Den GP Monaco kann man nicht neu erfinden. Ein Boxenstopp oder zwei, die Gesetze bei der berühmtesten Stadtrundfahrt bleiben die gleichen. Die Pole-Position ist die halbe Miete. Der Platz im Feld ist wichtiger als alles andere. Es wird auch mit zwei Stopps nicht mehr überholt. Das Chaos, dass es bei VSC-Phasen, einem Safety-Car oder einer roten Flagge zur falschen Zeit hätte geben können, blieb aus. Das hätte aber auch ein Einstopp-Rennen gewürzt.
Die neue Monaco-Regel schloss eigentlich nur ein Szenario aus. Ein früher Abbruch mit geschenktem Reifenwechsel wie 2024 hätte das Rennen nicht eingefroren, weil die Fahrer später dann immer noch einen Reifenwechsel hätten abspulen müssen.
Auch die Bummelei an der Spitze hatte ein Ende. Sieger Lando Norris fuhr im Schnitt eine Rundenzeit von 1.17,346 Minuten. Im letzten Jahr nahm es Charles Leclerc mit einem Schnitt von 1.19,423 Minuten gemütlicher. Auch die schnellste Runde des Rennens war um fast eine Sekunde besser als 2024.
Der beste Beweis, dass sich nicht viel geändert hat, ist das Ergebnis. Die Top 4 nach 78 Runden waren die Top 4 am Start. Nur Lewis Hamilton machte eine Position gut, weil Isack Hadjar seine zwei Boxenstopps kurz hintereinander abspulte und Hamilton nach seinem ersten Reifenwechsel sein überlegenes Tempo ausspielen konnte.

Die Mercedes-Piloten waren im Mittelfeld gefangen und holten keine Zähler in Monaco.
Mercedes bleibt hängen
Durch den Motorschaden von Fernando Alonso rückten Esteban Ocon, Liam Lawson, Alexander Albon und Carlos Sainz alle eine Position auf. Die gleiche Reihenfolge bestand schon in der Startaufstellung. Wer wie die Mercedes-Piloten von den Plätzen 14 und 15 startete, kam nicht nach vorn. Dabei wartete Mercedes mit seinen Boxenstopps bis zur 62. Runde. "Es hätte auch nichts geändert, wenn wir in Runde 15 schon Reifen gewechselt hätten", bedauerten die Strategen.
In der Spitzengruppe bestand die Spannung darin, dass Max Verstappen auf eine rote Flagge nach Runde 50 setzte. Da war McLaren ungeschützt, weil man mit Lando Norris auf einen Undercut-Versuch von Charles Leclerc reagieren musste. Hätte es eine Unterbrechung gegeben, hätte der Sieger Verstappen geheißen. Er hätte seinen ersten Platz gehalten und Reifen wechseln dürfen. Umgekehrt nutzte Teamkollege Yuki Tsunoda der frühe Boxenstopp in der VSC-Phase gar nichts. Der Japaner kam trotz des halb geschenkten Reifenwechsels als Vorletzter in Ziel.

Einige Fahrer kritisierten das absichtliche blockieren im Mittelfeld.
Kritik an Blockadetaktik
So fielen die meisten Kommentare nach dem Rennen kritisch bis negativ aus. Für Ferrari-Teamchef Frédéric Vasseur ging das Experiment voll in die Hose. "Es hat den Charakter des Rennens nicht verändert. Stattdessen öffnet es einigen Szenarien die Tür, die fragwürdig sind. Verstappen hoffte klar auf eine rote Flagge. Und die Teams waren noch mehr motiviert, einen Fahrer als Straßensperre zu nutzen, um den anderen nach vorne zu bringen oder auf seiner Position zu halten."
Toro Rosso und Williams spielten es meisterhaft. Sie konnten es tun, weil ihre Fahrer nah zusammenlagen und die gleichen Gegner im Visier hatten. Williams machte es gleich doppelt. Erst musste Carlos Sainz Platz für Alexander Albon schaffen, und als Albon seinen neunten Platz sicher hatte, half er seinem Teamkollegen den zehnten Platz zu verteidigen.
Die Fahrer, die das Feld einbremsten, waren zwischen vier und sechs Sekunden langsamer als ihr Umfeld. Einhelliges Urteil: "Das sah dann schon ein bisschen peinlich aus." Und nicht ganz ungefährlich. Andrea Kimi Antonelli krachte in der Hafenschikane fast in die Leitplanke, weil Albon extrem früh bremste.
George Russell war es in seinem Frust egal. Er kürzte durch die Schikane ab, gab den Platz an Albon nicht zurück und kassierte eine Durchfahrtstrafe. Was ihm aber nicht wehtat, denn jetzt spielte Antonelli das Williams-Spiel. Innerhalb von nur drei Runden hatte Russell den Vorsprung, dass er trotz Durchfahrtstrafe seine ursprüngliche Position hielt. "Ich bin trotz der Durchfahrtstrafe weiter vorne gelandet als ohne sie. Das zeigt, dass etwas im System nicht stimmt."

Mercedes-Teamchef Toto Wolff verteidigte den Monaco-GP trotz des Ärgers um die Blockaden.
Monaco hat seine Berechtigung
Mercedes-Teamchef Toto Wolff war seinem Kollegen James Vowles nicht böse. "Das ist das Spiel. Man muss es akzeptieren." Die beiden schickten sich von ihren Kommandobrücken sogar Textnachrichten. Vowles entschuldigte sich fast: "Sorry, aber wir haben keine andere Wahl." Antwort von Wolff: "Ich weiß". Obwohl Williams zu den Profiteuren zählte, meinte Vowles kritisch: "Wir müssen die Regeln für Monaco neu überdenken. So fühlt sich Rennsport falsch an."
McLaren-Teamchef Andrea Stella warnte, das Experiment sofort zu verteufeln. "Das Gute ist, dass wir etwas probiert haben. Jetzt müssen wir darüber nachdenken, was es gebracht hat." Aston-Martin-Kollege Andy Cowell schlug einen ähnlichen Tonfall an. "Vielleicht haben wir zu große Hoffnungen in die neue Regel gesetzt. Für uns ließ das Konzept keine Option offen, Stroll nach vorne zu bringen. Jetzt werden wir darüber diskutieren, was wir anpassen müssen."
Toto Wolff hatte gleich ein paar Vorschläge parat: "Wir haben etwas versucht, das nicht nach Wunsch funktioniert hat. Es hat den Ausgang des Rennens nicht beeinflusst und auch keine Überraschungen gebracht. Die Position auf der Strecke ist immer noch das wichtigste. Wir haben das Rennen nicht am Sonntag, sondern am Samstag verloren. Vielleicht sollten wir festlegen, wie langsam man fahren darf oder das Layout der Strecke ändern." Stellas Vorschlag für die Zukunft: "Wir brauchen kleinere und leichtere Autos."
Trotzdem darf Monte Carlo nicht sterben, meint Wolff. Man muss den Event eben nehmen, wie er ist. Was soll falsch daran sein, wenn die Qualifikation am Samstag das Highlight ist? "Wenn du die vollen Tribünen sieht, die ganzen Boote auf dem Meer, die Stimmung in der Stadt einatmest, dann hat dieses Rennen seine Berechtigung. Da muss man auch mal über seine Rennfahrerbrille hinaussehen."