Max Verstappen und Lando Norris waren in der Qualifikation zum GP Las Vegas nur Nebendarsteller. George Russell, Carlos Sainz und Pierre Gasly stahlen ihnen die Show. Wenn man den starken Rennspeed der Ferrari und die erstaunlich konstante Form der Mercedes miteinrechnet, dann wäre ein Podiumsplatz für die beiden WM-Gegner im Rennen schon ein Erfolg.
Nur zeitweise sah es so aus, als könnten Verstappen und Norris in den Kampf um die erste Startreihe eingreifen. "Die Pole-Position war außer Reichweite. Aber für den zweiten oder dritten Platz hätte es bei einer optimalen Runde für Max vielleicht reichen können", rechnete Red-Bull-Sportdirektor Helmut Marko vor. Der Weltmeister baute in die entscheidende Runde in den Kurven 9 und 14 zwei kleine Fehler ein.

Max Verstappen hatte Probleme, die Reifen ins Temperaturfenster zu bringen.
WM-Rivalen mit Fehlern
Bei Red Bull vermutet man, dass der Gripverlust an diesen Stellen möglicherweise damit zu tun hat, dass die Reifen nicht richtig in ihrem Temperaturfenster waren. Bis zum Q3 war Verstappen mit jeweils zwei Präparationsrunden vor dem eigentlichen Qualifikations-Versuch gut gefahren.
Im Finale des Q3 lief dem Niederländer die Zeit davon. Da musste eine Aufwärmrunde reichen. Und so war er im ersten Sektor vielleicht eine Spur zu aggressiv und bezahlte dann mit zu heißen Reifen in den entsprechenden Kurven im zweiten Teil der Runde.
Lando Norris hatte andere Probleme. Sein McLaren zeigte sich bei den tiefen Temperaturen und dem glatten Streckenbelag flügellahm. "Wir hatten zwei Tage lang das gleiche Problem. Es war unheimlich schwer, die Reifen in ihrem Temperaturfenster zu halten und präzise am Limit zu fahren. Unser Auto mag diese Bedingungen nicht", beschwerte sich Norris.
Dann ging es ihm nicht besser als seinem WM-Rivalen. "Ich habe in meine schnellste Runde zwei kleine Fehler eingebaut." Und die beiden WM-Spitzenreiter hatten noch etwas gemeinsam. "Im letzten Versuch habe ich bei der Vorbereitung der Reifen etwas anders gemacht als vorher", erzählte Norris. Ich habe mich auf eine Präparationsrunde beschränkt. Davor bin ich eine schnelle Runde gefahren, eine zum Abkühlen und noch eine schnelle."
Teamchef Andrea Stella liefert die technische Erklärung, warum das beste Auto der zweiten Saisonhälfte auf Kriegsfuß mit kühlem Wetter und wenig Grip von der Strecke steht. "Dann kommt es darauf an, über den Reifen genügend Grip zu generieren. Der gewählte Abtrieb ist eigentlich zweitrangig. Mit den hohen Startdrücken, die in Las Vegas vorgeschrieben waren, haben wir so unsere Schwierigkeiten. Wir haben verschiedene Methoden durchprobiert, die Reifen in ihr Fenster zu bringen, haben uns aber vom Q1 zum Q3 kaum noch verbessert."

Lando Norris muss im Rennen drei Punkte gutmachen auf Verstappen. Andernfalls ist die WM entschieden.
Norris setzt auf harte Reifen
Norris muss auf den Weltmeister drei Punkte aufholen, wenn er im WM-Kampf bleiben will. Von seinem sechsten Startplatz aus nicht unmöglich, doch auch nicht gerade einfach, mit einem Verstappen, der schräg vor ihm startet und am Donnerstag in den Longruns den besseren Eindruck gemacht hat.
Norris setzt seine ganzen Hoffnungen auf die harten Reifen, die im Training praktisch keiner gefahren ist. "Auf diesem Reifentyp geht unser Auto normalerweise am besten. Wenn wir auf den Medium-Reifen das Körnen einigermaßen überstehen, haben wir gegen Max eine Chance."
Verstappen beansprucht für sich und seinen Red Bull das Gleiche. Auch Red Bull setzt auf die harten Reifen. Beide Teams hoffen, dass die Strecke in der zweiten Rennhälfte mit mehr Gummi auf der Bahn auch mehr Haftung bietet und dann die Qualitäten des Autos mehr zur Geltung kommen.
Insgeheim hat sich Norris schon damit abgefunden, dass Samstagnacht in Las Vegas der alte und neue Weltmeister gekrönt wird. "Ich werde mein Bestes geben. Und wenn es nicht reicht, ändert sich für mich nichts. Wenn es nicht sein soll, dann ist es eben so. Wir haben die WM nicht in Las Vegas verloren, sondern in den ersten vier Rennen."