So ändern sich die Zeiten. Bis vor ein paar Rennen hätte Max Verstappen nichts anderes akzeptiert als die Pole Position und den Sieg. Auf heimischen Boden sowieso. Doch nachdem der Holländer schon vier Rennen auf seinen 62. Sieg wartet, hat sich die Perspektive verschoben. Verstappen ist auch mit zweiten Plätzen zufrieden. Vor allem, nachdem er mit weniger rechnen musste.
Am Freitag rangierte der Weltmeister noch auf dem 5. Platz, knapp drei Zehntel hinter der Bestzeit. Und in der Qualifikation zu seinem Heimspiel sah es lange so aus, dass zwei McLaren für die erste Startreihe abonniert sind. Da schien es wahrscheinlicher, noch einen Platz an Mercedes zu verlieren, als das McLaren-Duo zu sprengen.
Verstappen gibt sich bescheiden
Doch als es im Q3 um die besten Startplätze ging, war der Holländer topfit. Er stellte seinen Red Bull neben Lando Norris in die erste Startreihe und meinte völlig ungewohnt: "Ich bin happy mit meinem zweiten Platz. Wichtig war, in die erste Reihe zu fahren."
Max Verstappen musste Lando Norris den Vortritt lassen.
Verstappen akzeptierte, dass die Pole-Position außer Reichweite lag. Norris hängte ihn um 0,356 Sekunden ab. Das ist in Zandvoort eine Welt. Und Oscar Piastri hätte ihn wahrscheinlich auch geschlagen, wenn er im zweiten Teil der Runde nicht so viel Zeit hätte liegen lassen. Deshalb redet Verstappen auch seine Siegchancen klein: "Wir müssen bei über drei Zehntel Rückstand realistisch bleiben."
Auch Red Bull-Sportchef Helmut Marko atmete auf. "Das ist besser als erwartet. Aber Max muss heute für so ein Resultat ganz andere Risiken eingehen als früher." Die Norris-Zeit war unerreichbar, doch zwei Zehntel wären noch drin gelegen. "Max hatte in Kurve 13 einen Wackler. Bis dahin war er fast gleich schnell wie Norris."
Verstappen mit mehr Abtrieb
Red Bull hatte auch seinen Anteil an der Auferstehung. Verstappens Ingenieure entschieden sich für mehr Abtrieb als am Vortag. Bei Sergio Perez dagegen waren die Flügel flacher eingestellt. Der Mexikaner war in allen vier Messstellen der Schnellste. Verstappen rangierte bei den Speed-Messungen wie Norris im letzten Drittel.
Verstappen hatte viel Unterstützung von den Fans.
Im direkten Vergleich holte Norris seine Zeit im ersten und dritten Sektor, während Verstappen den McLaren im Mittelabschnitt um 88 Tausendstel abhängte. Im Q1 war das noch umgekehrt. "Da haben auch individuelle Fehler mit hineingespielt", relativierte Marko.
Norris hätte lieber seinen Teamkollegen Oscar Piastri als Beistand in der ersten Startreihe gehabt. Prompt musste er sich wieder Fragen gefallen lassen, ob ihn seine Startschwäche auch bei nur 164 Metern Anlauf in die Tarzan-Kurve einen Streich spielen könnte. Der Herausforderer wollte sich darauf nicht einlassen. "Ich will dieses Rennen gewinnen, aber ich bin nicht verzweifelt. Das wäre kontraproduktiv."
