Alexander Albon fehlten noch sieben Runden beim Saisonfinale der Formel 1 in Abu Dhabi. In der 51. Runde lag der Williams-Pilot auf dem zehnten Platz. Doch dann bezahlte der Thailänder für seinen Boxenstopp in der 12. Runde. Ab da sollte Albon mit einem Satz harter Reifen bis zum Ende durchfahren. Doch je mehr sich die Gummischicht abhobelte, um so tiefer fielen die Reifentemperaturen. "Am Ende konnte ich nicht mehr schnell genug fahren, um Wärme in den Reifen zu halten."
Ein Punkt hätte dem leidgeplagten Rennstall gutgetan. Nicht, dass er etwas an der WM-Position geändert hätte. Der WM-Siebte von 2023 rutschte in diesem Jahr auf Platz neun ab. "Als wir Punkte hätten holen können, war unser Auto zu schwer. Später haben uns die anderen überholt, weil sie mehr Upgrades gebracht haben als wir. Bei uns richtete sich der Fokus immer auf 2026", zog Albon Bilanz.

Williams ist einsamer Spitzenreiter in der Unfallstatistik der Formel-1-Saison 2024.
Unfallschäden von 5,7 Millionen Pfund
Ein großer Entwicklungsschritt war zu wenig, um sich mit Alpine, Haas und Toro Rosso zu messen. In dem kleinen Fenster, in dem der FW46 von den Änderungen profitierte, sammelte Williams 13 Punkte. Dann begann eine Unfallserie, wie man sie noch selten gesehen hatte. Williams zählte in den 24 Rennen insgesamt 17 Unfälle, elf davon der Kategorie fünf. Man kann auch von Totalschäden sprechen.
Allein die drei Kapitalabflüge in Interlagos haben das Team laut Teamchef James Vowles 4,2 Millionen Pfund gekostet. Franco Colapintos Crash in Las Vegas erhöhte die Rechnung um weitere 1,5 Millionen. Mit der Komplexität der Autos steigen die Unfallkosten. "Wenn es ein Rad an der Mauer abschlägt, kannst du fast sicher mit einer Million Schaden rechnen. Weil dann auch der Flügel kaputt ist, die Aufhängung, der Radträger, die Felgen, der Unterboden, die Seitenverkleidung", zählt Vowles auf.
Zuletzt mussten mehrmals auch die Chassis geflickt werden. In Abu Dhabi bekamen beide Fahrer ihr jeweils sechstes Getriebe und damit eine Startplatzstrafe. Die Materialkosten wiegen schwerer. Zum Glück blieb Williams innerhalb seines Motorenkontingents. Ein zusätzlicher Motor geht mit 1,4 Millionen Dollar in das Budget ein.

Die letzten Rennen flickten die Williams-Mechaniker die Autos zusammen. Die Kompromisse kosteten Rundenzeit.
Flickwerk kostet Rundenzeit
Unfälle bei Überseerennen sind eine logistische Herausforderung, weil Teile hin und hergeflogen werden müssen. Je größer, umso teurer. Am Ende der Saison war bei Williams das Ersatzteillager leer. Als Colapinto am Freitag einen Randstein unglücklich traf und den Unterboden beschädigte, musste er den Rest des Trainings zuschauen. "Die Mechaniker haben bis tief in die Nacht den Boden mit dem Material geflickt, das noch da war", erzählte Vowles.
Das Flickwerk kostet Rundenzeit. Jede Beschädigung, jedes Fremdteil im Patchwork des Bodens stört die Aerodynamik. Deshalb ersetzen die Teams von Zeit zu Zeit die Böden. Doch bei Williams gab es keinen Ersatz mehr. Hätte einer der beiden Fahrer in der Qualifikation sein Auto bei einem Unfall zerlegt, wäre er am Sonntag nicht gefahren. Die Fahrer wussten um die prekäre Lage. Das hat sie gleich drei Zehntel langsamer gemacht.
Stand Abu Dhabi wusste Williams noch nicht, ob man dieses Jahr im Kostendeckel bleibt. "Es wird sehr, sehr schwer", meinte Vowles mit ernstem Gesicht. "So viele Unfälle steckt kein Team so einfach weg. Und es ist schwierig, das bis Ende Dezember irgendwo anders einzusparen." Da ärgert man sich am Ende über Unfälle, bei denen der eigene Fahrer nur Opfer war wie in den Startrunden von Suzuka und Mexiko.

Teamchef James Vowles will das Budget für 2025 wegen der vielen Schäden dennoch nicht anfassen.
Muss Williams das 2025er-Budget anknabbern?
Doch die Finanzregeln sind gnadenlos. Sie unterscheiden nicht, ob der Unfall selbst- oder fremdverschuldet ist. Es gibt auch keinen Rabatt, wenn der Material-Verbrauch eine bestimmte Größe übersteigt. Der Vorschlag von Williams, ab dem zehnten großen Crash eine Million nicht dem Budget anzurechnen, fand bei der Behörde keine Gnade.
Williams könnte sich eine Anleihe vom nächstjährigen Budget nehmen, doch auch das ist mit einer Strafe verbunden. Wer fünf Millionen Dollar rausnimmt, kriegt im Jahr darauf zehn Millionen angerechnet. Dann lieber überziehen und Strafe zahlen. Die dann außerhalb der Obergrenze läuft.
Eine gute Nachricht gab es für Williams am Ende der Saison dann doch noch. Mit Carlos Sainz dockt auch die Santander Bank als Sponsor an. Das bringt wieder Geld in die Kasse.