das als richtig herausstellen. Sie arbeiteten sich im ersten Renndrittel als Spitzentrio heraus. Dahinter hatte lange Maximilian Günther (DS Penske) Ambitionen, sie herauszufordern. Aber Timingpech verhinderte die Offensive, er landete schließlich auf einem soliden sechsten Platz.

Passend zur Rennhalbzeit begannen die Schnelllade-Boxenstopps. Ihretwegen probierte die FIA extra eine neue Regelung aus: Es gab keine klassischen blauen Flaggen. Das sollte das Chaos der Verschiebungen etwas entbürokratisieren. In der realen Auslegung war aber eher das Gegenteil der Fall.

Formel E 2024/2025 - Berlin Rennen 1 - Oliver Rowland - Nissan
Andreas Beil

Rowland lässt Druck an sich ran

Dazu trug außerdem ein zweites Safety-Car bei. Nissan-Ersatzfahrer Sérgio Sette Câmara, welcher für den zur WEC gereisten Norman Nato einsprang, hatte David Beckmann (Kiro-Porsche) abgeräumt. Der Restart brachte gleich auf mehreren Ebenen Durcheinander. Allen voran mussten zahlreiche Piloten noch zum letzten Attack-Mode ausscheren. Dazu gab es einige überrundete Fahrer.

Die Umstände wurden Oliver Rowland zum Verhängnis. Er verschätzte sich in der Hektik und räumte Stoffel Vandoorne (Maserati-DS) ab. Der Auftritt des Nissan-Heros war damit beendet. Es war sein drittes Rennen am Stück außerhalb der Top 5. Der Brite gab zu: "Unser Renner war auf die trockenere Bahn in der zweiten Hälfte ausgelegt, aber im Chaos der überrundeten Autos habe ich einen Fehler gemacht."

"Morgen kassiere ich dafür auch noch fünf Straf-Plätze, shit happens. Trotzdem hätte ich in dieser Situation ruhiger sein müssen, jetzt schleichen sich etwas Gedanken ein. So habe ich leichten Bammel über möglichen weiteren Regen morgen."

Formel E 2024/2025 - Berlin Rennen 1 - Mitch Evans - Jaguar
Formel E

Furioser Schlussspurt ohne Wehrlein-Happy-End

Für Pascal Wehrlein, der vor dem Rennen noch Angst hinsichtlich einer verfrühten Titelentscheidung haben musste, waren dies herausragende Nachrichten. Aus 69 Punkten bei noch vier ausstehenden Läufen wurden deutlich weniger. Das Ausmaß des Eindampfens hatte er am Ende selbst in der Hand. Denn: Er lag direkt hinter Mitch Evans.

Der Deutsche investierte viel Risiko und hatte den Neuseeländer in Streikdistanz. Doch unter anderem ein kleiner Rutscher von Wehrlein ließ Evans am Ende der 41 Runden (inklusive zwei Extra-Umläufe) jubeln. Für den Jaguar-Piloten war es ein Befreiungsschlag: "Diese Saison lief so unberechenbar. Ich bin immer noch positiv von unserer Leistung auf nasser Bahn überrascht."

Da Wehrlein auch noch die schnellste Runde gefahren hatte, durfte er sich über 19 gewonnene Zähler freuen. "Es wäre mehr drin gewesen. Heute ist ein Tag aus der Kategorie Was-wäre-wenn, Nachtrauern bringt keinem etwas."

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Porsche-Party mit portugiesischer Klammer

Die gute Laune bei Porsche sollte dennoch etwas getrübt sein. António Félix da Costa überquerte als Dritter die Ziellinie, aber bekam fünf Straf-Sekunden aufgebrummt. Grund war ein vermeidbarer Kontakt mit Jake Hughes (Maserati-DS). Der Portugiese stürzte auf die zehnte Position ab, Edoardo Mortara (Mahindra) erbte den Bronze-Pokal.

Porsche liegt nun in der Team-Weltmeisterschaft trotzdem 30 Zähler vor Nissan, in der Marken-Wertung sind es nur fünf. Dort hätten die Deutschen das Podium also sehr gut gebrauchen können. Nissans Lebensversicherung bleibt bei den Herstellern das Kundenteam McLaren, das kontinuierlich punktet. Nächste Saison wird es jedoch fehlen, weil kein Käufer gefunden werden konnte. Nissan-Teamchef Tommaso Volpe erklärte: "Dadurch gilt für uns: Jetzt oder nie!"

Im Sonntagsrennen (16:00 Uhr) will Pascal Wehrlein weiter die Lücke bei den Piloten schließen. Auch wenn er die Ausgangslage als "unrealistisch" einschätzt, ist Aufgeben keine Option. Nach dem ersten Heimspiel ist die Mission Titel-Triple wieder deutlich vorstellbarer geworden.