Williams bangt um Kostendeckel: Ersatzteillager nach Unfällen leer

Williams bangt um Kostendeckel  
Notfallplan bei weiterem Unfall

GP Katar 2024
Zuletzt aktualisiert am 30.11.2024

Williams hält einen zweifelhaften Rekord. Der Traditionsrennstall verzeichnete in dieser Saison elf Unfälle der Kategorie fünf, heißt Totalschaden. Fünf davon in den letzten drei Rennen. Das reduzierte das Ersatzteillager zeitweise fast auf Null. "Normalerweise hältst du von jedem Teil fünf oder sechs Einheiten. Wir hatten in letzter Zeit genauso viele schwere Unfälle. Da lässt sich leicht ausrechnen, wie viel noch übrig ist", rechnet Teamchef James Vowles vor.

Nach drei Totalschäden beim GP Brasilien gingen in der Fabrik in Grove eine Woche lang die Lichter nicht mehr aus. Die Mechaniker mussten aus dem beschädigten Material und neu produzierten Komponenten zwei rennfertige Autos und genug Ersatzteile zusammenzimmern, um in Las Vegas überhaupt teilnehmen zu können. "Es haben sich Leute in Teilzeit oder im Schichtbetrieb freiwillig gemeldet, länger zu arbeiten. Das zeigt die Moral in unserer Truppe", lobt Vowles.

Eine neue Nase für das Finale

In Las Vegas wurden die Fahrer angewiesen in den freien Trainingssitzungen mit angezogener Handbremse zu fahren. Erst ab der Qualifikation gab es freie Fahrt. Und prompt krachte es erneut. Vom Einschlag her war es der heftigste Crash des Jahres. Franco Colapinto wurde mit über 50 g verzögert. Trotz knapper Ressourcen schafften es die Williams-Monteure erneut ein fahrbares Auto auf die Räder zu stellen.

Franco Colapinto - Williams - GP Las Vegas 2024 - Formel 1
Motorsport Images

Die Teile, die noch zu reparieren waren und das beschädigte Chassis wurden nach England zurückgeflogen, um sie für die letzten beiden Rennen fit zu machen. Zusätzlich wurde noch eine neue Fahrzeugnase produziert. Bis auf das Chassis kam alles ins Katar-Gepäck. Nur die Karbonröhre wartet auf Abruf in Grove.

Notfallplan, um Geld zu sparen

Das hat Kostengründe. Der Transport des Chassis an den Arabischen Golf würde noch einmal richtig Geld kosten. Das will man sich wegen der angespannten Finanzlage sparen. "Wir lassen es in der Fabrik und beten, dass wir es nicht mehr brauchen", erzählt Chefingenieur Dave Robson. Nur bei einem weiteren massiven Unfall müsste ein Not-Transport organisiert werden.

Viel Luft haben die Fahrer nicht mehr. Jeder verfügt über eine Ersatz-Nase. Bei anderen Komponenten sind die Vorräte praktisch aufgebraucht. Alexander Albon fährt in Katar und Abu Dhabi die letzte Spezifikation des Williams FW46. Franco Colapinto muss sich mit der älteren Vorderradaufhängung begnügen.

James Vowles - Williams - Formel 1 2024
xpb

Strafe bei Kostenlimit-Bruch

Es hat einen Grund, warum Williams jetzt an allen Ecken und Enden spart. "Wir wissen noch nicht, ob wir den Budgetdeckel schaffen", bangt James Vowles. "Das wird sich erst Ende Dezember herausstellen. Wir sind gerade dabei in jedem Ressort noch ein bisschen Geld abzuzwacken, um die Unfallkosten auszugleichen."

Der Antrag jedem Team zwei Totalschäden vom Budget zu streichen, findet bei der FIA wenig Gegenliebe. Es wäre zu schwierig, den Gegenwert von Unfallschäden im Detail zu ermitteln. Wenn Williams das Kostenlimit reißt, dann droht dem Team wie Red Bull Ende 2022 eine Strafe. Das Strafmaß macht dabei keinen Unterschied, ob das Überziehen des Kontos durch schlampiges Wirtschaften oder eine unvorhersehbare Unfallserie verursacht wurde. Red Bull musste seinerzeit 7,5 Millionen Dollar bezahlen.