Max Verstappen ist der teuerste und beste Fahrer der Formel 1. Selbst George Russell hat kürzlich gesagt, dass der Niederländer bei jedem Team ganz oben auf der Liste stehen würde, wenn er zur Verfügung stünde und noch Cockpits frei sind. Eigentlich steht Verstappen aber nicht zur Verfügung. Er ist noch drei Jahre an Red Bull gebunden.
Es gibt aber noch ein kleines Fenster, das Team zu verlassen. Dazu muss Verstappen in der Fahrerwertung bis Ende Juli schlechter als auf Rang 3 platziert sein. Im Moment ist das nicht der Fall. Aber Russell liegt nur neun WM-Punkte zurück und die McLaren-Piloten unerreichbar weit weg. Das regt die Phantasie im Fahrerlager an. Seit Wochen wird darüber diskutiert, ob Verstappen nicht vielleicht doch noch bei Mercedes landen könnte.
Max Verstappen kann die Mercedes-Frage schon nicht mehr hören. "Ich glaube, darüber müssen wir nicht mehr reden. Soll ich wiederholen, was ich letztes Jahr gesagt habe? Es ist die gleiche Antwort. Ich konzentriere mich aufs Fahren. Dann kommt irgendwann die Zeit, über nächstes Jahr nachzudenken."
Ein klares Bekenntnis zu Red Bull ist ihm genauso wenig zu entlocken wie eine Bestätigung, ob er mit Mercedes-Teamchef Toto Wolff Gespräche führt. Auch Toto Wolff verspürt keine Lust, weiter Öl ins Feuer zu gießen. "Alles läuft nach Plan. Vertragsverhandlungen finden nicht als öffentliche Bürgerversammlungen statt."

Laut Toto Wolff liegen die Verhandlungen mit George Russell noch im Zeitplan.
Wer müsste bei Mercedes weichen?
Zu Gesprächen mit Verstappen will sich der Österreicher nicht konkret äußern. Natürlich gibt es sie. Wolff wäre ein schlechter Teamchef, wenn er nicht alle Optionen ausloten würde. Er weiß aber auch, dass ihm im Moment die Argumente fehlen, George Russell vor die Tür zu setzen.
Der Engländer fährt in der Form seines Lebens. Verstappen und Russell in einem Team wäre die bestmögliche Fahrerpaarung und ein starkes Gegengewicht zu McLaren und Ferrari. Aber dabei bestünde auch, wie es Alex Albon mal ausgedrückt hat, eine große Gefahr von Feuerwerk.
Müsste Russell gehen, könnte Mercedes mit der Verpflichtung Verstappens die Karriere von Andrea Kimi Antonelli aufs Spiel setzen. "Gegen Max sieht jeder schlecht aus. Für Antonelli käme Verstappen in seinem zweiten Jahr zu früh", urteilt Red-Bull-Sportchef Helmut Marko.

Russell und Verstappen - das wäre ein explosives Fahrerduo.
Zwei Ausstiegs-Szenarien für Max
Verstappen wird für Mercedes ohnehin erst akut, wenn sich der Holländer dazu entschließen sollte, Red Bull zu verlassen. Dafür gibt es zwei Möglichkeiten. Der elegante Weg wäre, wenn die Ausstiegsklausel in Kraft tritt. Der Fahrerlagerfunk meldet jedoch, dass Verstappen-Clan noch an einem zweiten Ausweg arbeitet.
Im Prinzip würde der Weltmeister gerne bei der Marke bleiben, die ihm den Weg in die Formel 1 geebnet hat und für die er jetzt schon im elften Jahr fährt. In Zukunft offenbar nur noch unter einer Bedingung. Das Team muss sich strategisch neu aufstellen. Daran soll die Forderung geknüpft sein, dass Teamchef Christian Horner entweder ausgetauscht oder in seiner Machtfülle beschnitten wird.
Horner hält bei Red Bull derzeit alle Zügel in der Hand. Er ist der Chef des Rennteams, der Techniksparte, der Motorentwicklung RB Powertrains und des Marketings. Die Chefposten bei Red Bull sollen künftig nach dem Vorbild McLaren auf mehrere Schultern verteilt werden.

Der Verstappen-Clan setzt Teamchef Christian Horner angeblich unter Druck.
Nicht einfach, Horner zu ersetzen
Bis jetzt hatte Horner stets die Rückendeckung der thailändischen Mehrheits-Eigentümer. Doch die Yoovidhya-Familie ist internen Stimmen zufolge einer Umstrukturierung nicht mehr bedingungslos abgeneigt. Die Salzburg-Fraktion sorgt sich um das Image der Marke.
Die sportliche Talfahrt hat alle nervös gemacht. Sie wissen auch, dass der Rennstall ohne Verstappen nur noch die Hälfte wert ist. Das zeigt sich am zweiten Fahrer. Und man kann sich auch ausrechnen, dass Verstappen einem Mercedes-Motor für die neue Motorenformel mehr zutraut als Red Bulls Eigengewächs.
Es ist aber keine einfache Aufgabe, Horner zu ersetzen. Der 51-jährige Engländer ist kein Alibi-Teamchef, sondern ein harter Arbeiter. Er ist jeden Tag in seinem Büro in der Firma. Er hat 21 Jahre Erfahrung. Er ist politisch exzellent vernetzt. Deshalb lautet eine Option für eine weitere Zusammenarbeit, die Einmann-Show an der Spitze des Rennstalls zu beenden und die einzelnen Abteilungen von unterschiedlichen Managern leiten zu lassen.
Da fallen natürlich auch schon Namen. Zum Beispiel Toro Rossos CEO Peter Bayer oder der frühere McLaren-Teamchef und Audi-Projektleiter Andreas Seidl, der zu Red Bull gute Kontakte hat. Auch Oliver Oakes stand einmal hoch im Kurs, doch der hat derzeit juristische Probleme, die ihn zu einem überstürzten Abschied von Alpine bewogen haben.

Lange will Toto Wolff nicht mehr mit der Fahrerentscheidung für 2026 warten.
Sommerpause als Deadline
Die Entscheidung, wo Verstappen 2026 fährt, soll bis zur Sommerpause fallen. Länger kann Wolff seine Fahrer nicht hinhalten. Dafür spricht auch sein Spruch nach dem GP Österreich: "Wir wollen keine Sadisten sein und unsere Fahrer länger warten lassen, als es nötig ist."
Unterdessen stärkt er seinen Fahrern den Rücken: "Es ist eine Aufstellung, mit der wir sehr zufrieden sind. George steht automatisch ganz oben auf unserer Liste, weil er Rennen gewinnt, und weil er ein Mercedes-Junior ist. Wir haben ihm in den letzten drei Jahren kein Auto gegeben, mit dem er einen Titel gewinnen konnte. Wenn das Auto mal gut lief, hat er alles herausgeholt, was drinsteckt. Kimi entwickelt sich weiter positiv. Er hat bis jetzt alles erfüllt, was man von einem angehenden Champion erwarten kann."
Horner glaubt, dass Mercedes mit seinen Fahrern längst handelseinig ist, sich mit einer offiziellen Verkündung aber zurückhält, um Red Bull in Unsicherheit zu wiegen. "Außerdem hört sich George auf dem Markt nicht intensiv genug um. Wenn er Angst um seinen Platz hätte, würde er sich um Alternativen kümmern." Was Russell bestätigt: "Es gab Anfragen anderer Teams, aber ich habe allen gesagt, dass Mercedes meine erste Wahl ist."