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Williams erholt sich nur schleppend
Erst Prozesse, dann Erfolg

Williams wird die Saison 2022 auf dem letzten Platz abschließen. Es ist das Ergebnis fehlender Investitionen in den letzten Jahren. Auch in der nächsten Saison sollte man nicht zu viel vom Traditionsrennstall erwarten.

Williams - GP Japan 2022
Foto: Williams

Der vierterfolgreichste Rennstall nach Siegen in der Geschichte der Königsklasse krebst weiter im Tabellenkeller herum. Williams ist in dieser Saison abgeschlagen Letzter. Und wird auf dieser Position bleiben, wenn es in den abschließenden vier Rennen nicht noch zu einem Erdrutsch am Südpol der Tabelle kommt. Für den Traditionsrennstall ist dieser Ort inzwischen bekanntes Territorium. In vier der letzten fünf Saisons (seit 2018) war Williams ganz unten. Das Vorjahr war die Ausnahme.

Unsere Highlights

Seit 2018 hat Williams in 99 Grands Prix nur 39 WM-Punkte gesammelt. Mit dem FW44 kann sich das Team aus Grove nicht vom letzten Platz lösen. Der Williams ist das Auto mit dem geringsten Abtrieb im Feld. "Wir sind in Monza mit unserem High-Downforce-Paket auf einer Low-Downforce-Strecke gefahren", spotten sie selbst im Team. Mit Erfolg. Keine Strecke schmeckte dem Williams besser als das Autodromo. Es sprangen zwei WM-Punkte heraus, weil Ersatzmann Nyck de Vries sicher im DRS-Zug mitschwamm. Wenig Abtrieb bedeutet wenig Luftwiderstand. Nur der Topspeed stimmt.

In Suzuka gab es die nächsten Zähler. Die Risiko-Strategie von Nicholas Latifi mit einem frühen Reifenwechsel von Full Wets auf Intermediates zahlte sich aus. Der Kanadier, der am Saisonende gehen muss, kam parallel zu Sebastian Vettel in die Box und brachte die Punkte nach Hause – ohne Fehler, mit einer beherzten Fahrt.

Nicholas Latifi - Williams - Formel 1 - GP Japan 2022 - Suzuka
Motorsport Images
Williams in fünf von 18 Rennen in den Punkten: Latifi holte in Suzuka erstmals in dieser Saison zwei Zähler.

Williams-Windkanal mit Update

Die Erholung läuft schleppend. So recht scheint es bei Williams auch nach der Übernahme durch Dorilton Capital im Sommer 2020 nicht voranzugehen. Es wird beteuert, dass die Investment-Firma weiter voll hinter dem Team stehe. Dass man nicht an einen Verkauf denke. Dorilton muss Geld reinstecken, um Williams aufzupäppeln. Seit über zehn Jahren sei in die Infrastruktur des Rennstalls nicht richtig investiert worden. Klar, dass sich das auswirken muss und den Niedergang beschleunigt hat.

Das geht beim Windkanal los, der veraltet ist, und erstmal ein Update brauchte. Und setzt sich fort bei wichtigen Produktionsmaschinen. Im letzten Jahr musste Williams seine Chassis teilweise outsourcen. Es gab in der Fabrik nur eine Maschine, um das Monocoque zu bearbeiten, nachdem es aus dem Ofen gekommen war. Für diese Saison hat man sich eine zweite Maschine angeschafft, um beiden Chassis selbst den letzten Schliff zu verpassen.

Es gab auch keinen vernünftigen Getriebeprüfstand mehr. Die Anschaffung wäre zu teuer gewesen. Zehn bis zwölf Millionen, rechnen sie im Team vor. Williams deckt sich seit dieser Saison deshalb lieber bei Mercedes ein. Seither bekommt Grove die Kraftübertragung angeliefert. So kann sich Williams mehr auf die Kernbereiche des Fahrzeugbaus konzentrieren. Bereiche, die Rundenzeit bringen.

Williams - Formel 1 - GP Japan - Suzuka - Donnerstag - 6.10.2022
ams
Das Auto ist noch eine Baustelle. Die Werkzeuge sind veraltet. Der Neuaufbau des Teams braucht Zeit.

Williams braucht Zeit

Nicht nur die Infrastruktur bremst. Die neue Führung musste sich erstmal ein Bild von der Arbeitsweise im Team machen. Seit Februar 2021 steht Jost Capito als CEO der Mannschaft vor. Er holte mit Francois-Xavier Demaison einen alten bekannten aus VW-Zeiten als Technikchef ins Team. Doch FX, wie er genannt wird, soll sich mehr mit Prozessen beschäftigen müssen als mit dem Auto selbst.

Die neue Führung musste erstmal an die Basis heran. Prozesse neu aufgleisen, und ein richtiges Projektmanagement mit klaren Verantwortlichkeiten einrichten. Es heißt, zuvor habe es bei Williams mehrere kleine Grüppchen gegeben, die mehr oder weniger vor sich hingearbeitet hätten. Das uferte offenbar so aus, dass man im Team während der Konstruktionsphase nicht einmal gewusst haben soll, was gewisse Teile genau kosten. In Zeiten der Budgetdeckelung musste da sofort angesetzt werden.

Zu seiner Entschuldigung bringen die Verantwortlichen an, dass sich erstmal alles einspielen müsse. Da sollte man auch in der kommenden Saison nicht zu viel erwarten. Der Neuaufbau brauche Zeit. Man müsse langfristig denken. Mit Alexander Albon habe man einen Fahrer an Bord, der noch jung, aber gleichzeitig erfahren sei. Der 26-Jährige brachte Knowhow von Red Bull mit. Er kennt die Arbeitsweise in einem Topteam. So eines ist Williams schon seit über zwei Jahrzehnten nicht mehr. Manche im Team scheinen aber immer noch in der Vergangenheit zu leben.

Beim zweiten Fahrer dürfte es auf Nachwuchsmann Logan Sargeant hinauslaufen. Der US-Amerikaner wäre erstens nicht kostspielig. Und zweitens könnte er parallel zum Team wachsen. Ein junger Fahrer hat mehr Geduld. Die wird es brauchen, bis Williams sich wieder stärker nach oben bewegt. Es gehört auch zur Philosophie von Teamchef Jost Capito, junge Fahrer heranzuziehen. Einen wie Nyck de Vries hätte man sich gut fürs Team vorstellen können. Dass er sich für Alpha Tauri entschieden hat, war aber logisch. Es ist einfach das bessere und gefestigtere Team als Williams.

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