Den Grand Prix von Spanien haben sich viele Ingenieure dieses Jahr fett im Kalender angestrichen. Schon in der Winterpause kündigte die FIA an, dass sich alle Teams bis zum Barcelona-Wochenende auf strengeren Frontflügel-Tests einstellen müssen. Wer die Carbon-Elemente in der Vergangenheit zu beweglich ausgelegt hatte, musste nachrüsten.
Ein flexibler Frontflügel, bei dem sich das Hauptblatt und die Flaps nach hinten biegen, senkt nicht nur den Luftwiderstand, was auf den Geraden zu höheren Top-Speeds führt. Die eingebaute Beweglichkeit hilft auch, den Setup-Spagat zwischen schnellen und langsamen Kurven zu optimieren.
In engeren Kurven wollen die Fahrer, dass die Vorderachse beim Einlenken zupackt. Hier ist viel Abtrieb gefragt, den ein steil stehender Frontflügel produziert. In schnelleren Ecken ist es für die Piloten angenehmer, wenn das Heck nicht so leicht ausbricht. Steht der Frontflügel flacher, verschiebt sich Aero-Balance automatisch nach hinten.
Seit dieser Trick in den letzten beiden Jahren Schule gemacht hat, gingen die Teams mit der Verbiegung immer extreme Wege. Die Entwicklung wurde immer weiter darauf abgestimmt. Mit der Verschärfung der Tests müssen die Ingenieure nun eine Vollbremsung hinlegen. Die Frage lautet, welche Autos mit den steiferen Flügeln am wenigsten Performance verlieren.
Einige Teams, darunter zum Beispiel McLaren, prophezeien, dass sich mit den neuen Regeln nicht viel am Kräfteverhältnis aus den ersten acht Rennen ändern wird. Andere, wie zum Beispiel Red Bull und Ferrari, hoffen, dass sich der Rückstand auf die Papaya-Autos spürbar reduziert.
Barcelona kann somit ein Wendepunkt in der Saison darstellen. Die abwechslungsreiche Strecke war schon immer ein guter Gradmesser für den Rest des Jahres. Wer hier keine Schwächen zeigt, ist überall gut dabei. Viele Teams machen von Barcelona auch abhängig, wie lange die Entwicklung an den 2025er-Autos überhaupt noch fortschreitet.
Das Wetter dürfte zu keinem zusätzlichen Drama führen. Die letzten Prognosen sehen für das ganze Rennwochenende trockene Bedingungen voraus. Die Höchsttemperaturen sollen die 25°C-Marke nur leicht überschreiten. Hitze würde vor allem McLaren freuen. Dann könnte man im Rennen wieder den Reifen-Joker ausspielen – wie zuletzt in Miami.

Barcelona ist eine Strecke mit allen Kurventypen und einer langen Gerade. Das fordert die Reifen stark. Pirelli bringt deshalb das härteste Set nach Spanien.
Die Strecke: Circuit de Barcelona-Catalunya
Der Circuit de Barcelona-Catalunya ist ein idealer Gradmesser für die Leistungsfähigkeit der Autos. Schnelle Kurven mit hohen Fliehkräften wechseln sich mit mittelschnellen und langsamen Ecken ab. Vor allem Allrounder sind gefragt. Wer hier gut aussieht, ist es in der Regel auch auf anderen Strecken. Weil alle Kurventypen untergebracht sind, ist ein effizientes Aerodynamik-Paket erforderlich.
Trotz zweier DRS-Zonen und der mehr als einen Kilometer langen Gerade ist das Überholen in Barcelona traditionell schwierig. Die Qualifikation bleibt also sehr wichtig. Der über 600 Meter lange Sprint in die erste Kurve ist einer der längsten in der ganzen Saison. Hier sehen wir oft Windschattenschlachten, bei denen die Verfolger den Mann auf der Pole-Position jagen.
Fast Facts
- Streckenlänge: 4,657 Kilometer
- Rundenzahl: 66
- Renndistanz: 307,236 Kilometer
- Anzahl Kurven: 14 (6 links / 8 rechts)
- Rundenrekord (Rennen): 1:16.330 min (Verstappen, 2023)
- Absoluter Rundenrekord: 1:12.272 min (Verstappen, Q3, 2023)
- Distanz von Pole-Position bis zur ersten Bremszone: 548 Meter
- Länge der Boxengassen: 369 Meter
- Zeit in der Boxengasse bei Speedlimit: 17 Sekunden
- Vollgas-Anteil (Rundendistanz): 73%
- Top-Speed: 325 km/h
- DRS-Zonen: 2 (T9-T10, T14-T1)
- Reifensorten: C1, C2 & C3

McLaren muss sich in Barcelona auf viel Druck von Red Bull und Ferrari einstellen.
Das Setup
Seit 1991 ist Barcelona fester Bestandteil des Kalenders. Die Techniker kennen die Tücken der Strecke fast in- und auswendig. Die wechselnden Winde vom nah gelegenen Mittelmeer können ab und zu für Überraschungen sorgen. Die Flügel müssen auf dem Circuit de Barcelona-Catalunya sehr steil gestellt werden, um genügend Abtrieb und Stabilität für die schnellen Kurvenkombinationen zu bieten.
Bremsverschleiß ist normalerweise kein Thema. Auch die Motoren werden nicht übermäßig belastet. Die Reifen sind dagegen regelmäßig ein Spannungsfaktor im Rennen. Pirelli bringt wie üblich die ganz harten Mischungen C1 bis C3. Die schnellen Rechtskurven T3 und T9 belasten den linken Vorderreifen besonders.
Die Upgrades
Barcelona zählt wie bereits erwähnt zu einer der Referenzstrecken der Formel 1. Nach der Upgrade-Welle in Imola erwarten wir hier erneut viele neue Teile an den Autos. Sauber hat bereits angekündigt, ein größeres Paket zu bringen. Auch Mercedes will noch einmal ordentlich nachlegen.
Spannender ist aber der Blick auf die neuen Regeln. Auf die verschärften Belastungstests müssen die meisten Teams mit verstärkten Flügeln reagieren. Von außen werden die Änderungen in den meisten Fällen gar nicht sichtbar sein. Mercedes hatte schon in Bahrain und Imola Testläufe mit einem steiferen Barcelona-Flügel durchgeführt.

Seit 2016 haben sich Max Verstappen und Lewis Hamilton die Spanien-Siege unter sich aufgeteilt.
Die Favoriten
Auf der Favoritenliste steht McLaren natürlich wieder ganz oben. Die hohen Temperaturen und der überdurchschnittliche Reifenverschleiß sprechen für Oscar Piastri und Lando Norris. Die beiden Papaya-Piloten reisen nur drei Punkte voneinander getrennt nach Katalonien. Das könnte für internen Zündstoff sorgen.
Max Verstappen sollte wieder deutlich konkurrenzfähiger sein als noch in Monaco. Die schnellen Kurven von Barcelona sind genau nach dem Geschmack des RB21. Schon in Imola hat der Weltmeister gezeigt, dass er zur Stelle ist, wenn sich nur eine kleine Chance bietet. Seit 2016 haben nur zwei Fahrer in Barcelona gewonnen: Max Verstappen und Lewis Hamilton.
Apropos Hamilton: Für Ferrari wird Barcelona die letzte Chance, doch noch die Wende einzuleiten. Die Scuderia muss endlich ihr Reifenproblem im Qualifying in den Griff bekommen. Und das Setup-Fenster muss größer werden. In Monaco konnte man sich ganz auf die langsamen Kurven konzentrieren. In Barcelona sind wieder Allrounder-Qualitäten gefragt.
Auch Mercedes reist mit Bedenken nach Spanien. Beim Silberpfeil war dieses Jahr schon zwei Mal der Reifenverschleiß die Achillesferse. Wenn man das Problem nicht in den Griff bekommt, droht auf der reifenmordenden Strecke in Barcelona ein Waterloo.
Williams hat in den letzten Rennen bewiesen, dass der Speed zwar nicht für ganz vorne reicht, aber das Auto so konstant ist, dass man bei Schwächen der Konkurrenz Punkte abstauben kann.
Dahinter warten im engen Mittelfeld auch Toro Rosso, Aston Martin, Haas und Alpine auf Ausrutscher. Sauber blieb zuletzt ein gutes Stück von den Top-Ten-Plätzen entfernt. Hier müssen die Fans des Schweizer Teams hoffen, dass die Upgrades zünden.
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Zeitplan GP Spanien 2025