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Toto Wolff über Niki Lauda
“Ich habe einen Freund verloren”

Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff sprach am Donnerstagmorgen in Monaco über den Tod von Niki Lauda. Für ihn geht nicht nur eine Formel-1-Ikone, sondern der Mensch, mit dem er in den letzten Jahren die meiste Zeit verbracht hat.

Toto Wolff & Niki Lauda
Foto: Wilhelm

Draußen hängen dichte Wolken über dem Hafen von Monaco, im Mercedes-Motorhome flackert nur gedämpftes Licht. Ein Kamera-Team drängt sich ans andere, die Journalisten sind bis ganz nach hinten verteilt. Mit sieben Minuten Verspätung taucht Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff auf. Eigentlich war das Pressegespräch schon für den Vortag angesetzt, doch Wolff war nach dem plötzlichen Tod von Niki Lauda am Montagabend noch nicht zum Reden zumute. Am Donnerstag (23.05.2019) sitzt er nun vor den Medienvertretern, seine Stimme ruhig, ab und zu huscht ihm ein Lächeln durchs Gesicht, wenn er von Erinnerungen an Niki Lauda erzählt.

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Lauda das Herz und die Seele der Formel 1

Für Wolff ist Lauda nicht nur die Formel-1-Ikone gewesen oder sein Sparrings-Partner in der Führung des Mercedes-Teams, sondern ein echter Freund, wie er sagt. „Ich habe am Montagabend von seiner Frau eine Textnachricht bekommen. Ich war in Paris”, sagt Wolff. “Und seither bin ich nicht mehr ich selbst. Ich habe mich wie ein Zombie gefühlt und jede halbe Stunde Tränen in den Augen. Es fühlt sich surreal an, im Fahrerlager zu sein, und zu wissen, dass Niki nicht mehr am Leben ist. Er war das Herz und die Seele der Formel 1.”

Am Arm trägt Wolff eine schwarze Trauerbinde. So wie das gesamte Mercedes-Team. Mit einem roten Stern auf der Motorhaube und der Unterschrift von Lauda erinnert man auf dem W10 an die Formel-1-Legende. Noch bewegender: Ein rotes Kapperl, das man in der Box über die Kopfhörer gelegt hat, die eigentlich für Niki Lauda reserviert waren.

Wolff meiste Zeit mit Lauda verbracht

Zuletzt war der dreimalige Weltmeister beim GP England 2018 an der Rennstrecke. Auch direkt nach seiner Lungen-OP im August vergangenen Jahres ließ er sich von Wolff immer informieren, wie es um das Team steht und was geplant ist. Zuletzt hatten die beiden sich nach dem Grand Prix von Aserbaidschan zum Renngeschehen ausgetauscht, wo Mercedes den vierten Doppelsieg der Saison holte. „Er hat gesagt: Besser geht es nicht, weiter so”, erinnert sich Wolff. In den letzten Wochen habe sich aber gezeigt, dass sich der Gesundheitszustand von Lauda verschlechtere.

Wolff erinnert sich, wie Lauda sonst immer morgens mit seiner Tasche in die Mercedes-Hospitality gewandert ist und alle zusammengetrommelt hat. “Er ist der Mensch, mit dem ich in den letzten fünf oder sechs Jahren die meiste Zeit verbracht habe”, meint Wolff. „Er war mein Freund.”

Lauda kürte ihn zum Halbfreund

Selbst der pragmatische Lauda, der ein Freund direkter Worte war, bezeichnete den Landsmann beinahe als Freund. “Wir saßen zusammen im Flieger auf der Rückreise von Suzuka. Das war vor zwei Jahren. Wir hatten die WM gewonnen. Da habe ich gesehen, dass er eine Träne im Auge hat. Ich fragte ihn, ob er auf seine alten Tage noch emotional wird. Und da meinte er zu mir: Wenn es so etwas wie einen Halbfreund gibt, dann bist du einer.„

Was Lauda ausmachte? Dass er nie aufgab. Egal was passierte. Das war besonders prägend nach seinem Feuerunfall am Nürburgring im Jahr 1976. “Niki lebte sein Leben jeden einzelnen Tag. Er war immer im Hier und Jetzt und hat in die Zukunft geschaut. Die Vergangenheit hat ihn nie interessiert.”

Wolff und Lauda finden Vertrauen

So direkt war Lauda auch in seiner Zusammenarbeit mit Wolff. Als die beiden das Projekt Mercedes angingen, dauerte es etwas, bis die beiden zueinander fanden. „Wir haben ein Jahr gebraucht, um uns zu kalibrieren”, sagt Wolff. “Es hatte ja jeder von uns seine eigene Firma. Aber er hat als Pragmatiker gesagt: Besser wir arbeiten zusammen, so kommen wir schneller ans Ziel.” Und so fand man Vertrauen zueinander.

Um kurz vor 11 Uhr nähert sich die Pressekonferenz ihrem Ende. Schließlich steht das erste Training der Formel 1 auf dem Programm. Ein schwieriger Übergang in der sich so schnell drehenden Formel-1-Welt? „Niki hätte nichts anderes gewollt, als dass wir weitermachen”, sagt Wolff.

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