Formel 1: Williams legt famosen Saisonstart hin

Alex Albon und Carlos Sainz liefern in Jeddah ab
Bester Williams-Start seit neun Jahren

Zuletzt aktualisiert am 24.04.2025

Wer hätte das gedacht? Nach fünf Saisonrennen ist Williams in der Formel 1 "Best Of The Rest". Hinter den vier Top-Teams McLaren, Mercedes, Ferrari und Red Bull hat sich der Traditionsrennstall aus Grove auf dem fünften Platz der Konstrukteure festgesetzt. Nach dem Rennen in Saudi-Arabien wurde die Leistung von Carlos Sainz und Alexander Albon fast zur Nebensache. Der Zusammenstoß zwischen Oscar Piastri und Max Verstappen sowie die schwachen Auftritte von Lando Norris und Lewis Hamilton beherrschten die Schlagzeilen.

Schaut man in die zweite Reihe der Königsklasse, fällt auf, wie stark sich Williams im Vergleich zum Vorjahr verbessert hat. Satte acht Rennen dauerte es 2024, bis Albon die ersten Punkte der Saison für das Team eingefahren hatte. Zuvor gab es nur Nullrunden. Mehrere schwere Unfälle zwangen die Mechaniker zu zahllosen Überstunden, sodass bei Williams die Monocoques ausgingen. Ex-Pilot Logan Sargeant musste in Australien pausieren, weil er sein intaktes Chassis an Albon abtreten musste.

2025 ist man von solchen Szenarien weit entfernt. Ersatzteilprobleme gibt es nicht mehr, und die Formel-1-Piloten haben bereits 25 Punkte gesammelt. Teamchef James Vowles freute sich im neuesten Video-Rückblick auf dem hauseigenen YouTube-Kanal: "Es ist der beste Saisonstart seit neun Jahren. Das macht mich stolz. Es zeigt, dass ich ein Team um mich habe, in dem jeder hart arbeitet und mehr erreichen will. Das spiegelt sich in den Ergebnissen wider."

Carlos Sainz - Williams - GP Saudi-Bahrain 2025
Steven Tee via Getty Images

Sainz bekommt die Kurve

Seine Fahrer Sainz und Albon beendeten das Rennen in Jeddah auf den Rängen acht und neun – spülten somit sechs weitere WM-Zähler auf das Punktekonto. Vowles hob die Leistung des Duos hervor. "Wir können uns glücklich schätzen, zwei absolute Top-Piloten zu haben, die sehr gut zusammenarbeiten." Sainz und Albon würden mit einem guten Beispiel vorangehen. "Das ist der Schlüssel, um zu zeigen, dass wir ein Team sind und gemeinsam unsere Ziele verfolgen."

Besonders erfreulich war in Saudi-Arabien die Leistung von Carlos Sainz. Der Spanier hatte bis zum Rennen auf dem ultraschnellen Stadtkurs erst einen Zähler eingefahren und der sprang lediglich durch die Disqualifikation der beiden Ferrari und des Alpines von Pierre Gasly in China heraus. Sainz hatte in den ersten vier Rennen mit der Umstellung auf den ungewohnten Williams zu kämpfen.

Vor wenigen Wochen bat der 30-Jährige noch um Geduld: "Das ist mir bei meinen Teamwechseln immer passiert. Manchmal fehlt es an der Rennpace, manchmal am Reifenmanagement." Der viermalige GP-Sieger hatte zu Saisonbeginn auch seine Achillesferse identifiziert. "Im Qualifying kann ich mich einfach nicht genügend steigern." In Bahrain und Saudi-Arabien schaffte es der Madrilene erstmals in Q3 und schlug zweimal in Folge Teamkollege Albon, der in den ersten Formel-1-Rennen die Oberhand hatte.

Carlos Sainz - Williams - GP Saudi-Arabien 2025 - Jeddah - Formel 1
Rudy Carezzevoli via Getty Images

DRS-Poker geht auf

Dank der starken Pace von Sainz konnte Williams in Jeddah erstmals in die Trickkiste guten Teamworks greifen. Sainz ließ Albon bewusst ins DRS-Fenster aufschließen, damit dieser sich gegen den aufholenden Isack Hadjar schützen konnte. "Wir hatten im Strategie-Meeting über die Möglichkeit gesprochen. Die beiden haben das perfekt umgesetzt", lobte Vowles beide Chauffeure.

Der Engländer hob die Komplexität des Tricks im Nachgang nochmal hervor. "Es ging darum, Carlos in den schnellen Kurven genug Vorsprung auf Alex zu geben, weil man da nicht überholen kann. Für die Geraden mit den DRS-Zonen mussten dann aber beide Autos wieder nah genug beieinander sein, weil dort überholt wird." Die meiste Kommunikation fand in den Schlussrunden mit Sainz statt, wie Vowles zugab. "Wir hatten uns bereits im Strategie-Meeting über die Herangehensweise ausgetauscht. Im Rennen haben wir dann häufiger mit Carlos gesprochen, weil er darauf achten musste, Alex vor den DRS-Zonen wieder ins Fenster zu lassen."

Sainz selbst äußerte sich zufrieden über den geglückten Coup. "Es war nicht einfach, denn auf dieser Strecke mit drei DRS-Zonen kann der kleinste Fehler teuer sein. Aber wir haben es perfekt hinbekommen und wichtige Punkte geholt. Ich bin sehr glücklich mit dem guten Wochenende."

James Vowles - Williams - GP Saudi-Arabien 2025 - Jeddah - Formel 1
xpb

Boxenstopps als Schwachstelle

Trotz des beachtlichen Saisonstarts gibt es bei Williams noch Optimierungsmöglichkeiten. Die Boxenstopps sind noch nicht auf dem allerhöchsten Niveau, auch in Jeddah waren sie aus Sicht von James Vowles zu langsam. Der Teamchef sieht aber erste Verbesserungen: "Wir haben dieses Jahr bereits einige Fortschritte bei den Boxenstopps erzielt und es wird in den nächsten Rennen noch mehr Updates auf technischer Seite bei den Stopps geben."

Die Erwartungen nach dem guten Saisonstart mit Punkten in vier von fünf Grands Prix sind gestiegen. In Miami (4.5.) steht eine weitere Bewährungsprobe für den Williams FW47 an. Vowles blickt optimistisch auf das Rennen in Florida: "Wir haben mit unserem Auto gezeigt, dass wir bei verschiedenen Bedingungen Punkte holen können. Und das auf allen Strecken, ob es nass, trocken, warm oder kalt ist. Unser Paket passt mittlerweile überall." Gute Voraussetzungen also, um Rang fünf bei den Herstellern verteidigen zu können.